StartAnalysenDas Fundament erweitern - BVB 23/24

Das Fundament erweitern – BVB 23/24

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Zwei Spieltage vor Ende der Saison hat Borussia Dortmund immer noch die Chance auf den Meistertitel in der Bundesliga. Zum re-start nach der WM hätten ihnen das wohl die wenigsten zugetraut. Gründe dafür gab es viele. Mal war es, dass der Kader zu unausgeglichen ist. Auch Trainer Edin Terzic kam nicht sonderlich gut weg. Trotzdem hat sich die Mannschaft gefangen. Spielt eine überragende Rückrunde. Und egal wo der BVB am Ende der jetzigen Spielzeit landet. Änderung wird und muss es zur neuen Saison trotzdem geben. Egal ob durch Transfers oder taktischer Natur. Wie die Dortmunder zur neuen Saison auflaufen könnten, hat benny für euch analysiert.

Der Trainer

Edin Terzic
Quelle: Imago

Wenn es einen Trainer gibt, der den Verein lebt und kennt wie kaum ein anderer, dann ist es Edin Terzic. Er holte als Interimstrainer den DFB Pokal an den Borsigplatz. Schafft eventuell diese Saison das „kleine Wunder“ und holt die Meisterschaft zurück nach Dortmund. Klingt auf den ersten Blick alles überragend. Betrachtet man den Trainer und wofür er sportlich aktuell stehen möchte genauer, gibt es aber berechtigte Fragezeichen. Denn der BVB ist in dieser Saison noch lange nicht so gut, wie es die Tabelle hergibt. Nach 15 Spieltagen steht die Mannschaft auf dem sechsten Tabellenplatz und geht mit einer 4:2 Niederlage gegen Gladbach in die WM Pause. Probleme im Ballbesitz strecken sich über die gesamte Hinrunde. Dazu kommt, dass die Mannschaft sich mit der Restverteidigung nach Ballverlusten extrem schwer tut. Der 40-jährige schafft es darüber hinaus nicht, Neuzugänge wie Karim Adeyemi gewinnbringend in sein taktisches System einzubauen. Seine Grundformation im 4-2-3-1 wirkte mit Ball statisch. Formstarke Spieler, wie Bellingham und Brandt, holen für das Team, durch ihre individuellen Leistungen, oft die Kohlen aus dem Feuer. Edin Terzic versucht in dieser Hinrunde den Kampf und die Mentalität in der Mannschaft zu beleben. Vielleicht ein Attribut, was dem Kader in den letzten Jahren etwas abhanden gekommen ist. Eins ist aber klar. Sowas wird dich nicht die ganze Saison tragen. Es wird immer Spiele geben, wo der Gegner von der Kampfbereitschaft ebenbürtig ist. Individuelle Qualität kann, vor allem bei dem großteils jungen Kader, je nach Form schwanken. Und genau das gilt für den BVB der Hinrunde. Unkonstant. Zur Rückrunde ändert sich die Besetzung des Co-Trainers. Für Peter Herrmann, der aufgrund gesundheitlicher Probleme kürzertreten muss, kommt Armin Reutershahn neu mit dazu. Er hat unter anderem mit Nagelsmann und Hütter zusammengearbeitet. Gilt als taktisch sehr versiert. Eine Eigenschaft, die sich der BVB zunutze macht. Die Dortmunder nehmen dahingehend erste Veränderungen zum Rückrundenstart vor. Das Personal und die Statik im Ballbesitz ändern sich. Aus dem 4-2-3-1 wird ein viel dynamischeres 4-1-4-1. Emre Can, den viele als Verkaufskandidaten gesehen haben, kehrt wieder in die Startelf zurück und ist nicht mehr wegzudenken. Im Ballbesitz kippt er oft zwischen beide Innenverteidiger ab. Nico Schlotterbeck kann daher viel progressiver spielen. Wirkt viel sicherer mit und gegen den Ball. Sebastien Haller kehrt nach überstandenen Krankheit zurück und belebt die Offensive durch seine Power auf dem Platz sofort. Karim Adeyemi und Donyell Malen profitieren enorm davon. Die Außenverteidiger nehmen im Spiel mit dem Ball eine entscheidendere Rolle ein. Werden viel höher positioniert und nehmen proaktiver am Spiel teil. Diese Veränderungen im Ballbesitz, gepaart mit der Kampfbereitschaft des Teams, sind der ausschlaggebende Faktor dafür, dass der BVB in der Rückrundentabelle auf Platz eins steht. Sie schaffen es zwar nicht immer konstant zu überzeugen. Dafür aber umso mehr das Momentum auf ihre Seite zu ziehen. Sie gewinnen zum Start die ersten zehn Pflichtspiele. Terzic bringt dafür eine Fähigkeit mit, die ihn von vielen anderen Trainern in der Bundesliga unterscheidet. Er kann den Gegner lesen. Entwirft immer wieder Matchpläne, die perfekt auf die Taktik des Gegners zugeschnitten sind. Negativ muss man ihm dabei auslegen, dass sein In-Game Coaching ausbaufähig ist. Oftmals gibt es nur Plan A. RB Leipzig deckt im Pokalspiel gnadenlos alle Fehler auf. Die Mannschaft von Trainer Marco Rose kann zur Halbzeit schon 5:0 führen. Terzic findet dagegen kein Mittel. Seine Umstellungen bleiben auch in der zweiten Halbzeit wirkungslos. Darüber hinaus hat der BVB zwar einen klaren Plan mit Ball, kann diesen aber nicht konstant umsetzen. Immer wieder hat die Mannschaft Probleme damit, das Spiel zu kontrollieren und zu beruhigen. Vor allem bei einer Führung. Es hapert immer noch in der Restverteidigung. So schenkt man das Revierderby gegen Schalke 04 her. Egal wie diese Saison ausgeht. Auch im neuen Fußballjahr wird der Dortmunder Trainer Edin Terzic heißen. Die Chance hat er sich, aufgrund der überragenden Rückrunde, mehr als verdient. Deswegen tue ich mir schwer, jetzt schon ein finales Urteil zu fällen. Vollends überzeugt hat er mich nicht. Es müssen sich beim BVB zur neuen Saison gewisse Dinge ändern. Vieles muss verbessert werden. Ob der 40-jährige dafür der richtige Mann ist? Wir werden es sehen.

