StartAnalysenDer erste Sieg für Borussias U23 in Rödinghausen- spieltaktische Analyse

Der erste Sieg für Borussias U23 in Rödinghausen- spieltaktische Analyse

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Am vergangenen Samstag gewinnt die U23 der Fohlen ihr erstes Spiel der Saison in der Regionalliga West am 5. Spieltag. Während man bislang trotz teilweise guter Leistungen zu wenig Zählbares mitnehmen konnte, schaffte es das Team rund um Trainer Eugen Polanski sich für eine engagierte Leistung zu belohnen mit dem Sieg.

Die Rückkehr zum 4-2-2-2

Nachdem man gegen die Zweitvertretung von Schalke 04 zuhause mit der Fünferkette scheiterte, kehrte die Borussia in Rödinghausen zurück zu ihrem gewohnten 4-2-2-2 mit Jan Olschowsky im Tor, der Viererkette bestehend aus Walde, Andreas, Nappi, Kemper (v.rechts), der Doppelsechs Korb und Tony Reitz, den Zehnern Asallari und Schroers hinter den beiden Stürmern Kader und Naderi.(Bild oben) Rödinghausen entgegnete den Fohlen meist im 3-4-3. (Bild unten) Im Aufbau versuchten sie Überzahl in Linie 1 zu erzeugen, um dann die Borussia zu locken und am Flügel zu überspielen, worauf die Borussia jedoch gut vorbereitet war, wie ich nachfolgend darlegen werde.

Ein gutes Anlaufen zwingt die Gastgeber zum langen Ball

Von Szenen wie der unteren hatten die jungen Fohlen in der Anfangsphase einige. Naderi läuft nach dem Ball vom zentralen Innenverteidiger auf den Halbverteidiger durch, um ihn im Bogen rauszunehmen. Kader läuft zudem clever im Bogen an, um die Option des Flügelverteidigers zu schließen. Rödinghausen versucht sich daraus zu befreien, indem sie im Aufbau einen Innenverteidiger in Linie 2 hochschieben, worauf die Borussia mit dem ballententfernten Zehner (hier: Mika Schroers) gut reagieren und zustellen. Resultat hieraus ist in der Anfangsphase oft der lange Ball der Gastgeber.

Entschlossen im Anlaufen und Durchlaufen – mit Abstrichen

Schafft es Rödinghausen, die erste Welle der Borussia zu überspielen oder gewinnen sie den zweiten Ball, geht die Borussia sofort entschlossen nach und verteidigt mutig nach vorn, wie im unteren Beispiel in Person von Simon Walde. So bekommen die Borussen den Gastgeber immer wieder ins Zweifeln. Besonders auffällig jedoch ist die Entschlossenheit, die das Team von Trainer Eugen Polanski dabei an den Tag legt. Anders als in der Vorwoche, als man oft diese Intensität gegen den Ball versäumte, war man in dieser Partie sehr aufmerksam gegen zweite und dritte Bälle.

Problematisch war hierbei jedoch die Entscheidungsfindung nach Ballgewinn. Zu häufig verpasste man es so etwa, aus guten hohen Ballgewinnen Kapital zu schlagen. Nachfolgend ist eins von zahlreichen Beispielen aufgeführt, wo die Borussen es nicht schaffen, aus einer vielversprechenden Situation erfolgreich umzuschalten, sondern stattdessen den Ballbesitz herschenken.

Gleiches gilt auch für Kontergelegenheiten nach Ballgewinn am eigenen Strafraum. Auch hier traf man oft die hektische Entscheidung, den erstmöglichen Ball tief zu spielen, häufig zu Lasten der Qualität. So verpasste man es zum Beispiel gleich zu Beginn in einer 4vs4 Umschaltbewegung ins 2:1 zu spielen, entschied sich stattdessen für den ungenauen tiefen Ball, der zum Ballverlust führte.

Zu selten gute Lösungen im Positionspiel

Im oberen Screenshot sieht man eines der wenigen Beipsiele, wo die Borussia es schafft, aus dem Positionsspiel in eine gute Situation kommt. Nachdem man das 1:0 nach einem Standard hinnehmen muss, ist dies jedoch die Entstehung des 1:1 unter gütiger Mithilfe des Rödinghausener Keepers, der in dieser Szene schlecht aussieht. Besonders entscheidend ist dennoch die gute Positionierung von Mika Schroers in der Position, die Andreas bespielen kann trotz leichten Drucks. Kader erkennt dies früh und verschafft sich durch sein Absetzen ein 1:1 am Flügel, woraus sein Abschluss zum Ausgleich resultiert.

