StartAnalysenBVB auf dem Weg zum Titel?

BVB auf dem Weg zum Titel?

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29. Spieltag der Bundesliga. Ein Spiel, wie es richtungsweisender nicht sein kann. Die Bayern verlieren am Samstagmittag gegen Mainz 05. Für den Verfolger aus Dortmund heißt es nun, dass man bei einem Sieg gegen die Eintracht alles in der eigenen Hand hat. Und es kommt, wie es kommen soll. Edin Terzic stellt seine Mannschaft taktisch hervorragend ein. Der BVB gewinnt 4:0 und haben nun die große Chance, die Meisterschale erstmals seit 2012 zurück an den Borsigplatz zu holen. Wie genau Terzic seine Mannschaft gegen die Eintracht taktisch eingestellt hat, hat @benny für euch analysiert.

Grundformationen

Werfen wir zu Beginn einen Blick auf die Grundformationen. Beide Teams haben dort im Vergleich zu den letzten Wochen nicht viel verändert. Der BVB läuft, wie gewohnt, in einem 4-1-4-1/4-2-3-1 auf. Auch die Frankfurter bleiben bei ihrer Grundformation. Glasner schickt die Adler in einem 3-4-2-1 auf den Platz. Wirft man bei der Eintracht ein Blick auf das Personal wird schnell klar, dass die Eintracht immense Probleme in der Defensive haben. So verteidigen in der defensiven 3er-Kette als zentraler Innenverteidiger Makoto Hasebe und als rechter/linker Halbraum Innenverteidiger Christopher Lenz und Tuta. Nicht die Idealbesetzung. Edin Terzic kann, anders als Oliver Glasner, fast aus dem vollen Schöpfen. Nico Schlotterbeck rückt nach auskurierter Verletzung in die Startelf. Und auch die restliche Startelf ist nahe der Bestbesetzung. Unglaublich wichtig, wenn man in die entscheidenden Spiele geht.

Aufstellung BVB-SGE
Quelle: Wyscout

Spiel mit dem Ball

Man kann über Edin Terzic viel sagen. Vielleicht ist er nicht der Trainer, der den BVB im Ballbesitz auf ein neues Level heben wird. Wahrscheinlich war es auch ein Fehler, dass er mit und gegen den Ball auf Emre Can als Innenverteidiger gesetzt hat. Immer wieder hatten die Dortmunder in der Vergangenheit Probleme im Zentrum. Hatten dort in der Restverteidigung zu wenig Personal, weil Emre Can zu tief stand. Im Ballbesitz zu wenig Anspielstationen, weil der nominelle Sechser als Anspielstation vor der Abwehr fehlte. Allerdings: Das, was Terzic auszeichnet ist, dass er bereit ist Fehler zu korrigieren. Er weiß, wie man den passenden Matchplan erstellt. Ein Erfolgsgeheimnis über die ganze Saison. Und genau das tut er in diesem Spiel. Der 40-Jährige verändert die Statik im Ballbesitz dahingehend, dass der BVB zwar immer noch mit drei Spielern in der ersten Linie aufbaut, aber Emre Can als Anspielstation vor der Kette hat. Gegen die Eintracht ist es Ryerson, der immer wieder in den 3er-Aufbau abkippt. Guerreiro schiebt dabei höher. Vor dem 3+1 Aufbau positionieren sich Brandt und Bellingham im Halbraum. In der letzten Kette sorgen Adeyemi und Malen für die Breite im Spiel. Haller ist der Fixpunkt im Zentrum, der mindestens zwei Gegenspieler der SGE bindet. Wichtig ist, dass der BVB mit den drei Innenverteidigern im Aufbau sehr breit steht. Terzic weiß, dass die Eintracht, wenn sie hoch anlaufen, durch Kolo Muani, Ebimbe und Götze Mann gegen Mann verteidigt. So zieht man das Pressing des Gegners auseinander und öffnet die Passwege ins Zentrum.

