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Inter mal wieder abgezockt – Inzaghis & Schmidts Matchplan in der Analyse

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Inter Mailand setzte sich in zwei Partien gegen Benfica durch und erreichte das CL-Halbfinale. Nachdem die Mailänder das Hinspiel in Lissabon mit 0:2 gewinnen konnten, reichte der Elf von Inzaghi im Rückspiel eine 3:3 aus, um weiterzukommen.
Wie Inter im Rückspiel taktisch agierte, und was Schmidts Benfica entgegenzusetzen hatte, erfahrt ihr hier.

Analyse von Deniz (@DenizimHalbraum).

Benfica in ihrer Spieleröffnung

Benfica nutzte in ihrem Spiel mit Ball eine 4-2 Struktur, die auf den Flügel zu einer Raute wurde. Die Zehner Aursnes und Mario fielen ballnah, um die Raute zu bilden. Durch die Mannorientierungen von Inters seitlichen Verteidigern, wollten sie so frühzeitig die Kette der Mailänder rausziehen. Meist kippte Aursnes in breite Positionierungen, um die Innenbahn für Grimaldo zu öffnen. Inter hatte jedoch einen hohen Laufumfang – speziell Barella, der es verstand, sich von der Mannorieniterung gegen Chiquinho zu lösen, und den Raum für den ballführenden Außenverteidiger zu verengen. 

Benfica Spieleröffnung
Benfica Spieleröffnung
Inter Pressing
Bildquelle Wyscout

Im mittleren Drittel schob Trainer Roger Schmidt beide Zehner Aursnes und Mario in die letzte Linie. Zudem kippte der ballnahe Zehner in die Breite. Durch die doppelte Flügelbesetzung, zog Benfica Dumfries und Darmian raus und gleichzeitig breit.
Die beiden Sechser Chiquinho und Florentino banden Barella und Mkhitaryan, sodass Brozovic auf Silva reagieren musste, der sich in die Zwischenlinien fallen ließ. Die Gegnerbindung von Aursnes und Mario öffneten das Zentrum, in welches sich auch Stürmer Ramos situativ rein bewegte.

Benfica Spieleröffnung
Raute
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Taktische Ordnung Ballbesitz Benfica
tactical-board.com

Allerdings verstand es die Elf von Inzaghi sehr gut, fleißig und diszipliniert zu verschieben.
Auf Ballseite schob die Mittelfeldkette, mit den ballnahen Verteidigern ein und bildeten ein Quadrat, der Überzahl schuf (4 vs. 3 / mit Martinez 5 vs. 4). Die Kompaktheit half Mkhitaryan und Brozovic, die auf den Druck der Pässe aggressiv in der Dopplung agieren konnten.

Inter Mailand im 5-3-2
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Inters 3-1 Struktur mit vertikal einlaufenden Wingbacks

Inzaghi hat sich gegen das 4-2-3-1 von Benfica für seine typische 3-1 Struktur im ersten Block entschieden. Ballnah presste Benficas Flügelspieler den seitlichen Verteidiger, während der Stürmer & Zehner mannorientiert verschoben.

Inter Mailand in 3-1 Struktur
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Ballfern war es Aursnes, der auf der “Halb-Halb” Höhe zwischen Inters Achter Barella und dem rechten Halbverteidiger Darmian agierte.

Dreiecksbildung Inter Mailand
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Sprangen beide Flügelspieler auf die Halbverteidiger, mussten Benficas Sechser vorschieben und Inters Achter manndecken. Die Bindung von Barella und Mkhitaryan sorgten dafür, dass Brozovic sich in den Zwischenräumen bewegen und als Verbindungselement agieren konnte.

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Die Wingbacks, besonders auffällig Dumfries, konnten im Spielübergang dann vertikal einlaufen und die letzte Linie attackieren. Brozovic als Sechser bespielte die Räume gewohnt zuverlässig.

Dumfries
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Inzaghis Aufbaustruktur mit Onana und langen Bällen: Helfen Inter für die Vorentscheidung

Inter agierte generell mit verhältnismäßig vielen langen (und hohen) Bällen. Bewusst lockten die Mailänder im mittleren Drittel über ihren flachen Sechser und ihre Wingbacks. Somit zogen sie einerseits Benficas Sechser raus, was zur Folge hatte, dass sie keine Präsenz rund um den zweiten Ball zu haben, und andererseits öffneten sie die Schnittstellen zwischen den Außen- und Innenverteidiger (Inter-Wingback kommt ballnah kurz, zieht RV raus).

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So konnte Inter über lange und höhe Bälle, und über Ablagen den Raum selbst kreieren und im Anschluss attackieren.

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Beim vorentscheidenden 1:0 Führungstreffer von Inter verdeutlichte sich die Idee, und, wie Inzaghi mit Geduld über Onana und Co. tiefe Ballbesitzphasen praktizierte und im Anlocken die Tempoverschärfung nutzte, um vor die Benfica Abwehrkette zu gelangen:

Durch den 3-2 Aufbau fand Onana in Überzahl einen Sechser, der den “Pressingköder” gibt und sich auf die Flügel bewegt. Für Benfica wurde der Auslöser gegeben um durchzupressen. Aursnes sprang auf Onana, beide Benfica Sechser erneut auf Barella und Mkhitaryan.

Bildquelle Wyscout
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Durch den langen Ball in die letzte Linie, konnte Inter in Gleichzahl die Kopfballduelle führen UND Zwischenräume kreieren, die aus Benfica Sicht in ihrer fehlenden Kompaktheit schmerzte.

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Dzeko gewann das Duell, Benficas Innenverteidiger mussten rausschießen und verloren erneut das Duell, was Inter die Überzahl generierte.

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Fazit: Inter abgezockt, Benfica bemüht

Inter Mailand zeigte ihre Erfahrung mit Momenten in Drucksituationen. Das Team rund um Brozovic, Mkhitaryan, Barella, Martinez und Dzeko haben genug erlebt, um in ihren Inhalten klar zu bleiben. Natürlich spielte das Hinspielergebnis eine große und die entscheidende Rolle:
Inter konnte sich auf das konzentrieren, was sie am besten können: Tief und kompakt verschieben, das Spieltempo im eigenen Ballbesitz raus nehmen und dann zuschlagen, wenn der Gegner meint, sie packen zu können.

Für Benfica und Roger Schmidt ist das keine Peinlichkeit. Sie überzeugen in der Liga und haben auch in der Champions League bewiesen, was inhaltlich gute Arbeit vom Trainer, in Zusammenarbeit mit einer guten Mannschaftszusammenstellung, bewirken kann. Diesem Trainer stehen in Lissabon noch einige gute Momente bevor.

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