Der Kader

Der aktuelle Kader des BVB ist und bleibt eine Baustelle. In den letzten Jahren hat man in der Planung zu viele Fehler gemacht, mit denen etwaige Trainer zu kämpfen hatten. Sebastian Kehl hat im Sommer eine Menge Arbeit vor sich. Auf der Verkaufsseite wird sich einiges tun. Passlack, Guerreiro und Dahoud werden den Verein aller Voraussicht nach Ablösefrei verlassen. Mo Dahoud wird es wohl auf die Insel zu Brighton ziehen. Fast tragisch, dass ein Spieler seiner Qualität sich beim BVB nicht durchsetzen konnte. Bei Guerreiro gibt es keine näheren Infos, wo die Reise hingehen könnte. Immer wieder gibt es leise Gerüchte um einen eventuellen Verbleib. Davon würde ich dem BVB dringend abraten. Seine Assists in dieser Saison sind überragend. Keine Frage. Als linker Verteidiger ist er aber defensiv zu schwach. Auf der 8 nimmt er einem Spieler den Kaderplatz weg, den ich perspektivisch für deutlich besser halte. Dazu später mehr. Auch von dem Millionenschwere Missverständnis Nico Schulz möchte man sich im Sommer trennen. Man ist sogar bereit, ihn zum Nulltarif abzugeben. Ein weiterer Verkaufskandidat ist Thomas Meunier. Auch ein Spieler, der in keiner Form den anfänglichen Erwartungen gerecht wurde und dafür aber ein enormes Gehalt bekommt. Ähnlich wie Thorgan Hazard und Anthony Modeste. Auch bei Morey deutet nach seiner langen Leidenszeit alles auf einen Abschied hin. Der Abgang der wohl am meisten schmerzt, ist der von Jude Bellingham. Ein Wechsel zu Real Madrid wird immer konkreter. 150 Millionen Ablöse. Der BVB bekommt zwar viel Geld in die eigenen Kassen, verliert dafür aber ihren mit Abstand besten Spieler. Für Dortmund wird es enorm wichtig, wie Kehl das Geld im Sommer reinvestiert. Der Kader braucht ein neuen Anstrich. Muss Qualitativ und Quantitativ verbessert werden. Erste Gerüchte gibt es schon. Edson Alvarez von Ajax Amsterdam gilt als Transferziel Nummer eins. Der Name Enzo Le Fee geistert seit Monaten in den Medien herum. Ivan Fresneda wollte man schon im Winter nach Dortmund holen. Der spanische Außenverteidiger entschied sich aber für einen Verbleib. Diese Personalie wird im Sommer aber definitiv nochmal diskutiert werden. Der Wechsel von Ramy Bensebaini hingegen scheint fix. Er wird ablösefrei vom Ligakonkurrenten Borussia Mönchengladbach kommen und die Planstelle des Linksverteidigers besetzen. Folgend stelle ich euch ein paar Spieler etwas genauer vor.

