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Die Fohlen müssen in Freiburg den späten Ausgleich hinnehmen- warum sich das angekündigt hat..

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Am 10. Spieltag der Bundesliga gastierte die Borussia beim SC Freiburg. Lange sah es so aus, als ob die Fohlen seit langer Zeit mal wieder in Freiburg gewinnen könnten, ehe Vincenzo Grifo in der Nachspielzeit per Foulelfmeter den Ausgleich erzielen konnte. Warum sich das angekündigt hatte, erfahrt ihr in der Analyse von @marc.

Die Grundausrichtung beider Teams

Während die Fohlen erneut die gleiche Startelf, wie in der Vorwoche gegen Heidenheim, aufboten, blieb Freiburg seinem 4-4-2 treu und überraschte mit Merlin Röhl in der Startelf. Aus diesen Grundordnungen entwickelte sich ein wildes Spiel mit 3 Phasen, welche nun seperat beleuchtet werden sollen.

Phase 1: Freiburg überrennt die Borussia

Diese Überschrift ist tatsächlich wörtlich zu verstehen, schaut man sich nur das unterste Bild an. Freiburg hatte den klaren Plan die zentralen Mittelfeldspieler der Fohlen immer wieder zu tiefen Laufwegen zu zwingen, da das Verteidigen dieser in letzter Zeit nicht unbedingt zu den Schokoladenseiten des Gladbacher Spiels zählte. Hierfür fanden sie drei verschiedene Wege, der Erste ist direkt im nachstehenden Bild zu sehen. Ginter eröffnet aus dem Halbfeld mit tiefem Ball auf Zielspieler Höler, während Grifo und Röhl aus den Halbräumen dahinter in die Tiefe gehen. Rocco Reitz verpasst es hier, den tiefen Laufweg von Röhl aufzunehmen und Moritz Nicolas hält die Borussia nach 60 Sekunden mit einem klasse Reflex im Spiel. Zudem ist aber auch das Stellungsspiel von Max Wöber zu erwähnen, welcher weder eine Anbindung an Elvedi und dessen 2 Gegenspielern findet, noch eine Position, wo er annähernd in das Geschehen eingreifen kann, leider kein Einzelfall für ihn an diesem Tag.

Der zweite Weg, den Freiburg gegen Weigl und Reitz immer wieder versuchte anzuwenden, ist dagegen etwas komplexer gewesen. Hierbei war zunächst die Ballbesitzposition weiter vorne nötig, ehe Doan aus dem Halbraum kommend, Netz forcierte, dann breit zog, um ihn zu binden, wodurch sich in seinem Rücken der Raum für Grifo überhaupt erst eröffnete. Grifo jedoch war nominell als linker Mittelfeldspieler aufgeführt und fand sich selbst hier im rechten Halbraum wieder, was jedoch einstudiert wirkte, da die Freiburg über ihn immer wieder Halbverlagerungen, also nur das Überspielen eines Spielers generierten, um ihn langsam in die Position zu bekommen, aus der er, wie hier zu sehen Weigl ins Laufduell zwingen konnten. Die Fohlen waren jedoch in diesen Situationen stets zu langsam zu Beginn und Freiburg konnte immer wieder die Gladbacher Mittelfeldreihe überrennen und tiefmöglich spielen.

Der dritte Weg sollte dann die Kombination aus den beiden ersten Varianten darstellen. Für den tiefen Ball auf einen Zielspieler, der den Ball festmacht oder verlängert, war die letzte Linie der Borussen zu hoch. Für ein Vorbereiten des Einlaufen aus dem Halbraum von Grifo, war aufgrund des Mittelfeldpressings der Borussen zu wenig Zeit, also kombinierte Freiburg das Binden von Doan gegen Netz mit dem tiefen Ball in seinen Rücken über Merlin Röhl aus dem Rücken von Wöber und nicht aus dem direkten Halbraum vor ihm. Erneut war er zuvor Gegenspieler von einem zentralen Mittelfeldspieler, in dem Fall Rocco Reitz, welcher erneut den Laufweg nicht aufnimmt.

