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Scoutingbericht: Yussuf Poulsen – Sollte BMG zuschnappen?

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Der Name Yussuf Poulsen geistert seit Tagen um den Borussia-Park.
Das frisch gebackene Geburtstagskind, welches 29 Jahre alt wurde, hat einen Vertrag bis 2024. Der abgebende Verein – RaBa Leipzig – ist laut Medienberichten nicht abgeneigt, diesen kostengünstig abzugeben.

Deniz (@DenizimHalbraum) analysiert Yussuf Poulsen als Rollenspieler und anschließend seine Stärken, sowie Schwächen im Scoutingbericht.
Zum Schluss stellt sich die Frage: Sollte BMG bei Yussuf Poulsen zu schlagen?
Die Antwort findet ihr hier!

Rollenbeschreibung – Yussuf Poulsen

Verbindungsspiel

Verbindungsspiel – im mittleren Drittel

Ablage: Klatsch-Steil

Yussuf Poulsen ist im Spiel von Leipzig stets ein Zielspieler, wenn es darum geht gegnerische Linien vor allem flach zu brechen.
Dabei hat er in seiner Rolle die typische Aufgabe, den erhaltenen Ball möglichst schnell wieder klatschen zu lassen, um einem Mitspieler mit Blickrichtung zum gegnerischen Tor die Möglichkeit zu geben, erneut vertikal spielen zu können.

Dabei findet der Däne stets Positionierungen zwischen den Linien und in den Schnittstellen der gegnerischen Ketten.

Gerade im Zwischenraum vor der gegnerischen Abwehrkette, die hoch steht, ist Poulsen in seiner Rolle ein zuverlässiger Spieler, der Situationen schnell erkennt.

Durch Poulsens diagonaler Klatsch-Ball, zieht er die gegnerische Kette ins Zentrum, während ballfern – entgegengesetzt der Laufrichtung – Nkunku einlaufen kann, der vom Sechser bespielt wird.

Spielfortsetzung

Hilft Poulsen nicht in der letzten Linie, so ist dieser auch auf den Achter-, bzw. in den Zehner-Positionen zu finden.

Der 29-Jährige hat dabei eine gute Auftaktbewegung, wenn dieser von der ersten Linie angespielt wird. Poulsen öffnet seinen Körper beim Zuspiel des Mitspielers in die seitliche Stellung, der damit seinen “offenen” Fuß mit Blickrichtung zum gegnerischen Tor anspielen lässt. Dadurch schafft der Stürmer eine vertikale Spielfortsetzung.

So auch, wenn er einen Innenverteidiger zunächst bindet, dann auf die Achterposition fällt und gleichzeitig seinen Gegenspieler rauszieht.
Bei Ballerhalt schafft es Poulsen, sich im ersten Kontakt diagonal nach vorne zu bewegen, sodass er im zweiten den Ball übergeben kann. Dessen Mitspieler kann im Anschluss den offenen Raum attackieren.

Verbindungsspiel – im letzten Drittel

Gerade unter Trainer Tedesco war Poulsen vor allem im Halbraum als Verbindungsspieler gefragt, der die Channel-Läufe der Zehner bespielen sollte. Dabei hat der Rechtsfuß mit dem Rücken zum Gegner ein gutes Raum- und Zeitgefühl.

Während er sich von seinem Gegenspieler absetzt, weiß Poulsen, ehe er den Ball erhält, welchen Pass er spielen muss. Durch den Zeitvorteil, kann der Däne diese Bälle im ersten Kontakt weiterleiten und somit seine Mitspieler hinter der Kette einsetzen.

Auch im Kombinationsspiel ist Poulsen in der Lage mitzuwirken. Er findet stets seine Position im Zwischenraum und kann in der Folgeaktion die Dynamik im Angriff aufrecht erhalten; im Folgebeispiel durch einen doppelten Doppelpass. So verlagert RaBa die Seite.

So auch im Zentrum, als der Stürmer unmittelbar vor dem Strafraum seine Position findet, klatschen lässt, selbst tief geht und Dynamik im Angriffsspiel kreiert.

Unter Trainer Marco Rose war Poulsen in seiner Rolle vor allem als Anbindungselement gefragt. Die Teams unter dem Ex-Gladbach-Coach attackieren gerne aus der minimalen Breite die Innenräume. Dazu brauchte es einen Spieler, der ballnah Anbindung schafft und durch bspw. Steil-Klatsch-Muster Mitspieler im Halbraum einsetzt.