Edson Alvarez

Ein Name, der ihn der internationalen Wahrnehmung immer noch unter dem Radar fliegt. Seit Jahre einer der „stillen Helden“ der erfolgreichen Ajax Mannschaften. Hat in seiner gesamten Zeit in Amsterdam seit 2019 verletzungsbedingt ein Spiel verpasst. Ein verlässlicher Spieler auf der 6. Schaut man sich rein sein statistisches Profil an, ist er genau das, was der BVB auf dieser Position braucht.

Edson Alvarez im Ballbesitz
Quelle: Fbref / Edson Alvarez im Ballbesitz im Ligenvergleich
Edson Alvarez im Passpiel
Quelle: Fbref / Edson Alvarez im Passpiel

Denn weder Emre Can, noch Salih Özcan, können diese Position so spielen, wie es Alvarez kann. Bei Can sind es die Individualtaktischen Entscheidungen, die ihn für mich nicht zu der optimalen Besetzung auf dieser Position machen. Sein räumliches Denken auf den Platz ist eher mangelhaft. Oftmals hat er Probleme mit der Entscheidung, ob er aus seiner Position nach hinten abkippt oder vertikal in den Raum nach vorne schiebt. Das selbe in Grün, was die Restverteidigung angeht. Nicht falsch verstehen. Wenn Can im Zweikampf ist, zählt er zu den besten der Bundesliga. Er ist aber nicht der intelligente Verbindungsspieler, den der BVB braucht. Auch Edson Alvarez ist nicht der vertikale Spielmacher, wie es beispielsweise ein Joshua Kimmich ist. Die Engländer bezeichnen seinen Spielstil als „Holding Midfielder“. Ein Spieler, der sich im Ballbesitz vor der Abwehr befindet und dazu beiträgt, das Spiel aufzubauen. Er ist auch dafür da, in der Restverteidigung für Stabilität zu sorgen. Und genau das kann Alvarez. Dafür ein Beispiel aus dem Union Spiel in der Euro-Leauge, was Alvarez sehr gut beschreibt. Vor der Abwehr wählt er im Passspiel immer die sichere Variante. So spielt er auch gegen Union aus dem Zentrum heraus den horizontalen Ball auf Kenneth Taylor (siehe unten Bild 1). Er ist aber ein 6er, der sich Ballnah immer clever in den Zwischenräumen aufhält und anspielbar sein möchte. Nach dem Pass setzt er sich also sofort in Linie 2 ab, um dort eine Passoption darzustellen. So zieht er auch seinen Gegenspieler mit und eröffnent dem Passgeber zwei Optionen (siehe unten Bild 2).