Das beste für das Team von Trainer Gerardo Seoane an dieser katastrophalen Anfangsphase bis Minute 15 war, dass es nur 1:0 für Freiburg stand. Angesichts der Chancen der Gastgeber: Röhl wie eben erwähnt, Höler wie unten zu sehen, hätte es auch ebenso gut 2:0 oder 3:0 für Christian Streichs Team stehen können. Unerklärlich, dass man teilweise Anfangsphasen einer Partie so hergibt und sich damit für die folgenden Minuten eine Hypothek auflastet, wie in dieser Saison bereits häufiger geschehen.

Phase 2: Borussia dreht das Spiel und trumpft groß auf

Es passt zu dieser Saison, dass die Fohlen erneut erst eine schlechte Anfangsphase brauchen, um danach plötzlich sehr ansehnlichen Fußball in guten Mustern zu zeigen. Nach beispielsweise Augsburg oder auch Darmstadt ist der Fan der Borussia dies gewohnt in der laufenden Saison.
In Freiburg führte erneut eine Standardvariante zum Ausgleich, ein stilistisches Mittel, auf das die Borussen sich bislang verlassen können in dieser Spielzeit.

Anschließend kehrt der Mut zurück und die Fohlen forcieren mehr ihre eigenen Stärken, indem sie wie beim zwischenzeitlichen 1:2 direkt aus dem Ballgewinn am eigenen Strafraum vertikal spielen und den Gegenangriff fahren. Hierbei ist es eine Kombination aus dem Erkennen der Situation von Weigl und dem vorherigen Kreieren der Situation von Plea, der sich von seinem direkten Gegenspieler Lienhart absetzt. Danach folgt ein kluges Binden von Jordan gegen seinen Gegenspieler, ein entschlossenes Dribbling von Plea und Komplettaussetzer von Lienhart, wodurch die Gladbacher in Führung gehen. Es kann manchmal so einfach sein.

Mit der Führung im Rücken zeigen die Borussen dann eine ganz andere Spielanlage als zuvor. Sie sind kreativer im Ballbesitz, schwimmend auf den Außen und zielstrebig in Richtung der Freiburger Box. So erspielen sie sich einige gute Gelegenheiten und gehen durch den Elfmeter von Weigl mit 3:1 in die Kabine. Die Entstehung dieses Elfmeters ist dabei kein Zufall, sondern das Ergebnis des mutigen Ballbesitzvortrags der Fohlen. Ngoumou bindet seinen Gegenspieler Sildilla und öffnet dadurch den Raum in seinem Rücken. Ähnlich wie Freiburg in Phase 1 attackiert Borussia diesen freigewordenen Raum und kommt mit Luca Netz auch in die Besetzung dessen, da Doan seinen Laufweg ebenfalls zu spät aufnimmt. Am Ende wird Jordan nach der Hereingabe von Netz gefoult, es gibt Elfmeter und Borussia führt mit 2 Toren Vorsprung.

Phase 3: Fehlende Entlastung gepaart mit Passivität der Borussia

Nach der verletzungsbedingten Herausnahme von Jordan kurz vor der Pause, änderte sich das Spiel der Fohlen. Gerardo Seoane entschied sich für die Einwechslung von Robin Hack anstelle von Cvancara, wollte er doch vermutlich im Anlaufen gegen Ginter und Lienhart energisch bleiben. Doch dieser Plan ging absolut nicht auf. Die Fohlen gerieten immer wieder in Situationen wie die untere. Honorat rückt ohne Not in die Kette, Ngoumou, Weigl und Reitz versuchen im Verbund das Zentrum zu schließen und Freiburg bedankt sich freundlich, wollten sie doch gar nicht durch Selbiges spielen. So bekommen die Fohlen durch das Abkippen von Höfler im Aufbau und die damit verbundene Überzahl gegenüber Hack und Plea kaum Zugriff mehr auf die Halbpositionen und einer der zentralen Mittelfeldspieler der Fohlen mussten vorwärts verteidigen, was jedoch häufig zu selten gelang. Dadurch bekam die Borussia immer weniger Zugriff auf den Ball und zog sich immer wieder in Richtung des eigenen Strafraums zurück, anstatt Freiburg höher zu stellen.

