Am vergangenen Sonntag stand das wohl wichtigste Spiel einer jeden Saison für die Fanseele an, als Borussia im Derby beim 1.FC Köln ran musste. Die 3:1 Niederlage war in der Höhe mehr als verdient, da die Fohlen zu keiner Zeit gut im Spiel waren. Eklatante Probleme und individuelle Aussetzer gepaart mit einem schlechten Matchplan waren der Grundstein für diese Niederlage, wie ihr nachfolgend in der Analyse von @marc lesen könnt.
Die Grundordnung
Köln beginnt in einem 4-2-1-3 mit sehr fließenden Übergängen im Zentrum, wie später näher beleuchtet wird. Die Fohlen entgegnen dem Kölner Plan mit ihrem gewohnten 5-3-2, wobei im Anlaufen meist ein 5-2-3 mit Neuhaus zwischen Plea und Cvancara entsteht.
Das schwimmende Mittelfeld der Kölner gegen Gladbacher Nachlässigkeiten
Der Plan des Teams von Steffen Baumgart lässt sich recht einfach beschreiben. Man wollte Gladbach locken und dann über ein Steil-Klatsch oder über gegenläufige Bewegungen einen freien Spieler im Zentrum finden, der mit Blick in Spielrichtung eröffnen kann. Diese Muster konnten sie immer wieder gegen die Fohlen implementieren, da diese kaum Zugriff auf die Kölner erlangen konnten, auch weil Kainz und Paqarada immer wieder invertierten, um Überzahl im Zentrum herzustellen und die offene Option zu generieren.
Nachfolgend ist der Plan der Fohlen gut zu erkennen. Im Aufbau schiebt Neuhaus auf den abkippenden Martel durch, um Köln in erster Linie – im Verbund mit Cvancara gegen Chabot und Plea gegen Hübers- zu limitieren. Dahinter waren dann Kone und Weigl gefordert, um Waldschmidt und Ljubicic zuzustellen. Hiergegen fanden die Gastgeber aber immer wieder gute Lösungen, da sie in ständiger Bewegung waren. Besonders auffällig war immer wieder Kainz, der gegen das Gladbacher Mittelfeld immer wieder aus letzter Linie abfiel und Überzahl im Zentrum herstellte. So schaffte es Köln immer wieder einen freien Fuß zu finden.
Schafften es die Fohlen mal im Pressing nachzuschieben und mutiger am gegnerischen Strafraum im Angriffspressing zu agieren, so fehlten Raumaufteilung und Zuordnung. Hier gut zu sehen, wie Köln trotz personeller Gleichzahl Gladbachs erste Pressinglinie überspielen und das Pressing brechen kann.
Das fast noch größere Problem der Fohlen entstand dann im Verbindungsspiel der Kölner. Gladbach verpasste es immer wieder, im Zentrum Druck auf die ballführenden Spieler der Kölner zu erlangen. Daraus ergab sich dann immer wieder untenstehendes Bild. Die Fohlen trotz personeller Gleichzahl auf der Seite zu weit entfernt und Köln überspielt mit der Seitenverlagerung auf Carstensen 7 Fohlen. Daraufhin läuft Köln, wie so oft mit Tempo auf die letzte Linie der Borussen zu.
Die Fohlen wirken planlos
Hohes Anlaufen oder Kompaktheit gegen den Ball? Diese Frage beschäftigt den taktikbegeisterten Gladbachfan schon länger. Die Antwort lautet aktuell (leider) oft: weder noch. Das hohen Anlaufen von Plea (siehe unten) wird von Köln einfach über „den Dritten“ im Zentrum überspielt. Dies könnte man jedoch verhindern, sofern Weigl auf Ljubicic entschlossen durchschieben würde. Weigl jedoch macht, wie gut erkennbar, keine derartigen Anstalten. Somit ist Pleas Anlaufen umsonst und Köln kann mit Hübers ohne Druck eröffnen. Gladbach ließ im Schnitt 12,5 Pässe zu, bis es zu einer Defensivaktion kam, während es bei Köln 8 waren. (Quelle: WyScout)
Auch fehlende Winkel wurden den Borussen immer wieder zum Verhängnis. Während Neuhaus ballentfernt seine Deckungsrolle gegen Ljubicic vernachlässigt, ist Koné überall, aber nicht im Passweg zu Martel oder Ljubicic und Köln kann das Anlaufen von Netz einfach überspielen. Somit werden die Wege für die Fohlen immer länger und Köln kommt immer wieder zu ihrem Ziel, wie eingangs erwähnt, einen freien Fuß im Zentrum zu finden.
Ein weiteres Beispiel findet ihr nachfolgend. Die Fohlen wollen ballnah Druck über Florian Neuhaus ausüben, Cvancara will den Innenverteidiger attackieren, Martel steht komplett blank. Diese Szenen erinnern an dunkle Tage gegen den Ball unter Adi Hütter. Borussia tut an diesem Sonntag alles dafür, dass Köln immer wieder in ihr Muster kommt.
