Nachdem Schalke 04 in Mainz gewonnen hatte, standen die Bochumer bereits am vergangenen Samstag unter Druck. Während sie nach dem 26. Spieltag noch auf Rang 14 mit 5 Punkten Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz 17 rangierten, finden sie sich nach dem 31. Spieltag genau dort wieder. Dies liegt nicht zuletzt an Vorstellungen, wie der am Samstag im Borussia Park. @marc (@ZonalMarc) hat sich das Spiel für euch angeschaut und erläutert die Bochumer Schwächen.
Der Matchplan
Die Bochumer setzten, wie gewohnt, im eigenen Ballbesitz weniger darauf, das Spiel von hinten heraus aufzubauen, sondern versuchten mit Flugbällen von Keeper Manuel Riemann die Gladbacher Linien zu überspielen. Dabei war Philipp Hoffmann der Zielspieler und sollte die Bälle entweder fest machen und direkt auf die nachrückenden Asano, Zoller oder Antwi-Adjei ablegen oder aber verlängern. Besonders relevant hierfür war zu Beginn die Sicherung des zweiten Balles im Zentrum. Wie unten zu sehen, setzte man auf eine Raute im Zentrum bestehend aus Asano, Masovic, Losilla und Zoller, während Antwi-Adjei die Tiefe versuchte zu attackieren.
Zu selten gelang es den Gästen hierbei jedoch, Situationen wie die untere, zu kreieren. Nach gewonnenem Kopfballduell von Hofmann schaffte man es genau ein einziges Mal in 90 Minuten direkt vertikal zu spielen.
Der Matchplan gegen den Ball
Die Fohlen agierten im 4-2-3-1, woraus im Aufbau immer wieder ein 4-3-3 wurde, sofern sich Neuhaus oder Hofmann ins Zentrum fallen ließen. Wie gewohnt, setzte das Team von Daniel Farke auf das spielerische Element und wurde dafür belohnt, weil die Bochumer einige Probleme in ihrem Pressingverhalten hatten.
Die Probleme des Bochumer Anlaufens
Durch das direkte Anlaufen der Gladbacher Innenverteidigung Elvedi und Friedrich schaffte es Bochum immer wieder die Fohlen, insbesondere Marvin Friedrich, auf den rechten Fuß zu locken und die Spieleröffnung zu forcieren. Die erste Pressinglinie funktionierte zeitweise hervorragend, problematisch wurde es jedoch danach. Antwi-Adjei kommt ins Dilemma, ob er im Zentrum Hofmann schließt oder Lainer presst und steht somit im Raum und ermöglicht es den Gladbachern, trotz gutem Pressing vorab, sich aus diesem einfach zu lösen.
Auch in nächster Linie waren die Abstände der Gäste zu groß und so bekam man kaum Druck auf die Borussia. Losilla und Danilo Soares können weder Neuhaus noch Hofmann am Aufbau hindern und ermöglichen es den Gladbachern, Pléa in Szene zu setzen. Das Zentum wurde somit nahezu nie geschlossen und der Gastgeber konnte sich aus dem Pressing „Light“ immer wieder befreien.
Individuelle Fehler der Gäste
Neben dem schlecht abgestimmten Pressing leisten sich die Gäste auch immer wieder haarstäubende Aussetzer. In Minute 27 presst Soares beim Einwurf Pléa, obwohl dieser direkt bewacht wird und gibt den Raum für Koné auf.(siehe Bild oben). Dass die Borussia hier nicht bereits in Führung geht, liegt nur am unzureichenden Abschluss von Manu Koné.
Zudem kommen die Außenverteidiger nach Offensivaktionen zu spät in ihr Positionsspiel zurück und die Bochumer laufen immer wieder in Konter. So können die Fohlen bereits in Minute 8 im eigenen Stadion kontern. Eine fatale Struktur für ein Team, dass jeden Punkt benötigt.
Der Rückstand als Hypothek
Das oben bereits beschriebene Muster setzte sich aus Sicht der Bochumer zu häufig fort. So auch beim zwischenzeitlichen Führungstreffer der Borussia. Erneut bekommt Bochum trotz personelles Überzahl zu wenig Druck auf den Ball im Zentrum. So kann Gladbach Pléa finden, da Ordets zu spät vorschiebt. Durch Ngoumou´s tiefen Laufweg in den Rücken von Ordets, muss Schlotterbeck diesen aufnehmen und die Hausherren können via Koné auf die ballentfernte Überzahl mit Bensebaini verlagern.