Nach dem Ausgleich zu einfach die Führung aus der Hand gegeben

Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich wird die Borussia für einen Moment zu gierig. Rödinghausen, wieder im Muster des 2+3 Aufbaus, spielt den zentralen Spieler frei, auf den Reitz rausverteidigt, jedoch auf dessen Finte zu einfach reinfällt und Korb dahinter im 3vs1 seinem Schicksal ausliefert.

Auch vor dem 2:1 der Gastgeber will er Korb im 1:1 helfen, gibt dadurch jedoch im Rücken seinen Gegenspieler auf, der dann das 2:1 am Flügel gegen Kemper forcieren kann, woraus die zwischenzeitliche Führung entsteht.

Mutiges Rausverteidigen ohne Absicherung

In der Folge der Führung für Rödinghausen, hat die Borussia Glück, dass Nachlässigkeiten ihrerseits unbestraft bleiben. So will Walde im unteren Beispiel auf den Flügelverteidiger rausverteidigen, Andreas sichert ihn jedoch nicht ab. Als er überspielt wird, findet sich Andreas im 1:1 mit Temponachteil und hat Glück, dass der gegnerische Stürmer quer legt, hätte er doch selbst abschließen müssen. Somit kann die Borussia durch eine sehr starke Einzelleistung von Mika Schroers ausgleichen.

Die Fohlen kommen mit Überzeugung aus der Kabine und drehen das Spiel verdient.

In der Halbzeit scheint sich die Borussia vorgenommen zu haben, aus ihren Möglichkeiten mehr rauszuholen. So ist es Kader (Bild oben), der mutig im 1:1 gegen den Innenverteidiger sich durchsetzen kann und auf den Strafraum zugeht. Mika Schroers erkennt dies früh und schleicht sich auf den ballentfernten Pfosten, wo er dann kurze Zeit später die Hereingabe von Kader (Bild unten) ungestört zur Führung einschieben kann. Klasse Spielzug der Fohlenelf.

Mit der Führung im Rücken mehr ins eigene Spiel gefunden

Nach der Führung ist das Team hellwach im Anlaufen und Pressingverhalten und stellt alle ballnahen Optionen zu, wodurch man häufig den hohen Ballgewinn erzwingen kann. Folglich bekommt das mehr und mehr Selbstvertrauen in die eigenen Aktionen und schafft es auch im Positonsspiel mehr zu glänzen und sich einige Möglichkeiten zu erspielen.

Zwei dieser Möglichkeiten entstehen aus dem oberen und zwei unteren Bildern. Die Positionierung für den Anschluss unter dem Ball gefunden und die Spielfortsetzung, ähnlich wie in der ersten Halbzeit beim Ausgleichstreffer zum zwischenzeitlichen 1:1, stimmt und die Fohlen können immer wieder Nadelstiche setzen.

Zudem schaffen sie es immer wieder, Rödinghausen anzulocken und danach die Tiefe zu attackieren, wodurch sie dem Gegner nachhaltig weh tun können. Auch die Wechsel fügen sich nahtlos ein und die Mannschaft lässt hinten kaum etwas zu. Einziger Vorwurf, den man sich machen lassen muss, ist, dass dieses Spiel lange offen ist durch die ein Tore-Führung.

Doch auch damit ist kurz vor Schluss dann Feierabend. Büyükarslan vollendet einen Konter in sehenswerter Manier zum 2:4, wodurch die ersten 3 Punkte eingetütet sind.

Fazit: Teilweise zu wild, dennoch verdient gewonnen

Besonders im ersten Durchgang war man teils zu naiv und offenbarte hinten einige Lücken. Was man dann jedoch im zweiten Durchgang zeigte, lässt keinen Zweifel daran, dass dieser Auswärtserfolg mehr als verdient war. Mit dem ersten Dreier dieser Regionalliga Saison geht es nun mit Selbstvertrauen ins kleine Derby gegen die Zweitvertretung des 1. FC Köln am kommenden Sonntag, wo man mit einer ähnlichen Leistung, wie im zweiten Durchgang in Rödinghausen, erneut bestehen sollte.

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