Individuelle Stärken/ Schwächen – Ein Bericht

Wandfunktion

Yussuf Poulsen ist mit seinem Körperbau (1,92m bei 84kg – Quelle: Wyscout) ein Spieler, der die Voraussetzungen mitbringt, als “Wandfunktion” zu funktionieren.
Das Statistikportal fbref.com zeigt auf, dass er mit 5.40 gewonnen Kopfballduellen zu den besten 7% aller Stürmer in den europäischen Top 5 Ligen gehört.

Quelle: fbref.com

Dabei hat Poulsen ein gutes Timing, wenn er sich Platz vom Gegenspieler verschafft und dabei unter Druck eine technisch saubere Ausführung dieser Weiterleitungen per Kopf hat.

Generell ist sein Verhalten mit dem Rücken zum Gegner eine sehr starke. Im Folgebeispiel setzte er sich gegen Innenverteidiger Nico Schlotterbeck (Saison 21/22) durch. Der deutsche Nationalspieler ist für seine Körperlichkeit und sein Tempo bekannt.

Poulsen vereint dabei ein gutes Abschirmen, eine Aufdrehbewegung zur Innenbahn und beweist dabei weiterhin, dass er unter Druck das Auge für den Mitspieler hat, den er einsetzt.

Yussuf Poulsen ist ein recht dynamischer Spieler, der allerdings in erster Linie davon profitiert, dass er seinen Körper – zum Beispiel auch in Laufduellen – eingesetzt bekommt. So auch gegen Xaver Schlager (Saison 21/22), der ebenfalls für Physis und Dynamik steht.

Dabei lebt Poulsen von seiner Körperbalance, nach mehrmaligen Versuchen von Schlager, der ihn zieht und hält, hat der Däne den Ball weiterhin am Fuß.

Die starke Körperbalance verschafft ihm die nächste bessere Abschlusszone. Poulsen steht in der Situation vor Casteels und konnte versenken.

Verhalten im Strafraum

Poulsen sortiert sich im Strafraum gerne am zweiten Pfosten ein. Dazu nutzt er den dynamischen Vorteil, indem er außerhalb des Strafraums beginnt einzulaufen.

Der Vorteil besteht darin, dass der Gegenspieler früh von einem anderen Mitspieler gebunden wird, und meist mit dem Rücken zu Poulsen steht, weil dieser ballfern einläuft und der Flankengeber auf der anderen Seite positioniert ist.

So auch, wenn es die Möglichkeit gibt, dass er flach angespielt wird. Dabei beweist Poulsen ein gutes Timing für den Lauf ins Zentrum. Im Folgebeispiel erkennt Poulsen am zweiten Pfosten, dass beide Innenverteidiger stark ins Zentrum, beinahe in den linken Halbraum einrücken, sodass Poulsen vom zweiten Pfosten weicht und sich im Zentrum so positioniert, dass er den nötigen Abstand zum Gegenspieler hat, dabei aber so nah wie möglich zum Flankengeber steht.

“Umschalt-Tiefe”

Yussuf Poulsen ist kein Stürmer, der ständig die Tiefe attackiert. Dennoch hat er in einer Kategorie definitiv die Stärke im Tiefgang, wenn es um das Umschaltverhalten nach Ballgewinn geht.
Dabei beweist der 29-Jährige ein ordentliches bis gutes Tempo und vor allem Spielintelligenz. Poulsens Impuls nach Ballgewinn ist sofort der Tiefgang; typisch für RaBa Leipzig und dessen strategische Spielausrichtung.

Poulsen erkennt dabei den kleinen Raum, der sich im Abwehrdreieck des Gegners ergibt, wartet geduldig auf den tiefen Ball des Mitspielers, ehe er vollständig einläuft und vor dem Keeper einnetzen kann.

Wie variabel Poulsen in seinem Tiefgang ist, zeigt sich in folgender Situation:

Nach Ballgewinn attackiert der Däne die Tiefe und wechselt dabei drei Mal seine Laufrichtung. Den Vorteil, den sich der Verteidiger erarbeitet hat, in dem er sich vorher absetzte, bricht Poulsen durch seine ständige Richtungswechsel.