Bochum verliert dann in der Folge komplett die Ordnung durch gutes Gladbacher Positionsspiel. So ist es erneut die ballentfernte Seite, die Bochum nicht verteidigen kann. Soares ist im 1 vs 2 gegen Ngoumou und Hofmann in der Bredouille und entscheidet sich mit Ngoumou falsch, wodurch Hofmann nach guter Hereingabe von Bensebaini zur Führung vollenden kann.
Bochum danach komplett verunsichert
Mit dem Rückstand hat Bochum Mühe, sich in die Pause zu retten. Soares mit dem Ball zur Ecke, dem anschließenden Ballverlust an Hofmann, den er grade noch ausbügeln kann und Riemann (siehe Bild unten) laden die Borussia zu Umschaltsituationen ein. Glück im Unglück für die Gäste: Borussia lässt all diese Chancen liegen und verpasst es, auf 2:0 zu stellen.
Thomas Letsch reagiert bereits zur Halbzeit
Zur Pause wechselt der Bochumer Coach seine beiden bis dahin katastrophalen Aussenverteidiger Gamboa und Soares aus und bringt Janko sowie Stafylidis.
Auch gegen den Ball agiert der VFL aus Bochum nun kompakter. Im 4-1-4-1 versuchen die Bochumer die Zwischenräume zu schließen und Gladbach noch mehr auf die Außen zu lenken, mit Erfolg.
Nach Ballgewinn geht es nun schneller in den Rücken der vorab aufgerückten Außenverteidiger der Borussen über Antwi-Adjei. So findet Bochum besser ins Spiel und hat folglich eine große Doppelchance, welche mit dem Kopfball an die Latte von Hofmann eingeleitet wird. Dass diese Chance ungenutzt bleibt, passt ins Bild, was der VFL an diesem Tag abgibt.
Vom Matchplan abgerückt und den Faden verloren
Nachdem die Bochumer ihre beste Phase rund um die Stundenmarke haben, schlagen sie sich erneut selbst. Anstatt bei ihrem Aufbau via Flugball zu bleiben, kehren sie diesem Weg den Rücken zu und versuchen es spielerisch durchs Zentrum.
Die Borrussen sind jedoch dank guter Spannung und ballnaher Überzahl sofort bereit und erobern in Person von Koné und Neuhaus immer wieder den Ball in der Vorwärtsbewegung der Bochumer und können ihrerseits schnell umschalten. Die Gelegenheiten von Ngoumou und Co. (siehe Bild unten) sind die Folge.
Individuelle Fehler gepaart mit Nachlässigkeiten
Nicht nur den Raum vor der eigenen Viererkette geben die Bochumer zunehmend auf durch Ballverluste in der Vorwärtsbewegung(siehe Bild oben), sondern auch den Raum im eigenen Strafraum (siehe Bild unten) geben sie, wie beim 2:0 von Stindl, zunehmend auf. Bemerkenswert hierbei ist, dass Kounde Malong, welcher nur 20 Minuten auf dem Platz ist, den Weg in die eigene Box nicht konsequent zu Ende verteidigt und somit Stindl den Schuss und anschließenden Kopfball erst ermöglicht.
Fazit: Der VFL Bochum muss mehr bei sich bleiben
In der Phase nach der Pause agierte der VFL Bochum deutlich kompakter und konzentrierte sich mehr auf das Umschalten nach Ballgewinn. Dass dieser Weg deutlich erfolgreicher ist, als das, was man zu Beginn der Partie zeigte, ist bezeichnend.
Wenn der VFL so spielt, wie in der ersten Halbzeit, wird der Klassenerhalt schwierig. Zu viele individuelle Fehler gepaart mit fehlenden Abständen im Angriffspressing lieferten den Grundstein für die Niederlage an Spieltag 31 im Borussia Park. Die letzten 3 Partien werden nun über den Verbleib in der Liga entscheiden. In diesen muss der VFL wieder konsequenter und mit weniger Fehlern agieren, wenn er den Ligaverbleib noch erreichen möchte.