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Gegneranalyse: VfL Wolfsburg 22/23 – im Heimspiel gegen Werder Bremen

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Der VfL Wolfsburg in der Gegneranalyse im Heimspiel gegen den SV Werder Bremen (2:2 – 1. Spieltag) und teils gegen den 1. FC Köln (2:4 – 5. Spieltag).

Eine Analyse von @deniz (@DenizimHalbraum).

Wolfsburgs Spiel mit dem Ball

  • Tiefer Aufbau (mit dem Torhüter)

Wolfsburg agiert in der Spieleröffnung über den Torwart in einer flachen Viererkette mit einer Sechs, zwei Achtern und drei Stürmern, die in der letzten Linie breit positioniert sind.

Phasenweise ist der VfL auch in 4-2-3-1 Strukturen aufgestellt, je nach Positionsfindung des Zehners, reiht sich der nominelle Achter in die horizontale Linie des Sechsers ein.

Casteels agiert als Keeper in der Spieleröffnung eher konservativ und fällt auf, wenn er Nmecha durch lange Bälle sucht.
Generell ist Nmecha, durch seine Größe, Körperlichkeit und Qualitäten mit dem Rücken zum Gegenspieler immer eine Variante für die Verteidiger der Wolfsburger, um das Pressing zu übergehen.

  • Spieleröffnung über die Außenverteidiger

Der VfL ist nicht bemüht, seinen zentralen Sechser zu finden und über diesen spielerisch aufzulösen, sondern sucht – für Kovac Temas üblich – schnell die Vertikalität und arbeitet mittels Ablagen von langen Bällen, um das gegnerische Pressing zu brechen.
Dass die Gegner meist das Pressing aus dem Zentrum auf die Flügel lenken wollen, stört den VfL dabei nicht. Stattdessen suchen sie über ihre Außenverteidiger die Lösungen mittels Bälle in die letzte Linie; dabei spielt Nmecha eine große Rolle, der die Bälle festmacht bzw. direkt ablegt, auf Offensivspieler, die von den Flügeln in Halbräume stoßen, um im best-case auf die gegnerische Kette zuzulaufen.

  • Tiefe attackierende Achter, um Räume zu belaufen oder diese zu öffnen

Typische flache (spielerische) Lösungen in der Spieleröffnungen lassen sich beobachten, wenn Baku von den Flügeln ins zentrale Zonen dribbelt und verlagert; dann ziehen die ballfernen Achter tiefe Läufe, um Räume zu attackieren.

Svanberg attackiert den Raum in der Schnittstelle der Kette.
Svanberg schafft Raum am ballfernen Flügel für Marmoush, in dem er Pieper im Zentrum bindet.

Ballbesitzphasen im mittleren Spieldrittel: 3-1-6

In mittleren Spielfeldphasen baut der VfL, gegen tiefer-stehende Mannschaften, in 3-1-6 Strukturen auf, in denen Baku höher schiebt und der Linksverteidiger einrückt; situativ lässt sich Arnold seitlich in die Kette fallen, wenn Otavio als Linksverteidiger beginnt (und van de Ven als IV spielt).

  • Räume schaffen, durch viele Bewegungen; Tiefe attackieren

Das Ziel ist es, die letzte Linie personell zu überladen, um den Gegner selbst in passive Situationen zu drängen und dabei Räume zu kreieren, in dem entgegen-kommende Läufe aus der letzten Linie stattfinden. Die Räume, die sich hinter der Kette öffnen, belaufen andere Mitspieler.
Dabei ist der Halbraum oft das Ziel, diesen hinter der Kette zu erreichen.

Dabei attackieren gerade die Flügelspieler die Räume selbst, die sie sich erarbeiten, wenn sie sich fallen lassen, um den Gegenspieler, der mannorientiert agiert, rauszuziehen.

Einlaufverhalten in den Strafraum

  • Diagonales Einlaufen in die Tiefe

So gelten auch im Angriffsdrittel und rum um den Strafraum die selben Prinzipien (Räume schaffen, durch entgegen-kommende Bewegungen), um Torgefahr zu produzieren.
Dazu spielt Nmecha eine Rolle, der Räume für die Offensivspieler schafft und primär als Zielspieler einen besonderen Fokus der Verteidiger genießt.
Im Rücken dessen belaufen die Offensivspieler diagonal die Tiefe, in der sie eingesetzt werden.

  • Nmechas Tiefgang

Kreiert Nmecha nicht selbst die Räume, attackiert dieser gerne die Tiefe und erzeugt dabei enorme Torgefahr (3 der 8 geschossenen Ligatore erzielte Nmecha – 37,5% – Stand: 8. Spieltag).

Dabei entweicht der Stürmer dem Innenverteidiger aus dessen Rücken kommend und attackiert die Tiefe im Moment der gegenläufigen Verschiebebewegung der Kette, um die Schnittstellen zu besetzen und Räume zu attackieren.

Wolfsburgs Spiel gegen den Ball

Gegen den Ball agiert die Elf von Niko Kovac stets aggressiv und meist im Angriffspressing. Dabei lassen sich in 4-2-3-1 Strukturen teils Mannorientierungen auf dem ganzen Platz beobachten, mit wenig Absicherungsmethoden im Sechserraum (ballferner Sechser sichert im Zentrum ab) oder in letzter Linie (ballferner AV rückt in die Kette ein).

