Der kommende Gegner des 12. Spieltags lautet Greuther Fürth. Tabellenplatz 18. Ein Punkt auf dem Konto, zudem die meisten Gegentore der Liga kommen.
Der Gegnercheck soll nun zeigen, wo dessen Probleme sind.
Mit bisher 29 Gegentoren hat das Tabellenschlusslicht die meisten Tore der ersten Bundesliga bekommen.
Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle:
– Konteranfälligkeit, durch fehlendes Durch- und Absichern
– zu passives 1-gg-1-Verhalten im Zweikampf gegen den Ball
– eine zu engstehende und zentrumlastige 4er-Kette
Fehleranalyse
Das übliche Bild eines Aufsteigers erfüllt die Mannschaft von Trainer Stefan Leitl nicht. Sie sind keineswegs eine tiefstehende Mannschaft, die sich im defensiven Spieldrittel einnistet.
Die Mannschaft ist gewillt im Mittelfeld ein Pressing auszulösen und im besten Falle durch offensives Umschaltspiel erfolgreich zu sein. Natürlich spielt die fehlende Erfahrung und auch sicherlich die individuelle zu geringe Qualität eine Rolle bei den Ausführungen der Aktionen, aber der Plan Fußball zu spielen ist definitiv nicht ängstlich.
Beim Lob des „nicht Einnistens“ hat die Mannschaft jedoch Probleme in der Verteidigung der Konter in verschiedenen Szenarien, sodass Konterchancen und auch Tore des Gegners nicht selten entstehen.
Beispiel Ligaspiel in Mainz
Nach eigenem Abwurf in der Hälfte der Mainzer, verlieren die Kleeblätter das Duell um den ersten, sowie den zweiten Ball, sodass Mainz in Ballgewinn gelangt. Mainz konnte schnell auf Burkhardt spielen, der auf Höhe Mittellinie rechts raus auf den Flügelverteidiger Widmer verlagern konnte.
Grundsätzlich ist die Ausgangslage in der Abbildung 1 nicht schlecht. Man hat fünf Spieler gegen den Ball stehen.
Jedoch ist die Situation zu mutlos und passiv verteidigt. Das Gegenpressing von Green (Abbildung 2) fehlt komplett, da er versucht den Laufweg von Widmer mitzugehen, den er nicht mitgehen kann.
Ein Lösungsweg des Pressings ist es, Überzahl in Ballnähe zu schaffen und den Gegner direkt zu attackieren. Wenn Green den Mainzer Burkhardt in Abbildung 2 gepresst hätte, könnte Linksverteidiger Itter rausschieben, und a) im besten Fall den Laufweg von Widmer brechen, aber b) mindestens ein 1-gg-1- mit dem Flügelverteidiger provozieren.
Auch gegen den FC Bayern ausgekontert worden
Das sich der Aufsteiger vom Rekordmeister auskontern lässt, ist bitter, zeigt aber auch hier, für welchen grundsätzlichen Fußball Greuther Fürth und Stefan Leitl stehen möchte.
Dennoch kommt der Aufsteiger auch hier nicht um die BorussiaExplained Fehleranalyse herum…
Das mannorientierte Spiel zog der Rechtsverteidiger Meyerhöfer mutig durch, bis ins Angriffsdrittel hinein, als er mit Gegenspieler Leroy Sane mitlief.
Als Leroy Sane und Kimmich die Situation erfolgreich auflösten und dann auf Davies verlagern konnten, war Meyerhöfer aus dem Spiel und der Konter eröffnet.
Das mutige Spiel ist lobend zu erwähnen, jedoch muss dies dann auch von allen Mannschaftsteilen konsequent ausgelebt werden. Ja, es sind sieben Fürther ausgespielt, drei Spieler stehen nur noch in letzter Linie, aber eben nicht in Unterzahl.
Das fehlende Durchsichern ermöglicht Davies den Freiraum, den er bis in die Box hinein gehen kann, und im Rückraum Thomas Müller als erfolgreichen Abnehmer fand.
Die Situation ist vergleichbar mit der eben dargestellten in Mainz. Zwar ist dieses Mal kein Druck auf den Passgeber möglich, aber eine Verschiebung der Kette (Abb. 10), um ballnah präsent zu sein, hätte den Konter verhindern können.
Zu zentrumlastiges Verteidigen der 4er-Kette
Gerade zu Beginn der Saison versuchten die Kleeblätter mit der Grundordnung 4-Raute-2 einen Zugriff gegen den Ball zu finden.
Die Außen werden in einer solchen Grundordnung eher sekundär behandelt, da es primär um die Zentrale geht.
Doch diese wurden so vernachlässigt, dass sich der Gegner dies – mit gut vorbereiteten Flanken – zum Vorteil machte.
Arminia Bielefeld konnte, nach einem gewonnen Ball im Mittelfeld, auf den hochstehenden Rechtsverteidiger der Bielefelder rausspielen. Die 4er-Kette der Mannschaft von Stefan Leitl war arg eingerückt, sodass Itter als Linksverteidiger einen langen Weg auf die Außen hatte.
Der fehlende Druck sorgte dafür, dass Brunner die Flanke vorbereiten und auf den zweiten Pfosten schlagen konnte, die Fabian Klos in der Box verwertete.
Im Zentrum ist Gleichzahl in letzter Linie vorhanden, vor der Kette hatte man durch die Raute Überzahl, sodass die Außenverteidiger mit einem guten Gespür und Timing für das Rausschieben, den Gegner im 1-gg-1 auch auf den Außen hätte kontrollieren können.
Auch gegen die SGE fehlende Kontrolle auf den Außen
Am 11. und bisher letzten Spieltag spielte Greuther Fürth gegen Eintracht Frankfurt in der Grundordnung 4-3-3. Macht aus den vorhin genannten Gründen Sinn, da man den Zugriff im Zentrum nicht verlieren wollte, gleichzeitig aber diesen auch auf den Außen haben möchte.
Dies wurde aber in letzter Konsequenz auch nicht erreicht. In Abbildung 14 zu erkennen, sieht man die sehr engstehende 4er-Kette, die vor allem den – aus Gegnersicht – linken Halbraum nicht unter Kontrolle hatte.
Durch einen Lauf in die Tiefe, ließ sich der Rechtsverteidiger der Kette mitziehen, vergrößerte den sowieso großen Raum für Kostic noch einmal mehr.
Die Verlagerung von Rode auf Kostic gelang, sodass der Serbe den am (ähnlich wie Klos mit Bielefeld gegen Fürth) zweiten Pfosten stehenden Borre fand.
Fazit
Ja, die Borussia ist am morgigen Samstag definitiv der Favorit. Möchte man den Ambitionen gerecht werden, darf nichts anderes zählen, als ein Sieg.
Doch die Warnung, dass Greuther Fürth dem aktuellen Punktestand nicht gerecht wird, gebe ich aus!
Der Trainerplan ist deutlich erkennbar, die Ansätze stimmen, und gerade das mutige Spiel gegen den Ball ist lobenswert, aber wird (auch durch die in der Einleitung benannte fehlende Erfahrung/individuelle Qualität) nicht in letzter Konsequenz durchgezogen, sodass sich für den Gegner definitiv nach Ballgewinn Räume ergeben können.
Natürlich sind nun keine großen Räume für die Borussia zu erwarten, gerade in Auswärtsspielen ist der Plan von Trainer Stefan Leitl einen Tick defensiver formatiert, aber auch dann ist der Aufsteiger gerade über die Außen zu knacken.