Das Ganze gipfelte dann in Minute 20. Borussia gewährt Köln den Halbraum vor der Viererkette. Über Konés Positionierung, Pleas Passivität und Weigls Nachlässigkeit muss intern gesprochen werden. So etwas ist nicht nur passiv oder nachlässig, sondern wird die Fohlen zukünftig immer wieder in Bedrängnis bringen. Gegen gute Kölner Muster hatten die Fohlen im Anlaufen, wie oben ausführlich beschrieben, Probleme, jedoch ist dieses Vorgehen in der eigenen Hälfte der Grund weswegen Borussia nie auch nur den Hauch einer Chance im Spiel gegen den Ball hatte und regelrecht von den Domstädtern vorgeführt wurde. Derby hin oder her, das sind mannschaftstaktische Komplett-Aussetzer, die es zukünftig zu vermeiden gilt.
Diese Nachlässigkeit gepaart mit fehlender Konsequenz im Verteidigen (siehe Bild unten) waren der Grundstein der Niederlage. Die Fohlen haben guten Zugriff auf Köln am Flügel, Neuhaus verpasst es jedoch erneut, den Laufweg seines direkten Gegenspielers aufzunehmen und somit bricht Köln durch in die Box, wo Wöber grade noch dein Einschlag verhindern kann.
Seoane reagiert zur Pause
Das Beste aus Sicht seines Teams war der Halbzeitstand, wodurch Gerardo Seoane zur Halbzeit mit der Hereinnahme von Reitz für Neuhaus und Scally für Netz, auf ein 4-3-3 umstellte, um mehr Zugriff im Zentrum zu bekommen, indem Plea und Honorat auf den Halbpositionen das Zentrum mit schließen sollten. Dank der schlechten Chancenverwertung der Kölner und einer Glanztat von Nicolas liefen die Fohlen somit nur einem 1 Tore Rückstand hinterher, obwohl man sich über ein 0:3 auch nicht hätte beschweren dürfen.
Köln musste nun häufiger das Anlaufen der Fohlen überspielen, da sie nicht mehr den freien Fuß im Zentrum finden konnten. Diesen Teilerfolg konnten die Fohlen jedoch kaum nutzen, da ihre Rückwärtsbewegung erneut nicht entschlossen genug war, wodurch Selke den Flugball von Schwäbe auf die nachrückenden Mittelfeldspieler ablegen kann und Köln, ihr ahnt es, mal wieder einen offenen Fuß im Zentrum hat.
Im 4-3-3 zeigen die Fohlen auch Qualitäten mit Ball
Die Einwechslung von Rocco Reitz wirkt sich besonders mit Ball positiv auf das Spiel der Fohlen aus. Die bindenden Laufwege von ihm rissen Lücken für Weigl und Kone.(unteres erstes Bild). Die Dynamik von ihm sorgte zudem zu Beginn immer wieder dazu, 2,3 Kölner ballnah zu binden, wodurch sich ballentfernt für Koné Räume ergeben. Wenn man dies sieht, wirkt der sture langer Ball auf Cvancara auf Stilmittel doch fragiler, als gedacht.
Auch im Umschaltverhalten ergaben sich zunehmend bessere Situationen, die die Fohlen durch individuell falsche Entscheidungen nicht nutzen konnten. So konnte Koné hier nicht Honorat in Szene setzen und wurde stattdessen gefoult. Szenen wie diese, müssen die Fohlen häufiger erzeugen und dann auch ausspielen. Mit der roten Karte für Koné nach dem zwischenzeitlichen Elvedi-Ausgleich hatten sich dann jedoch auch alle Offensivbemühungen erledigt.
Köln erarbeitet sich den Sieg
Nach der Herausstellung von Koné bekommen die Fohlen gar keinen Zugriff mehr, sofern das noch möglich war. Reitz ist im Zentrum in Unterzahl und bekommt das Zentrum, welches der eingewechselte Alidou überlädt nicht geschlossen, da Plea breit auf Carstensen schiebt und Weigl aus dem Verschieben kommt. Die Kölner erhöhen dann die Schlagzahl, schnüren Gladbach ein und haben bei dem Elfmeter zwar Glück, aber verdienen sich die 3 Punkte einfach auch mehr.
Fazit: Das war zu wenig, liebe Borussia!
Wenn man beim Derby so auftritt, in Halbzeit 1 auch taktisch bedingt, die falsche Herangehensweise wählt und gegen Kölns Muster über 70 Minuten keine Lösungen findet, 47% zu 52% Zweikampfquote (Quelle: WyScout) aufweist, steht eine verdiente Auswärtsniederlage. Das Problem ist nicht nur die fehlende Gefahr mit Ball, sondern vor Allem das passive Agieren gegen den Ball, was Borussia aktuell häufig Punkte kostet. Einen schlechten offensiven Tag kann man kompensieren mit einer guten Defensive, davon ist die Fohlenelf aktuell leider sehr weit entfernt. So steht die erste Auswärtsniederlage der Saison und der Druck auf die Partien gegen Heidenheim wächst.