StartAnalysenWas Borussia aus der ersten Halbzeit in Darmstadt lernen muss

Was Borussia aus der ersten Halbzeit in Darmstadt lernen muss

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Das Team von Trainer Gerardo Seoane erkämpfte sich in Darmstadt nach 0:3 Rückstand zur Pause ein Unentschieden in Überzahl. Die zweite Hälfte, welche mit dem umstrittenen Platzverweis der Gastgeber begann, soll hier bewusst nicht bewertet werden, da es kaum eine spielerische Anlage widerspiegelt. Stattdessen will @marc beleuchten, was Borussia im 11vs11 besser machen muss, um Vorfälle wie in Darmstadt zu vermeiden.

Die Grundausrichtung

Die Borussia agiert im 4-2-3-1 gegen das 5-3-2 der Gastgeber. Besonders auffällig war hierbei die nummerische Unterzahl im Zentrum von Reitz und Weigl gegen Holland, Mehlem und Kempe. Besonders gegen den Ball hatte die Borussia somit immer wieder Probleme, das Zentrum zu schließen.

Dies lässt sich gut am unteren Bild erkennen. Reitz und Weigl müssen jeweils auf dem Sprung stehen und kriegen keine Option so wirklich zugestellt.

Die Darmstädter machten es zudem clever, indem situativ ein Stürmer ins Zentrum abfiel, was die Borussen versuchten in Person von Marvin Friedrich abzufangen, jedoch ist sein Rausverteidigen der Bezeichnung nicht wirklich gerecht, da er deutlich zu viel Abstand einhält und den Gegner drehen lässt.

Ein Muster, welches sich fortsetzt

Die Borussia hatte immer wieder Probleme auf das Überladen der Hausherren im Zentrum zu reagieren und geriet so eins ums andere Mal in Bedrängnis in eigener letzter Linie. Beim Führungstreffer durch Mehlem will Friedrich zunächst in den Raum verteidigen, wodurch der Torschütze in seinem Rücken tief gehen kann. Reitz nimmt den Laufweg nicht auf, Friedrich ist sich der Gefahr in seinem Rücken, wie unten zu sehen, nicht bewusst und Mehlem kann ungestört auf Nicolas zulaufen.

Die Geschichte des 0:2 aus Sicht der Fohlen ist schnell erzählt. Den zweiten Ball nach der Ecke verteidigt Scally so gar nicht, lässt sich fintieren und Weigl hat zu wenig Kontakt zu Maglica in seinem Rücken, der das 2:0 markieren kann.

Das Problem im Anlaufen

Die Fohlen fanden im Anlaufen keine gute Aufteilung. Während Jordan im Anlaufen durch seinen Deckungsschatten die Innenverteidiger rausnimmt, visiert Plea niemanden an, wodurch Reitz auf Mehlem durchschieben muss. Durch Ngoumous Passivität muss auch Wöber ranschieben. Borussia steht somit 5vs4 ohne Chance auf den Ballgewinn, da Darmstadt selbigen lang schlägt.

Dahinter wird es dann wild. Am Flügel sind Wöber und Ngoumou zu passiv, im Zentrum steht Gladbach 2vs3.

Friedrich muss dann in Itakuras Rücken den tiefen Ball verteidigen, wodurch im Zentrum aus dem vorherigen 2vs3 ein 1vs2 von Weigl gegen 2 Darmstädter wird. Wenn Friedrich den Ball nicht geblockt hätte, wäre das die große Gelenheit zum 0:2 bereits gewesen.

Wann immer die Gladbacher Strukturen im Anlaufen scheinbar gut aussahen, patzte Plea. Hier gibt er (unten im Bild)den Sechserraum auf und will den Innenverteidiger anlaufen. Dieses Bild erinnert eher an weniger glorreiche Zeiten unter Adi Hütter.

Dadurch bekam Gladbach nie ballnahe Überzahl, geschweige denn Druck auf den Ball und Darmstadt fand zunehmend gute Lösungen. Die untere Szene als Beispiel genommen, arbeiteten die Gastgeber nun zunehmend mit Verlagerungen auf die ballentfernte Seite, wo die Borussia sich immer im 1vs2 wieder fand. Gutes Muster von Darmstadt, aber auch begleitet statt verteidigt der Fohlen.

Hieraus konnten sich die Borussen nie befreien und fanden sich dann in eigener letzter Linie in Unterzahl am Flügel. Reitz bekommt keinen Druck auf den ballführenden Darmstädter und das Attackieren der Tiefe versteht Scally erst, als es zu spät ist. Darmstadt bricht durch und kann in den Strafraum eindringen.

Das Problem mit Ball

Es geht in diesem Block nun vor allem um zwei Punkte: Mut und individuelle Entscheidungen.

Ersteres lässt sich am oberen Bild gut erkennen. Gladbach agiert im flachen 4-2 Aufbau mit direkter Anbindung der Sechser an die eigenen Innenverteidiger. Darmstadt steht im 3-2, ihrer ersten beiden Linien leicht asymmetrisch, da Skarke im Anlaufen Friedrich raus nehmen möchte und die Borussia auf die eigene linke Seite lenken will, wo die Gastgeber im 3-2 Block jedoch in der direkten Mannverteidigung stehen. Gut zu erkennen an der 26, Holland, der Wöber direkt zustellt, während Scally keinen direkten Achter als Gegenspieler. Gladbach müsste mutig agieren, über Rocco Reitz breit auflösen und Scally ins Spiel bekommen. Stattdessen folgte die risikoarme Lösung mit dem langen Ball.

Die individuellen Entscheidungen für dieses Muster gilt es dann wie nachfolgend zu kritisieren. Darmstadt läuft im selben Muster an, Nicolas will über Plea löschen, der jedoch keinerlei Spielfortsetzung hat. Keine Option unter dem Ball, welche Plea einen offene Fuß in Spielrichtung unter dem drohenden Druck bietet, Resultat: Ballverlust. Zu wenig für die Bundesliga.

Eindimensional und lustlos

In dem nachfolgenden Bild lässt sich der Plan von Gerardo Seoane und seinem Team erkennen. Jordan als Wandspieler oder als Verbindungsspieler im Aufbau zu suchen, der dann die tiefen Optionen Honorat oder Ngoumou einsetzen soll.

Warum dies jedoch zu selten klappte, lässt sich daran festmachen, dass die andere Option im Zentrum, die diese Rolle hätte bekleiden sollen, zu häufig nicht anwesend war. Plea hat die Körpersprache, die ihn die gesamte Halbzeit begleitete, Lustlosigkeit ist eines der Substantive, was dies gut beschreibt. Wenn Jordan die einzige Lösung der Fohlen ist, ist man zu leicht auszurechnen.

Fazit: So wird es schwierig

Wenn die Borussia im Spiel mit dem Ball zu wenig Mut hat, in die Positionen zu spielen und den Gegner anzulocken, im Gegenzug jedoch auch im eigenen Anlaufen zu passiv oder gar zu nachlässig ist, Stichwort Raumaufteilung, dann wird es schwierig, für Punkte in Frage zu kommen. Klar, man ist im Umbruch, aber klare Prinzipien und Muster müssen immer geliefert werden, unabhängig des Gegners. Man kann sich nicht immer auf einen Platzverweis oder die Schwäche des Gegners verlassen. Die Leistung muss entschlossener und konsequenter werden.

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