Startweitere Ligen2. BundesligaÜber Barcelona und Osnabrück zum HSV - Ludovit Reis

Über Barcelona und Osnabrück zum HSV – Ludovit Reis

Veröffentlicht

spot_img


Ludovit Reis avanciert immer mehr zum Shootingstar des HSV und der gesamten zweiten Liga. Der 22 Jährige Niederländer mit slowakischen Wurzeln ist mitverantwortlich dafür, dass der HSV um den Aufstieg in die Bundesliga kämpft. In allen 29 Spielen in dieser Saison stand Reis in der Startelf und ist damit zusammen mit Jonas Meffert die Konstante im Mittelfeld der Rothosen. Die Analyse liefert euch Julian.

Werdegang von Ludovit Reis 

Reis gab sein Profidebüt für Groningen, als er im Alter von 17 Jahren in der Partie gegen AZ Alkmaar 10 Minuten vor Schluss eingewechselt wurde. Im Verlauf der weiteren Saison wurde er regelmäßig in der ersten Mannschaft eingesetzt. Zur Saison 2019-2020 wechselte er zum FC Barcelona und unterschrieb einen 3 Jahres Vertrag inklusive Ausstiegsklausel von 100 Millionen €. 

Der erste Rückschlag

Nachdem Reis sich beim FC Barcelona nicht durchsetzen konnte, folgte 2020 der Wechsel auf Leihbasis nach Deutschland zum VfL Osnabrück. Er etablierte sich dort direkt als feste Größe in der zweiten Bundesliga. Trotzdem steigt der Traditionsverein wieder ab und Reis bricht seine Zelte dort ab. In der Folge entschied er sich erneut für die zweite deutsche Bundesliga und gegen den FC Barcelona, als er fest in den Norden zum  HSV wechselte. Dort ist er mittlerweile nicht mehr wegzudenken aus der ersten Elf, warum das so ist, wollen wir euch im Folgenden darstellen.

Seine Rolle beim HSV

HSV Trainer Tim Walter lässt bevorzugt im 4-3-3 spielen. In dieser Formation übernimmt der Mittelfeldspieler die Rolle des rechten Achters. Besonders auffällig ist, dass er die rechte Seite oft überlädt und sich häufig ins Offensivspiel hinter dem rechten Flügelspieler einschaltet. Schaut man sich seine Heatmap an, so wird deutlich, dass er nicht nur sehr aktiv auf der rechten Seite ist, sondern auch immer wieder im Mittelfeld Löcher schließt. Immer wieder schaltet er sich auch im Angriff auf der linken Seite ein oder agiert durchs Zentrum.

Heatmap Ludovit Reis
Heatmap Ludovit Reis: Spielrichtung links nach rechts

Seine Laufleistung spiegelt sich in vielen Statistiken wieder

Schaut man sich seine Statistiken an, so fällt direkt auf, wie aktiv und lauffreudig Reis wirklich ist. Mit einer Laufleistung von 316,7 km, was einem durchschnittlichen Wert von fast 11 Kilometern pro Spiel entspricht, belegt er einen bemerkenswerten sechsten Platz in der 2. Bundesliga. Während er bei den Sprints den ersten Platz im internen HSV Ranking belegt, befindet er sich bei den intensiven Läufen unter den Top 10 der gesamten Liga. Seine Ausdauer ist ein enormer Pluspunkt in seinem Spiel und einer von vielen Gründen, warum er so wichtig für den HSV ist.  Ebenfalls auffällig sind seine progressiven Läufen, hierbei ist er aktuell mit 113 Ligaspitze. 

Seine Qualitäten mit dem Ball

Es würde Reis nicht gerecht werden, wenn man ihn nur auf seine läuferischen Fähigkeiten reduzieren würde, denn auch mit dem Ball bringt er enorme Qualitäten mit. 

Bereits 8 Tore und 4 Vorlagen in 29 Spielen gelangen Reis in dieser Saison, das sind 5 Spieltage vor Ende der Saison bereits 5 Scorer mehr als in der gesamten vergangenen Spielzeit. Des Weiteren ist er auch im Verbindungsspiel für den HSV von enormer Bedeutung. So gibt der Niederländer viele Pre-Assists, die immer noch zu selten in irgendwelchen Statistiken auftauchen. In Sachen Passspiel ist Reis auf einem sehr hohen Niveau (85% Passgenauigkeit). Neben einem überragenden Blick für Räume, in die Mitspieler rein starten können, verfügt er ebenfalls über eine exzellente Entscheidungsfindung. Gerade im letzten Drittel fällt dies immer wieder auf, sehr oft sieht er den besser positionierten Mitspieler und setzt diesen gut in Szene. Das zeigt sich auch in den „Key Pässen“, von denen er bereits 36 in dieser Saison verbuchen konnte (Ligaweit Platz zwei!). Dazu ist er sehr pressingresistent und agiert keineswegs hektisch oder unüberlegt. Im Gegenteil: Er schafft es immer wieder, sich aus diesen Situationen spielerisch zu befreien.