Der BVB im Ballbesitz
Quelle: Wyscout / Der BVB im Ballbesitz

Das Nico Schlotterbeck wieder zurück in der Startelf ist, war für die taktische Ausrichtung des BVB immens wichtig. Er gehört in den Top 5 Ligen Europas zu den besten Innenverteidigern, was progressives Andribbeln und Passspiel angehen. Und genau das war ein wichtiges Element in der Anfangsphase für den BVB. Sobald Schlotterbeck andribbelt, muss Rode aus dem Zentrum heraus nach vorne verteidigen. Dadurch, dass Can immer mindestens einen 6er bindet, entsteht im Zentrum eine Lücke und in der letzten Kette eine Mann gegen Mann Situation. So hat der BVB immer die Möglichkeit mit einem flachen Pass die Pressinglinien der Eintracht zu überspielen. Wenn sie den Ball nicht flachen spielen, haben sie so viel Personal in der letzten Linie, dass sie ohne Probleme den zweiten Ball bekommen.

Schlotterbeck dribbelt an
Quelle Wyscout / Schlotterbeck dribbelt an

Genau nach diesem Muster fällt auch das 1:0 für den BVB. Durch ihren 3+1 Aufbau spielen sie in der Überzahl gegen die drei Anläufer der SGE und haben so immer einen freien Mann. Sie haben Guerreiro in der Breite, der Dina-Eimbe bindet. Bellingham, Haller und Brandt stehen erst in einem Dreieck eng zusammen und somit in Überzahl im Zentrum. Auch Adeyemi schiebt ein. Sobald Schlotterbeck andribbelt, zieht er Rode aus der Position, der dementsprechend nach außen verteidigen muss.

BVB Positionierung vor dem 1:0
Quelle: Wyscout / BVB Positionierung vor dem 1:0

Durch die Positionierung von Emre Can steht Sow im Zentrum kurzzeitig in einer 2-gegen-1 Unterzahl und muss nach hinten verteidigen, um das Zentrum zu schließen. Und genau das öffnet den Passweg für Schlotterbeck zu Can. In dem Moment des Zuspiels auf Can, macht Brandt einen cleveren Laufweg nach außen, um dort eine Seite zu überladen.

Sow steht im Zentrum in Unterzahl
Quelle: Wyscout / Sow steht im Zentrum in Unterzahl

Can entscheidet sich nach Anspiel auch, dass er die Seite nicht verlagert, sondern die Überladung ausspielt. Dadurch schiebt die Eintracht so zu, dass das ganze Zentrum frei ist. Guerreiro hat mit Adeyemi und Brandt zwei Anspielstationen im Halbraum. Über Brandt gelangt der Ball zu Bellingham, der genügend Raum und Zeit hat und zum 1:0 vollendet. Vor dem Abschluss ist der Lauf in die Tiefe von Haller wichtig, der dadurch zwei Gegenspieler in die Tiefe mitnimmt und Bellingham so noch mehr Platz verschafft. Der BVB spielt das insgesamt von der ersten bis zur letzten Kette hervorragend.

Überladung der linken Seite vor dem 1:0
Quelle: Wyscout/ Überladung der linken Seite vor dem 1:0
Bellingham und Haller stehen 2 gg 1 Überzahl gegen Lenz
Quelle: Wyscout / Bellingham und Haller stehen 2 gg 1 Überzahl gegen Lenz

Und nicht nur flach hat der BVB gute Ideen. Selbst wenn sie einen langen Ball spielen, haben sie eine gute Staffelung in der letzten Kette. So entsteht das 2:0. Auf dem Beispielbild sieht man perfekt, wie sich der BVB positioniert. Die Eintracht doppelt Adeyemi und Malen, die eingeschoben sind um kürzere Abstände zu Haller zu haben. Dahinter hat man mit Bellingham und Can zwei Spieler, die extrem gut im Gegenpressing sind und auf den zweiten Ball gehen können. Durch die Stärke von Haller im Bälle festmachen und weiterleiten, kommt der BVB häufig in gute Abschlusspositionen.