Alvarez spielt verikalten Pass und bewegt sich in den freien Raum
Quelle: Wyscout / Alvarez spielt einen horizontalen Pass und bewegt sich in den freien Raum
Alvarez bewegt sich in Linie 2 und zieht den Gegenspieler mit
Quelle: Wyscout / Alvarez bewegt sich in Linie 2 und zieht den Gegenspieler mit

Ajax entscheidet sich zunächst, das Spiel über den Torhüter neu aufzubauen. Edson Alvarez hat an sich selbst den Anspruch, immer Ballnah anspielbar zu sein. So kippt er aus Linie 2 halblinks ab, um für den Torhüter sofort eine Anspielstation darzustellen (siehe unten Bild 1 und 2)

Alvarez kippt halblinks ab
Quelle: Wyscout / Alvarez kippt halblinks ab

Der Torhüter baut das Spiel wieder über Bassey auf (ballnaher IV). Alvarez setzt sich wieder von Linie 1 in Linie 2 ab, um dort anspielbar zu sein. Er empfängt den Ball und entscheidet sich wieder das Spiel horizontal aufzubauen (siehe unten Bild 1). Nochmal: Er ist kein vertikaler Spielmacher. Vor allem in Linie 1 ist sein Spiel mit wenig Risiko verbunden. Keine Experimente im Spielaufbau. Entscheidender ist, was er ohne den Ball macht. Denn nachdem er den Ball spielt, positioniert er sich weiter vorne, um für den Passempfänger wieder anspielbar zu sein (siehe unten Bild 2). Sein Timing und sein Gefühl dafür, wann er in den freien Raum startet, sind exzellent. Und genau das ist es, was der BVB auf dieser Position braucht. Ein cleveren Spieler, der den Ballbesitz ohne viel Risiko in die nächsten Linien tragen kann.

Alvarez verlagert das Spiel horizontal
Quelle: Wyscout / Alvarez verlagert das Spiel horizontal
Alvarez schiebt in die nächste Linie um anspielbar zu sein
Quelle: Wyscout / Alvarez schiebt in die nächste Linie um anspielbar zu sein

Wichtig für das Spiel von dem mexikanischen Nationalspieler ist, dass er den Platz scannt. Zum Abschluss der Aktion empfängt er den Ball im Zentrum. Hat drei Passoptionen. Er sieht, weil er vorher den Platz scannt, dass wenn der Ball nach vorne gespielt wird, der Passempfänger sofort gepresst wird. Er entscheidet sich also dafür, dass er den Ball zurück zum Innenverteidiger spielt, um keinen Ballverlust zu erzwingen (siehe unten Bild 1) Ballbesitz verteidigen ist das Motto. Keinen Raum für zu extremes Risiko lassen. Sein Spiel hat Hand und Fuß.

drei Passoptionen im Zentrum
Quelle: Wyscout / drei Passoptionen im Zentrum

Neben seiner Intelligenz im Passspiel, ist Edson Alvarez ein absolutes Monster in der Zweikampfführung. Er lebt davon, dass er im Zentrum das Spiel liest und aus dem Raum direkt an den Mann verteidigt. Sein „Signature Move“ ist, dass er den Gegner, wenn dieser mit dem Rücken zum Tor steht, aufgrund seiner langen Beine extrem gut vom Ball trennen kann. Er arbeitet extrem clever mit seinem Oberkörper und baut Druck auf den Gegenspieler aus. Er verfügt über ein starkes Kopfballspiel. Vor allem wenn der Gegner lange Bälle spielt, verteidigt er diese extrem clever. Auch hier wieder ein Beispiel aus dieser Saison im Spiel gegen Heerenven. Diese schlagen den Ball lang. Alvarez spekuliert darauf, dass Bassey sein Kopfballduell verlieren könnte und setzt sich hinter im ab. Bassey verliert im Anschluss sein Kopfballduell tatsächlich. Alvarez ist so gut positioniert, dass er den Ball abfangen und kontrollieren kann (siehe unten Bild 1). Er schaltet im Anschluss extrem schnell im Kopf und sieht, dass der Raum zwischen Mittelfeld und Abwehr des Gegners unbesetzt ist. Es folgt ein Doppelpass mit Berghuis und ein progressiver Lauf in den freien Raum (siehe unten Bild 1). Dort kann Ajax die Überzahl ausspielen (siehe unten Bild 2).