Seine gute Technik 

Der 22-Jährige ist beidfüßig. Zwar ist er offiziell als Rechtsfuß gelistet, dennoch erzielt er den Großteil seiner Tore (5 von 8) mit dem linken Fuß. Seine Beidfüßigkeit macht ihn zudem schwer zu verteidigen, weil er aus jeder Position abschließen kann. Im Dribbling sind gute Ansätze zu erkennen, so ist er zum Beispiel sehr variabel im 1vs1. Wenn er gepresst wird beziehungsweise wenn er von mehreren Gegner umstellt ist, fintiert er gerne, um sich spielerisch zu befreien. Allerdings klappt dies nicht immer und so verzettelt er sich hin und wieder in Dribblings gegen mehrere Gegenspieler. Wenn Reis jedoch ins Tempodribbling kommt, ist er schwer zu stoppen. Das zeigte sich vor allem bei seinen Toren gegen Eintracht Braunschweig oder den KSC in dieser Saison. Diese Komponente versucht er häufig in sein Spiel zu integrieren.

Reis im Tempodribbling gegen Eintracht Braunschweig
Bildwuelle Wyscout

Auch gegen den Ball ein verlässlicher Part

Trotz seiner „geringen“ Körpergröße von 1,78, ist er in der Lage, seinen Körper gut gegen robustere und vermeintlich stärkere Gegner im Zweikampf einzusetzen. Über 3 Pässe pro Spiel fängt die Nummer 14 der Hamburger ab in dieser Saison. Dies gelingt ihm vor allem dank seiner guten Antizipation und Positionierung gegen den Ball. Mit 192 geführten defensiven Zweikämpfen in dieser Saison ist Reis unter den aktivsten Zweikämpfern der Liga. Verbesserungspotenzial gibt es für ihn hier jedoch, da er im Punkt gewonnene Zweikämpfe nicht unter den Top 100 der Liga ist.

Bemerkenswert hierbei ist jedoch, dass er, sofern der Zweikampf in erster Instanz verloren geht, sofort weiter nach setzt und versucht, den Gegner zu stören. Er schätzt außerdem sehr gut und geschickt ein, wann und wie er foult. Nur 4 Gelbe Karten in 29 Partien stehen auf seinem Konto, und das obwohl er der Spieler mit den meisten Fouls beim HSV ist. 

Fazit

Ludovit Reis ist ein überdurchschnittlicher Zweitligaspieler, der für den HSV unverzichtbar geworden ist. Das belegen nicht nur seine Statistiken, sondern zeigt sich auch beim Eye-Test. Seine Stärken hat er vor allem mit dem Ball, aber auch gegen den Ball sind gute Ansätze vorhanden. Auch wenn der Niederländer seinen Vertrag bis 2026 verlängert hat, ist immer wieder von einem Abgang zu lesen. Sollte der HSV nicht aufsteigen, kann er den HSV mit Hilfe einer Ausstiegsklausel verlassen. Diese soll bei ca. 7-8 Millionen € liegen. Zuletzt war zu hören, dass sowohl Eintracht Frankfurt als auch Union Berlin die Fühler nach Reis ausgestreckt haben sollen. Ein Sprung in die Bundesliga ist eigentlich unvermeidbar für seine Entwicklung und ist nur eine Frage der Zeit – eventuell in der nächsten Saison dann mit dem HSV. Auch für die U21 Nationalmannschaft der Niederlande ist Reis im Einsatz und wird versuchen, sich in diesem Sommer bei der U21 EM in den Fokus europäischer Clubs zu spielen.

Schon gelesen?

Borussias Kommunikation wirft Fragen auf

Borussia hat eine schwierige Woche hinter sich: "nur" Unentschieden im Derby, katastrophales Ausscheiden im...

Ein Kompass ohne Norden – Borussia, wohin willst du?

Gut zwei Jahre ist es nun her, dass Roland Virkus auf einer hastig einberufenen...

Unentschieden in Mainz – Warum Borussia zwei komplett verschiedene Hälften zeigte!

Die GrundausrichtungGegen das "neue" Mainz 05 unter Trainer Bo Henriksen versuchte das Team von...

Wilder Heimsieg gegen Bochum – Was die Fohlen aus dem Ballbesitz gut lösten

Der 23.Spieltag hielt für Borussia ein wildes Spiel gegen Bochum bereit. Nachdem man tabellarisch...

Mehr davon

Borussias Kommunikation wirft Fragen auf

Borussia hat eine schwierige Woche hinter sich: "nur" Unentschieden im Derby, katastrophales Ausscheiden im...

Ein Kompass ohne Norden – Borussia, wohin willst du?

Gut zwei Jahre ist es nun her, dass Roland Virkus auf einer hastig einberufenen...

Unentschieden in Mainz – Warum Borussia zwei komplett verschiedene Hälften zeigte!

Die GrundausrichtungGegen das "neue" Mainz 05 unter Trainer Bo Henriksen versuchte das Team von...