Positionierung des BVB nach langen Bällen
Quelle: Wyscout / Positionierung des BVB nach langen Bällen

Und wir müssen auch nochmal über Sebastian Haller sprechen:
Natürlich misst sich sein Mehrwert nicht an Scorern. Er ist aktuell viel zu selten der Spieler für den ersten Kontakt. Trotzdem ist sein Einfluss auf das Offensivspiel nicht hoch genug zu bewerten. Immer wieder ist er der Spieler, der sich aus der letzten Linie fallen lässt und seine Gegenspieler mitzieht. Er schafft durch seine Präsenz den Raum, den Adeyemi und Malen hinter der Abwehr brauchen. Er macht die Bälle fest und lässt seine Mannschaft nachrücken. Er spielt extrem clever mit einem Kontakt. Das sieht man auf dem folgenden Bild: Er zieht Hasebe raus und lässt den Ball in einem Kontakt auf Brandt klatschen. In die Lücke zwischen der Eintracht Verteidigung kann Adeyemi einlaufen. Leider ist es dann Brandt, der einen unsauberen ersten Kontakt hat und der BVB in letzter Konsequenz nicht zur Großchance kommt.

Haller zieht einen Gegenspieler mit
Quelle: Wyscout/ Haller zieht einen Gegenspieler mit

Gegen den Ball

Auch gegen den Ball hat sich Edin Terzic etwas einfallen lassen. Der BVB läuft die Eintracht in einem 4-3-3 mit einer Pressingraute an. So lenken Haller, Adeyemi und Brandt das Spiel der SGE auf die außen. Sobald der Ball nach außen gespielt wurde, schiebt der ballnahe Außenverteidiger vor. Ein 6er schiebt in Kombination mit Julian Brandt auf den ballführenden Spieler. Dadurch entsteht eine situative 3-gegen-2 Überzahl, aus der die Dortmunder dann zupacken. Adeyemi ist derjenige, der den Passweg zum Innenverteidiger zustellt. Wichtig ist, dass einer der 6er immer den zentralen Raum vor der Abwehr sichert, damit der BVB dort nicht überspielt wird. Im Idealfall erobert der BVB den Ball sehr hoch und kann sofort in den Tempogegenstoß gehen.

Pressingraute des BVB
Quelle: Wyscout / Pressingraute des BVB
3 gegen 2 Überzahl im Pressing
Quelle: Wyscout / 3 gegen 2 Überzahl im Pressing

Probleme gegen den Ball

Trotzdem haben die Dortmunder auch in diesem Spiel einige Momente gehabt, wo sie indiviualtaktisch nicht so clever agiert haben. Wenn sie aus einem tieferen Block angelaufen sind, haben sie in einer kompakten 3+2 Restverteidigung verteidigt. Can und Bellingham sollten den Raum vor der Abwehr sichern. Wenn die Eintracht den Ball ins Zentrum gespielt hat, war das situative rausschieben der 6er fehlerhaft. Wenn Bellingham und Can rausgerückt sind, ist ein Loch im Zentrum entstanden, welches die SGE bespielen konnte. Statt kompakt zu verteidigen, standen sie so im Zentrum in Unterzahl. So konnte die Eintracht immer wieder durchbrechen.

3+2 Restverteidigung des BVB
Quelle: Wyscout / 3+2 Restverteidigung des BVB
Quelle: Wyscout / Der BVB steht im Zentrum in Unterzahl

Fazit:

Der BVB macht einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft. Man hat es in vielen Spielen schon gesehen, dass Terzic enorm gut darin ist, den richtigen Matchplan zu erstellen. Und auch das ist ihm gegen die Eintracht gelungen. Sie hatten richtig gute Muster im Ballbesitz. Dazu hatten sie eine gute Mischung aus Angriffs- und kompakten Mittelfeldpressing. Jetzt haben es die Dortmunder selber in der Hand. Der Kampf um die Meisterschaft ist so spannend wie nie. Und wer hätte gedacht, dass der BVB nach der Niederlage gegen die Bayern und dem Unentschieden gegen Stuttgart nochmal in die Pole Position kommt.

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