Die Fohlen erkämpfen einen Punkt in Leverkusen dank einer teils sehr leidenschaftlichen Verteidigungsschlacht. Viel Zeit bleibt den Fohlen jedoch nicht, sich darauf auszuruhen, da es am kommenden Wochenende zu den Bayern geht. @marc (@ZonalMarc) erklärt anhand des Auftritts in Leverkusen und einigen Szenen der Bayern, worauf die Fohlen speziell in München achten müssen und was sie gegenüber dem Leverkusenspiel dringend ändern müssen.
Der Raum vor der Box
Gegen die Werkself schafften es die Fohlen oft die Räume in der Box zu verdichten. Dadurch, dass viel Personal in der Box gebunden war für diese Aufgabe, eröffnete sich den Leverkusenern des Öfteren der Raum vor der Box. Hier konnten sie dann immer wieder den Abschluss suchen, wie im oberen Bild gezeigt, oder die Hereingabe wählen, wie unten zu sehen. Entscheidend dafür war häufig ein vorangeganges Flügelspiel der Gastgeber. Die Fohlen versuchten hierbei am Flügel zu doppeln, wodurch ein Achter ballnah rausschob, welcher dann jedoch im Rückraum fehlte.
Auch die Bayern mögen diesen Raum und bespielen aus ihm gerne via Chipball den Raum hinter der letzten Linie des Gegners. Im Spiel gegen Bremen lässt sich genau dieses Muster erkennen, wo Werder ebenfalls auf die Boxverteidigung in Überzahl fokussiert ist und dadurch den Platz vor der Box gewährt. Die Fohlen müssen hierbei also im Verbund sauberer arbeiten, bedeutet konkret: die Flügel doppeln und das Anspiel in den Rückraum zu unterbinden oder aber bei einem erfolgreichen Rückpass sofort nachzuschieben und ein unbedrängtes Anspiel zu unterbinden.
Besonders bei diesen Halbfeldflanken darf untenstehende Situation nicht entstehen. Eine Gleich- oder sogar Unterzahl bei den Flankenempfängern muss zwingend verhindert werden. Kane wird sonst seine Abschlüsse bekommen und man kann nahezu die Uhr danach stellen, dass er trifft.
Mutiges Vorwärtsverteidigen
Gegen Leverkusen war die Borussia sehr wachsam gegen die Anspiele in den Halbraum und schaffte es immer wieder in Person von Nico Elvedi diese Anspiele direkt zu verteidigen. Die Fohlen werden zu 99% erneut im 5-3-2 agieren, was es ihnen erlaubt, einen Halbverteidiger vorzuschieben in diesen Situationen, ohne den Raum dahinter komplett zu öffnen. Bremen schaffte es nicht immer, in diesen Situationen, wie unten zu sehen ist, konsequent zu verteidigen und ermöglichte es den Bayern, in diesen Räumen mit zB. Musiala aufzudrehen und mit Tempo auf die Kette zu gehen.
Das Rausverteidgen alleine wird jedoch nicht genügen. Für den Fall, dass man es nicht schafft, den gegnerischen Spieler im Halbraum am Aufdrehen zu hindern, ist eine gute Restverteidigung essentiell. Der BVB schaffte dies zum Beispiel nicht, wodurch Bayern durch Kane auf Sané die Tiefe zu attackieren. Die Fohlen müssen also nicht nur auf das konsequente Vorverteidigen achten, sondern glechzeitig auf eine konsequente Tiefensicherung.
Umschaltsituationen
Gegen das Team von Xabi Alonso sind die Fohlen zweimal in eine ähnliche Situation geraten, als sie in der Tiefe durch das Tempo des Gegners geschlagen wurden. Essentiell hierbei war das Anpsiel auf Zielspieler Schick, welcher das Luftduel für sich entscheiden kann und den Ball in die Tiefe verlängert. Besonders das Tempo von Frimpong konnte den Fohlen dann weh tun, da er zweimal frei durch war. Die Grätsche von Florian Neuhaus sollte jeder Gladbachfan inzwischen gesehen haben, jedoch muss auch klar sein, dass so eine Situation in 9 von 10 Fällen zu einem Tor führen kann.