Alvarez antizipiert und fängt den Ball ab
Quelle: Wyscout / Alvarez antizipiert und fängt den Ball ab
progressiver Lauf von Alvarez in die nächste Ebene
Quelle: Wyscout / progressiver Lauf von Alvarez in die nächste Ebene

Wenn der BVB Edson Alvarez für 30-40 Millionen bekommen könnte, wäre das ein enorm guter Transfer. Er kann sowohl 6er, als auch Innenverteidiger auf absolutem Top-Niveau spielen. Man muss sich trotzdem bewusst sein, dass Alvarez ein „Systemspieler“ ist. Er braucht eine funktionierende Mannschaft um sich herum und sollte nicht der Spieler sein, der das höchste Risiko im Spielaufbau gehen muss. Er braucht Kreativspieler um sich, die er in die Aktion bringen kann. Sein Temponachteil auf die letzten Meter fällt kaum ins Gewicht, weil er ein extrem cleverer Spieler ist, der sich so in die Positionierung bringt, dass er den Ball entweder vor dem Gegner ablaufen oder nach vorne wegverteidigen kann. Für Borussia Dortmund wäre es eine extrem clevere Verstärkung, um im Mittelfeld mehr Spielkontrolle zu bekommen.

Enzo Le Fee

Der nächste Name auf der Liste ist Enzo le Fee. Der 23-jährige Franzose steht aktuell bei Lorient unter Vertrag, spielt eine hervorragende Saison und möchte im Sommer den nächsten Schritt gehen. Das Interesse der Dortmunder ist verbrieft. Die Kontaktanfrage an seinen Berater soll bereits erfolgt sein. Das generelle Interesse an le Fee ist aber groß. Unter anderem soll auch SSC Napoli an dem Spieler dran sein. Der BVB scheint aber gute Karten zu haben. Le Fee wäre der perfekte Bellingham Ersatz. Schaut man sich seine Headmap an, wird einem schnell klar, dass das Zentrum und die Halbräume sein Schaffensbereich sind. Er ist der Kreativspieler, der die entstandenen Lücke bei BVB füllen kann.

Headmap le Fee
Quelle: Wyscout / Headmap le Fee

Le Fee bringt es in dieser Saison bei 32 Spielen auf 10 Scorerpunkte. Sein Spiel zeichnet sich damit aus, dass er den Ball häufig tief neben einem 6er abholt. Ähnlich wie Alvarez, ist le Fee gut darin, den Platz zu scannen. Drucksituationen kann er mit seinem guten ersten Kontakt exzellent auflösen. Bewegt sich meist clever in den freien Raum und kann so das Spiel in die nächste Ebene bringen (siehe unten 1. u. 2. Bild).

Le Fee holt den Ball tief ab und scannt den Platz
Quelle: Wyscout / Le Fee holt den Ball tief ab und scannt den Platz
erster Kontakt in den freien Raum
Quelle: Wyscout / erster Kontakt in den freien Raum

Wichtig ist, der französische U-Nationalspieler im Ballbesitz nicht nur aus der tiefen 6 heraus agiert. Er ist ein Spieler, der sich auch zwischen den Linien des Gegners wohlfühlt. Die Bewegung ohne Ball ist dort entscheidend. Er kann sich so einer eventuellen Manndeckung befreien und ist so anspielbar. Er setzt zu Tiefenläufen an, um die Platz für seine Mitspieler im Zentrum zu schaffen (siehe unten 1. u. 2. Bild).