  • Anlaufverhalten – Aufbau über gegnerischen Torhüter

Wie erwähnt, läuft der VfL ins Eins-gegen-Eins-Duellen auf ihre Gegenspieler an.
Dabei ist auffällig, wie tief sich die Kette der Wolfsburger (bewusst) drücken lässt, um, wenn der der Torhüter den Abstoß kurz ausführt, dynamisch bis zur Mittellinie rauszurücken, um in vorderster Pressinglinie den langen Ball zu erzwingen. Dabei stellen sie durch das dynamische Rausrücken die Stürmer ins Abseits.

Im Anlaufverhalten lassen sich speziell die Flügelspieler (mannorientiert) breit ziehen, durch die Positionierungen der Verteidiger.
Dadurch ergeben sich speziell im Zentrum potenzielle Räume für den Gegner.

  • Sechser agieren mann- ; Innenverteidiger raumorientiert

Wenn hinter den anlaufenden Flügelspielern bzw. Außenverteidigern die Räume attackiert werden, begleiten diese die ballnahen Sechser mit; der ballferne soll raumorientiert im Zentrum schließen.
Dabei wird auffällig, wie raumorientiert die Innenverteidiger agieren, die zur keiner Zeit rausrücken oder innerhalb der Linie verschieben.
Schafft der ballferne Sechser im Verschieben nicht, den Raum im Zentrum zu schließen, so kann diese Zone für Gladbach eine interessante werden.

Die Außenverteidiger pressen die Flügel, während auch in diesen Situationen die Innenverteidiger stets horizontal kompakt im Zentrum positioniert sind, so fangen die Sechser die Tiefenläufe in die Schnittstellen ab.

  • Unterzahlsituationen im Zwischenraum vor der Kette

Durch das Abfangen der Tiefe vom Sechser des VfL, ergeben sich dynamische 2-gegen-1 Überzahlsituationen für den Gegner, wenn die Flügelspieler diagonal rein dribbeln und mit ballfernen Verbindungsspielern gegen den Sechser (in der unteren Abb. Arnold) für Verlagerungen sorgen.

  • Stark einrückende Verschiebebewegungen auf Ballseite der Kette

Die Kette der Wolfsburger rückt stark auf Ballseite, wenn die Flügelspieler bereits in hohen Zonen in Halbräumen gelockt werden, und die Außenverteidiger die hohen Flügelräume pressen müssen.
So ließen sich mehrere Situationen beobachten, wie die Gegner ballfern das stark-einrückende Verhalten des ballfernen Außenverteidigers mittels Verlagerungen nutzen konnten.

Fazit:
Die Borussia wird Räume angeboten bekommen!

Wie viele Mannschaften in der Bundesliga, presst der VfL Wolfsburg unter Kovac häufig früh, mit Intensität und Mannorientierungen auf dem Feld.
Gegen Werder Bremen zeigten die Fohlen keine gute Reaktion darauf und ließen sich individuell von der Hektik anstecken.

Jedoch ist das Pressing- und Anlaufverhalten der Bremer strukturell organisierter und mit mehr Aktivität im Lenken des Pressings.
Wolfsburg agiert passiver und mannorientierter auf dem ganzen Feld, sodass zwangsläufig Räume aufkommen werden in der Spieleröffnung.
Besonders die Formation 3-Raute-3 bietet sich für die Schwächen des Wolfsburger Pressings an:

Je nach Bedarf, rückt Hofmann in die letzte Linie, oder eben Scally. Für Scally spricht die höher Konterabsicherung, wenn Gladbach sich über die (halb-) linke Seite durchspielt, und mit Hofmann und Thuram Abschlussqualitäten aufweisen kann.
Für Hofmann auf der Acht spricht das flüssigere Übertragungsspiel in der Spieleröffnung im tiefen Aufbau, wenn Wolfsburg hoch presst.
Die Achterläufe sind theoretisch vorhanden und die Besetzung des Zehnerraums, der durch die passiven Innenverteidiger nochmal interessanter wird, ist gegeben.
Auf dem Flügel können die gegnerischen Außenverteidiger Baku und Otavio raus gezogen werden; Schnittstellen zwischen AV und IV attackiert und bespielt werden.

In der Defensive wird die Tiefensicherung besonders von Bedeutung. Wolfsburgs Überladungen in deren letzter Linie geben den Köder für die Tiefenläufe, die sie erzeugen wollen. Mit Nmecha haben sie einen Zielspieler und Tiefgänger zugleich, der rund um und innerhalb der Box für Torgefahr mit Kopf und Fuß erzeugen kann.
Im Pressing sind die Außenverteidiger oftmals isoliert und dribbeln des Öfteren diagonal rein; dies kann eine Chance für gezielte Ballgewinne sein.

Die Borussia wird das Spiel kontrollieren können, wenn sie ihre Spielprinzipien auf den Platz bekommen. Der Indikator dafür sind die ordentlichen 60-70 Minuten in Bremen, nach der desolaten Anfangsviertelstunde; die – wie bereits geschrieben – eine höhere Pressingqualität verfügen.
Dann gilt es, die Kontrolle, in Torgefahr umzumünzen – wie in Bremen bereits auch.

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