Durch die Bewegungen verliert der Innenverteidiger die Orientierung, sodass Poulsen im Rücken dessen ein diagonales Passfenster für den Mitspieler öffnet. Diesen kann der Stürmer nutzen und mit seinem schwächeren linken Fuß vollenden.

Intensität in der Arbeit gegen den Ball

Der Stürmer ist vor allem auch für seine Intensität in der Defensivarbeit bekannt. Diese ist der Indikator für all seine Aktionen gegen den Ball.
Im Anlaufverhalten attackiert er den Innenverteidiger in vollster Sprintfähigkeit.

Diesen läuft er im Bogen an, also presst seinen starken Fuß, sodass der Innenverteidiger eigentlich mit seinem linken weiter spielen muss, sich allerdings dafür entscheidet den rechten Außenrist zu wählen. Den folglich provozierten Fehlpass, können die Dänen ausnutzen, sodass Poulsen mit einem Pass in der Tiefe vor dem Keeper steht und einnetzt.

Um die Intensität zu “spüren”, helfen hierbei Videoclips. Poulsens Arbeitsrate ist sehr stark.

Quelle: Wyscout

So auch sein Gegenpressingverhalten. Der 29-Jährige ist stets aktiv und schaltet nie ab. Beim Kampf um den zweiten Ball profitiert Poulsen davon, dass er sich früh positioniert und Verbindung schafft: entweder um als Ablage-Station zu dienen, oder um eben im Gegenpressing sofort agieren zu können.

Den Ballgewinn nutzt Poulsen im Konterspiel und legt vor dem Keeper auf seinen Mitspieler ab, der vollstrecken kann.

Poulsens Schwächen im Spiel

Yussuf Poulsen hat in seiner Rolle, die er in Leipzig unter verschiedenen Trainern innehatte, die Aufgabe als Zielspieler zu fungieren. Dabei fiel des Öfteren auf, dass dieser zu viel Risiko in seinem Passspiel nahm und vieles sofort im ersten Kontakt lösen wollte.
Das Erkennen der Situation, wenn ein zweiter Kontakt erlaubt und dabei sinnig ist, muss weiterentwickelt werden.

Das Risiko, welches Poulsen dadurch nimmt, besteht darin, dass der Gegner im Gegenpressing oft Überzahl schafft, weil viele Mitspieler sich beispielsweise noch im Nachrücken befinden.

Auch in der “Zehner-Rolle” hat der 29-Jährige seine Schwächen im Passspiel.
Poulsen ist ein spielintelligenter Fußballer, der allerdings Probleme in der einen oder anderen technischen Ausführung hat. Vor allem, wenn dieser mit Ball länger auf die Kette zu laufen kann. Im Folgebeispiel kann Poulsen (mit dem schwarzen Pfeil) seinen Mitspieler mit viel Freifeld hinter dem letzten Abwehrspieler einsetzen, dabei verfehlt dieser und spielt einen Ball in den Rücken (der weiße Pfeil), sodass die Aktion verpufft.

Generell ist die eine oder andere technische Ausführung nicht immer sauber, sodass Bälle mal verspringen, oder deutlich zu lang werden.

Abschlussfrage: Sollten die Fohlen Yussuf Poulsen verpflichten?

Um mit den Entwicklungsbereichen fortzufahren und diese einzuordnen:
Poulsen ist grundsätzlich ein spielintelligenter Fußballer, der eine durchschnittliche Technik hat, die sich dadurch positiv, wie negativ bemerkbar macht.
Um die Schwankungen nach unten möglichst oft zu vermeiden, würde mir der Stürmer in Gladbach gefallen, wenn dieser in der letzten Linie agiert, dort Gegenspieler bindet, und den Achtern & Zehnern die Räume gibt, um vorzustoßen.
Seine größte Stärke befindet sich in der letzten Linie, wenn dieser seine Position unmittelbar vor der Abwehrkette in den Zwischenlinien finden kann und mit einem Klatsch-Ball anderen die Tiefenmöglichkeit gibt, oder er selbst im direkten Steckpass seinen Mitspieler hinter der Verteidigungskette einsetzen kann.

Dass er seine Stärken auch als Wandspieler hat, davon sollte und muss eine Mannschaft wie Gladbach Gebrauch machen. Dass er auch situativ fällt, um beispielsweise Räume zu reißen, ist in Ordnung, sollte aber aus genannten Gründen zu keinem Spielprinzip werden.