So kommt Freiburg zum Anschlusstreffer durch Weißhaupt, weil die Fohlen erneut im Zentrum keinen Zugriff bekommen und dann im Verbund Netz/Wöber den tiefen Ball gar nicht bzw. unzureichend verteidigen. Dadurch kann Freiburg im Raum vor der Gladbacher Kette Druck auf selbige ausüben, da die Fohlen diesen Raum mal wieder nicht verteidigt bekommen. Das erinnert sehr an die oben beschriebene erste Phase des Spiels.

In der Folge werden die Fohlen immer passiver und lassen Freiburg mehr und mehr Druck auf die Box ausüben. Aus der Fünferkette zu Beginn der zweiten Hälfte ist längst eine Sechserkette geworden und davor agieren die Fohlen mit 4 vorsichtig anlaufenden Spielern, quasi ein 6-4-0. Freiburg ist es dabei immer noch egal, dass die Borussen das Zentrum schließen, wollen sie selbst doch eher über Flanken aus dem Halbfeld erfolgreich sein. So bringt die Borussia in Halbzeit 2 mit einem ppda-Wert (zugelassene Pässe bis zur Defensivaktion) von 28,5 zu 14 (Quelle: WyScout) aus dem ersten Durchgang eine katastrophale Zahl. Dies untermauert die Passivität gegen den Ball jedoch mehr als deutlich. So stehen am Ende 76% Ballbesitz für Freiburg alleine in Halbzeit 2.

Je passiver man mit Ball wird, umso schwieriger wird es, im Ballbesitz auf ein hohes Aktivitätslevel zu schalten. Erst recht mit einem so tiefen Verteidigungsblock, wie die Fohlen ihn wählten, wäre es eminent wichtig gewesen, Entlastung zu schaffen in Form von Ballbesitzphasen in der Freiburger Hälfte, um den eigenen Defensivkräften eine Verschnaufspause zu gewähren. Stattdessen steht für Freiburg ein ppda-Wert von 5,7 (Quelle: WyScout) im zweiten Durchgang, ein Wert wie man ihn sonst nur bei Teams mit überragendem Gegenpressing sieht. Dies gepaart mit den 0.06xGoals (Quelle: WyScout) zeigt, wie wenig Entlastung die Fohlen generieren können. Die 24% Ballbesitz können nicht ausgebaut werden, weil die Fohlen wie eben erwähnt das Umschalten auf Ballbesitzphase und die damit verbundene Aktivität nicht auf den Rasen bekommen. Stattdessen sah sich Cvancara so immer wieder der untenstehenden Situation entgegengebracht. Das ist zu wenig, um den Gegner wirklich mal für 1,2 Minuten vom eigenen Tor fernzuhalten.

Fazit: 2 gute Phasen für Freiburg, eine für die Fohlen

Liest man es so, dann muss Borussia sogar glücklich sein, einen Punkt aus dem Breisgau entführt zu haben. Die xGoals der Partie schlagen mit 3,08 zu 1,72 (Quelle: WyScout) auch klar für die Freiburger aus, jedoch fühlt es sich aus Gladbacher Sicht am Ende wie eine Niederlage an nach dem 96 Minuten. Das liegt zum Einen am Spielverlauf, zum anderen aber auch an der Art und Weise, wie Borussia im zweiten Durchgang agiert hat. Es bedarf auch nach Führung einer weiter mutigen Leistung, solange es geht. Dass ein Gegner gegen Ende des Spiels noch einmal die Schlagzahl erhöht und Druck ausübt, ist normal. Ob man ihn jedoch ab der 40. Minute dazu immer wieder einladen sollte und selbst für kaum Entlastung sorgen sollte, muss diskutiert werden.

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