le Fee bewegt sich aus dem Halbraum nach vorne
Quelle: Wyscout / le Fee bewegt sich aus dem Halbraum nach vorne
le Fee steht im freien Raum und setzt zum Tiefenlauf an
Quelle: Wyscout / le Fee steht im freien Raum und setzt zum Tiefenlauf an

Bei Enzo le Fee ist es nicht nur die Spielintelligenz, die ihn auszeichnet. Er traut sich mit Ball ins Dribbling zu gehen (4,39 Dribblings pro 90 min) und ist dabei schwer zu greifen, weil er mit seinen 1,70 m einen niedrigen Körperschwerpunkt hat. Er scheut sich nicht davor, auch defensiv für sein Team zu arbeiten (22,62 Zweikämpfe und 3,74 Interceptions pro 90 min). Laut Medienberichten ist er für circa 15 Millionen zu haben. Ein Deal, den du machen musst. Mit 23 spielt er schon auf einem sehr guten Level und hat noch Potenzial zur Entwicklung. Er kann mit und gegen den Ball im Mittelfeld alle Positionen bekleiden und wäre somit für den BVB in der taktischen Entwicklung enorm wichtig.

Ivan Fresneda

Der junge Spanier gilt als ein der größten Außenverteidigertalente, die es im Fußball gibt. Und das zurecht. Arteta und Arsenal sollen extrem interessiert sein, ähnlich wie der BVB. Die Dortmunder scheinen trotzdem die besseren Karten zu haben, wollten ihn schon im Winter holen. 18-jährige bringt alles mit, was ein moderner Außenverteidiger braucht. Er kann sowohl rechts, als auch links verteidigen. Ist nahezu beidfüßig. Fresneda verfügt über eine extrem gute Technik. Kann Drucksituationen auflösen. Er kann sowohl aus der Breite, als auch aus dem Zentrum heraus agieren. Vor allem in der letzten Linie ist er extrem Spielintelligent. Hierfür auch wieder ein Beispiel aus dem Ligabetrieb. Fresneda steht hoch positioniert und der gegnerische 16er ist gut besetzt. Er erkennt früh, dass der ballfernste Spieler im 16er ohne Gegenspieler steht. Anstatt den Ball hoch in den 16er zu schlagen, spielt er den Ball flach! durch den 16er. Perfektes Timing und perfekte Passschärfe (siehe unten Bild 1). Genau in den Fuß vom Mitspieler. Es entsteht eine Großchance.

Quelle: Wyscout / Fresneda spielt den Ball flach in den 16er

Auch defensiv ist er sehr stark. Hat für sein Alter ein super Timing in den Zweikämpfen und antizipiert gut, wohin der Ball kommt (4,88 Interceptions pro 90 min). Er denkt beim ersten Kontakt immer progressiv. Möchte das Spiel in die Offensive verlagern. Der Spanier agiert dabei aber zu häufig mit Bedacht. Sein erster Kontakt geht in die Offensive, wo er situativ aber zu häufig abdreht, anstatt das Risiko zu wählen. Wichtig ist, dass seine Aktionen dabei Hand und Fuß haben. In knapp drei Dribblings geht er pro 90 min. Über 60 % davon entscheidet er für sich. Überzeugt dabei vor allem mit hervorragendem Tempo. Spielt er als rechtsfuß auf der linken Seite, wählt er den Weg mit Ball ins Zentrum. Daher ist er auch ein Kandidat für den „inverted Fullback“, der dem BVB noch ein neues Element im Spiel mit dem Ball geben würde. Die Ablöse soll bei circa 20 Millionen liegen. Für das Talent, welches Fresneda mitbringt, ein niedriger Preis. Ihm gehört die Zukunft. Für Dortmund wäre es die nächste Wertanlage. Auch sportlich bietet er einen enormen Mehrwert. Für die Bundesliga wäre es sowieso gut, das nächste Top-Talent in der Liga zu haben.