Also stellt sich zum Abschluss die Frage: Sollte BMG, wenn die Möglichkeit bestünde, Poulsen als neue Nummer Neun verpflichten?

Antwort: Jaein.

Für mich stellt sich in erster Linie eine andere Frage: Würde Poulsen als DIE Nummer Neun an den Niederrhein wechseln?

Dagegen wäre ich.

Es gibt vor allem einen Grund dafür.
Poulsen ist mit seinen 29 Jahren verletzungsanfällig. Der Stürmer verpasste in den vergangenen beiden Spielzeiten 14 und 11 Bundesliga-Spiele. Dabei fiel dieser je einmal mit einem Muskelfaserriss für jeweils 8 Spiele aus. Dabei plagten ihn weitere verschiedene Muskelverletzungen, die ihn jeweils weitere zwei Spiele aussetzen ließen:
Das Risiko, dass Gladbach dabei trägt, wäre zu hoch.

Seine Verletzungsanfälligkeit ist schade, denn seine xG- und xA-Werte sagen was aus.
Seine absoluten xG Werte waren in den vergangenen vier Bundesligazeiten nie höher als 6. Dass er in diesen nur zu maximal 1.452 Bundesligaminuten kam, ist u. a. wegen der erwähnten Verletzungliste geschuldet.

SaisonSpielmin.xGTorexAAssistsScoreranzahl
22/234881.8421.1513
21/2211454.8260.506
20/2114525.6451.7738
19/2013016.0851.2949
Quelle: Wyscout. Statistiken berufen sich ausschließlich auf die Bundesliga


Aber:
Würde man in der Theorie für eine Beispielrechnung davon ausgehen, dass Poulsen alle 34 Spiele jeweils 90 Minuten absolviert, käme der Stürmer immer mindestens auf einen xG-Wert von 11,5.

SaisonxG hochgerechnet auf 34 SpielexA hochgerechnet auf 34 SpielexScorer hochgerechnet auf 34 Spiele
22/2311.547.2118.75
21/2212.881.3414.22
20/2111.893.7315.62
19/2014.33.0317.33
Statistiken berufen sich ausschließlich auf die Bundesliga


Bedeutet: In einer verletzungs- und sperrfreien Saison ist Poulsen eine zweistellige Torstatistik zuzutrauen.

Kann Gladbach allerdings darauf setzen? Allein, dass in dieser Statistik keine möglichen Auswechslungen eingerechnet sind, und er in den vergangenen beiden Spielzeiten 25 Bundesligaspiele verpasst hat, macht diesen Gedankengang fast zur Nichte.

Wenn Gladbach neben Poulsen einen Stürmer kauft, der als absoluter Stammspieler geplant ist und der Däne somit von der Bank kommend oder sonst rotierend mal von Beginn an agiert, würde ich diese Personalie spannend finden.

Finanziell bleibt die Frage: Wie viel würde der 29-Jährige an Ablöse und Gehalt kosten, dass sich ein solcher Back-up für Borussia überhaupt lohnen kann? 

Und eine neue Frage würde aufkommen: Ist Poulsen überhaupt bereit, sich auf eine solche Rolle einzulassen, oder würde dieser nur als festgeplante Nummer Neun an den Niederrhein wechseln?
Was dagegen sprechen würde ist, dass Roland Virkus bereits andeutete, Marcus Thuram mit zwei Stürmern ersetzen zu wollen. Vieles spricht dann dafür, dass sich die beiden Stürmer vom Spielertypen ergänzen, bspw. so:

Stürmer A) ist groß, Zielspieler und Stoßstürmer;
Stürmer B) ist kleiner, schnell und ein mobiler Stürmer.

Yussuf Poulsen würde bereits den Ziel- und Stoßstürmer repräsentieren.

Fazit:
Ich finde Yussuf Poulsen interessant und er würde vom Profil und Spielertypen ins Gebilde rein passen. Allerdings ist es mehr als fraglich, wie zuverlässig dieser auf dem Platz steht. Die Borussia muss sich darauf verlassen können, dass der neue Stürmer +10 Ligatore erzielt. Diese Verlässlichkeit kann Poulsen Gladbach nicht bieten. Zwar spricht das finanzielle Paket zweck geringe Ablösesumme für Poulsen, allerdings halte ich das sportliche Risiko für zu hoch, um finanzielle wertvolle Unternehmensgeschäfte auf DER Stürmerposition abschließen zu wollen.

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