Auch die Bayern attackieren gerne in Umschaltsituationen die Tiefe aus einer breiten Position heraus. Wichtig wird es also für die Fohlen auch hierbei die Anspiele oder direkten Duelle zu gewinnen und das Anspiel in die Tiefe zu verhindern, da das Tempo der Münchener auf diesen Positionen den Gladbachern überlegen sein wird.
Grundliniendurchbrüche
Beide Topteams der Bundesliga vereint das Durchbrechen zur Grundlinie in ihrem Angriffsspiel. Gegen Leverkusen ließen die Fohlen diese Situation genau einmal zu. Als Grimaldo in Minute 59 durchbricht, geht die Werkself durch Frimpong fast in Führung. Auch die Bayern suchen diese Räume und wollen anders als Leverkusen seltener durch einen direkten Pass in den Raum kommen, als viel mehr durch direkte Eins-Gegen-Eins-Duelle in diese Räume am Flügel vorzustoßen. Die Borussia wird dies durch das anfangs erwähnte Doppeln möglicherweise verhindern können, jedoch dadurch die Innenbahn zwangsläufig irgendwann aufgeben müssen, wobei dann essentiell sein wird, ein Szenario wie gegen Leverkusen in der 60. Minute (vgl. zweites unteres Bild) zu vermeiden. In diesem funktioniert das Doppeln gegen den Grundliniendurchbruch, jedoch schieben die Fohlen nach und geben den ballentfernten Raum auf. Diesen kann Leverkusen dann finden und Grimaldo verzieht in ungewohnter Manier. Gegen die Bayern bedarf es einer ähnlichen Aufteilung, wie Werder sie in München zeigte, als sie den Grundliniendurchbruch (grün markiert) verhindern und ballentfernt eine Gleichzahl behalten konnten.
Ballbesitzphasen und Angriffsmuster
Gegen hoch anlaufende und dauerhaft pressende Teams bedarf es auch Phasen, in denen man selbst den Ballbesitz sichert. Gegen Leverkusen lagen die Fohlen bei 25% Ballbesitz (Quelle: WyScout). Ein Wert, der vor allem deshalb so gering war, weil die Borussia zu häufig lang schlug, anstatt mutig in den Druck zu spielen, wie im oberen Bild zu sehen. Des Weiteren trafen sie auch ohne Druck oft die Entscheidung lang zu spielen, als flach zu öffnen. Dies lässt sich am unteren Bild erkennen. Teams wie Leverkusen oder Bayern sind es gewohnt, mehr Ballbesitz zu generieren, daher sind die Phasen, in denen sie nicht den Ball haben, der Schlüssel zum Erfolg, da man ihnen hier richtig weh tun kann.
Häufig entstehen dann Gelegenheiten, wie die untere aus der 27. Minute des Gastspiels in Leverkusen. Die Fohlen schaffen es, Leverkusen ins Pressing zu locken und können danach Selbiges überspielen und über Jordan den Ball für die nachrückenden Achter fest zu machen.
Auch die Münchener agieren oft risikoaffin in letzter eigener Linie. Daraus kann sich für die Fohlen die Situation ergeben, dass man die ersten beiden Pressinglinien zuerst anlocken, dann überspielen und schließlich durch das direkte 1:1 in der Restverteidigung die Tiefe zu attackieren. Ein Schlüssel, welcher den Bremern den Weg zum Erfolg in München ebnete.
Fazit: Die Fohlen können in München bestehen, wenn..
..sie es schaffen, die Räume zu verdichten, schnell Personal hinter den Ball zu bekommen und die Tiefe konsequent zu verteidigen. Darüber hinaus müssen sie mutig im Ballbesitz agieren, die Münchener ins Anlaufen zu locken und anschließend selbst die Tiefe zu attackieren. Nur mit leidemschaftichen Verteidigen, aber dafür zu passiver Positionierung in der eigenen Box werden die Bayern die Fohlen irgendwann knacken. Hoffen wir, dass dies nicht passiert.