StartAnalysenMexx Meerdink - Eine "Neuneinhalb"

Mexx Meerdink – Eine „Neuneinhalb“

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Quelle: transfermarkt, Statistiken dieser Saison (Stand: 05.05.2023)

Anfang März das Debüt in der Conference League, Mitte März die ersten Minuten in der heimischen Eredivisie, Ende April der Triumph in der Youth-League. Dazu stehen die Halbfinalpartien der Conference League für Alkmaar aus, sprich ein weiterer Erfolg könnte hinzukommen. Im Viertelfinale gegen Anderlecht hatte Meerdink Anteil am Weiterkommen: Er verwandelte den entscheidenen Elfmeter. Ohnehin war es ein rasanter Aufstieg des 19-jährigen Angreifers, dessen Vater Martijn Meerdink ebenfalls für AZ Alkmaar spielte. Ein interessantes Spielerprofil, welches im Folgenden vorgestellt wird. Ein Scoutingbericht von Taner.

Abschluss

Eines der Stärken Meerdinks ist der Abschluss. Mit seiner Beidfüßigkeit und dem Gefühl für den Raum macht er es dem Gegner schwer. Das beste Beispiel sind die Tore aus dem Youth League-Finale gegen Hajduk Split. Zu Beginn der 2. Halbzeit eingewechselt und zwei Treffer erzielt, dazu eines vorbereitet. Beim ersten Treffer zieht er an drei Split Verteidigern vorbei und drückt den Ball mit rechts wuchtig und platziert in den rechten Knick rein.

1. Tor
Quelle: Wyscout

Der zweite Treffer ist im Vergleich zum ersten eine Aneinanderreihung einzelner Sequenzen. Die Szene beginnt damit, dass Meerdink einen Freistoß schnell ausführt. Ein Split-Verteidiger rückt raus, um den Ballführenden, in dem Fall Smit, zu pressen. Meerdink erkennt den Raum, Smit spielt den Pass ideal in den Fuß von Meerdink. Erster Kontakt vom Tor weg, mit dem zweiten ein trockener Abschluss in die linke untere Ecke.

Rücken zum Tor

Die Aktionen mit dem Rücken zum Tor gehören ebenfalls zum Repertoire des Angreifers. Meerdink lässt sich oft fallen, sucht Räume und bindet sich mit in das Kombinationsspiel ein. Wie schon bei seinen beiden Toren, liefert sein Assist gegen Hajduk Split ein gutes Beispiel. In der Aktion orientiert sich Meerdink vom Gegenspieler weg, bietet sich an und öffnet den Raum für den Mitspieler. (Bild 1) Mit dem ersten Kontakt legt er den Ball technisch fein mit der Hacke ideal in den Lauf des Torschützen. Dreht Meerdink in der Situation auf, verliert er Zeit und Raum, Stichwort: Reaktionsschnelligkeit. (Bild 2)

Ein weiteres Beispiel wird aus dem Ligaspiel gegen Sparta Rotterdam geliefert. Der Youngster lässt sich weit fallen, zieht so seinen Gegenspieler raus, und nimmt den Ball mit dem ersten Kontakt sauber in die Drehung mit, um in den freien Raum hinter den Verteidiger zu stoßen und den Angriff einzuleiten.

Im selben Spiel findet man eine ähnliche Szene wieder. Der Stürmer lässt sich bis auf Höhe der Mittellinie fallen und nimmt einen langen Ball des Innenverteidigers technisch anspruchsvoll mit dem ersten Kontakt runter. Mit dem zweiten Kontakt spielt er den Ball zwischen zwei Verteidigern in den freien Raum, um einen Angriff einzuleiten. Eine Aktion in einem Fluss, technisch hervorragend gemacht und das Pressing der Kette aufgelöst.

Räume schaffen

Räume für die geradlinigen, explosiven Flügelspieler Poku/Addai zu schaffen, ist ein Kern für das Spielsystem der Youth League-Truppe. Trainer Jan Sierksma hat es geschafft, dass sich das Trio vorne drin ergänzt. Das war eines der Hauptgründe für den Erfolg des Teams, das spiegelte sich auch in den Scorern der Offensive wider. Meerdink zieht in Bild 1 auf den Flügel, um den gegnerischen „Sechser“ mitzuziehen. Es öffnet sich ein Raum für den vorstoßenden Offensivspieler de Jong und den einrückenden Linksaußen Poku.

Quelle: Wyscout

Kopfballspiel

Mit 1,82m ist Meerdink nicht unbedingt der größte Angreifer vorne drin. Nichtsdestotrotz besitzt er eine enorme Sprungkraft. Auch mit dem Kopf versucht er, die Mitspieler mit dem Rücken zum Tor einzusetzen. In den zwei Sequenzen schafft er es, sich mithilfe seiner Physis und Sprungkraft vom Gegner zu lösen. Er legt sauber mit dem Kopf in den auf der Mitspieler, die den Raum nutzen, um Angriffe zu starten.

Pressingverhalten

Alkmaars neue Sturmhoffnung schaltet im Kopf schnell. Reaktions- und Handlungsschnelligkeit, sowie seine Dynamik helfen ihm dabei, Pressingmomente zu erkennen. Meerdink erkennt den Pass ziemlich weit in der eigenen Hälfte zum gegnerischen Innenverteidiger-Partner und rückt vor. Aufgrund seiner Dynamik bleibt dem Gegner wenig Raum und Zeit. Es resultiert ein Rückpass zum Torwart, den anschließenden langen Ball fängt Alkmaar ab und gewinnt den Ballbesitz wieder für sich.

Auch in dieser abgebildeten Aktion setzt er den Keeper früh unter Druck und erzwingt einen Pressschlag in die Füße eines Mitspielers. Die große Chance zum Treffer lassen sie aber aus. Diese Szenen, in denen er unermüdlich „jagt“, häufen sich in seinem Spiel, da Meerdink Dynamik und „Power“ mitbringt.

Quelle: Wyscout

Defensivarbeit

“Die Defensive beginnt beim Stürmer“. Im heutigen Fußball ein Satz, der sehr oft fällt. Und tatsächlich ist es so, dass die Defensivarbeit häufig beim Stürmer beginnt. Pressen, Bälle erobern und festmachen, mit nach hinten arbeiten. Der moderne Angreifer kommt oftmals nicht drumherum. So auch Mexx Meerdink. Das Spezielle bei ihm ist, dass er eine enorme Arbeitsrate besitzt. Für seine Rolle als alleinige Spitze fällt er immer wieder sehr tief, um in der Defensive mitzuhelfen. Im Spiel gegen Anderlecht stopft er den offenen „Sechserraum“, um den gegnerischen Offensivspieler die einzige Anspielstation zu nehmen. Die Umschaltsituation wird im Keim erstickt.

Quelle: Wyscout

Im Spiel der Zweitvertretung beziehungsweise U-Mannschaft (2. Liga, namentlich Keulen Kampioen Divisie) gegen de Graafschap gibt es zwei ähnliche Situationen. Alkmaar steht nach Ballverlusten ziemlich offen, und es ergebe sich Räume für den Gegner. Meerdink nutzt seine Dynamik und Bereitschaft die Angriffe zu unterbinden.

Negativbeispiel: Körperorientierung

Meerdink hätte oft noch häufiger in gefährliche Abschlusssituationen kommen oder sich Chancen erarbeiten können. An dem kommenden Beispiel sieht man, wo noch Verbesserungsbedarf herrscht. Auch wenn es Nuancen sind, können diese Auswirkung haben. In der Szene hat der Niederländer viel Raum hinter der Kette, orientiert sich aber mit dem Rücken zum Tor. Somit wird es schwierig, den Ball mit dem ersten Kontakt mitzunehmen. Er bricht ab, der Gegner hat sich bereits sortiert, und er verlagert nach außen.

Fazit

Mexx Meerdink besitzt ein facettenreiches Profil, das ihn für Alkmaar, aber auch für andere Teams (Der FC Barcelona soll ihn beobachten) interessant macht: Dynamik, Technik, Aktionen mit dem Rücken zum Tor, Beidfüßigkeit, Abschluss, Arbeit gegen den Ball. Die Liste seiner Qualitäten ist lang. Jetzt gilt es diese auch auf hohem Niveau unter Beweis zu stellen. Mit Pascal Jansen (Cheftrainer Alkmaars) hätte er einen Coach, der seine Stärken einzusetzen weiß, und an den Stellschrauben dreht. Pavlidis wird Alkmaar im Sommer verlassen, und der Nachfolger klopft schon an der Tür. Viel mehr, die Tür wurde schon geöffnet. Mexx Meerdink, die neue „Neuneinhalb“, dem potenziell die Zukunft gehört.

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