Weitere Neuzugänge

Die drei „wichtigsten Transfers“ haben wir abgearbeitet. Auch in der Quantität sollte der BVB nachlegen. Vor allem in der Innenverteidigung sehe ich dort Bedarf. Mats Hummels wird nicht jünger. Bei Niklas Süle und Nico Schlotterbeck besteht immer die Gefahr, dass einer der beiden Verletzungsbedingt ausfällt. Auf den Markt kommt im Sommer Armel Bella-Kotchap, der mit Southampton aus der Premier Leauge abgestiegen ist, sich dort aber extrem gut entwickelt hat. Er kann sowohl 3er, als auch 4er Kette spielen. Verfügt über eine enorme Geschwindigkeit und Dynamik. Dazu ist er sehr robust im Zweikampf. 25 Millionen sind nicht wenig, dafür aber perspektivisch gut angelegt. Bei Dreifachbelastung könnte der BVB in der Innenverteidigung durchrotieren und jeder würde auf genug Spielzeit kommen. Er wäre ein idealer Nachfolger für Mats Hummels. Bella-Kotchap wirst du zukünftig nicht mehr zu dem Preis bekommen. Die Frage ist auch eher, ob er sich vorstellen kann wieder in der Bundesliga zu spielen. Kehl müsste sich gegen andere Vereine aus der Premier Leauge durchsetzen, kann ihm dafür aber eine vielversprechende Zukunftsperspektive bieten. Der Sportdirektor der Borussia wird mit Sicherheit auch quantitativ auf der 8 nachlegen. Dabei wird es wohl eher auf einen Perspektivspieler hinauslaufen, der nicht all zu viel Budget beansprucht. Erste Gerüchte gibt es um den 18-jährigen Hugo Larsson von Malmö, der in seinem Alter bereits hervorragende Anlagen mitbringt.

Taktische Änderungen

Die wichtigsten Änderungen müssen beim BVB aber auf dem Platz passieren. Sowohl mit dem Ball, als auch gegen den Ball muss Terzic deutlich flexibler werden. Mit le Fee, Fresneda, Alvarez und Bensebaini hat man dafür den Grundstein gelegt. Letztgenannter ist mit dem Ball am stärksten, wenn er aus dem eigenen Halbfeld heraus agieren kann und danach mit seiner Technik und seiner Wucht in die Tiefe oder Breite starten kann. Wenn Edin Terzic bei seinem 4-1-4-1 bleiben möchte, muss er die Statik im Ballbesitz dringend anpassen. Unten eingeblendet seht ihr, wie ich mir die Grundformation vorstelle.

BVB Grundformation 4-1-4-1
BVB Grundformation 4-1-4-1

Der BVB muss vor allem im Zentrum flexibler werden. Aus dem 4-1-4-1 könnte man ideal in einen 2+3 Aufbau übergehen. Alvarez als Verbindungsspieler, der vor Schlotterbeck und Süle spielt, oder situativ zwischen den Innenverteidigern abkippt. Mit Bensebaini und Fresneda hättest du zwei Außenverteidiger, die einrücken können und somit aus dem Halbfeld agieren. Davor positionieren sich Le Fee und Brandt im offensiven Halbfeld. Es bildet sich eine flexible Box im Zentrum, mit der du meist eine Überzahl gegen dasgegnerische Mittelfeld hast. In der letzten Linie sorgen Adeyemi und Malen in der ersten Phase für die Breite. Je nachdem über welche Seite man aufbaut, kann dort verschoben werden. Als Beispiel dafür ein Angriff über die linke Seite. Le Fee kann entweder vertikal abkippen oder in die Tiefe starten. Bensebaini ist, wie schon erwähnt, dann am stärksten, wenn er aus dem Halbfeld in die Breite oder tiefe geht. Wenn das passiert, kann Adeyemi zentraler einrücken. Er wird nie der reine Flügelspieler sein, sondern vom Profil her eine hängende Spitze bleiben. Der deutsche Nationalspieler lebt davon, dass er in die Räume starten kann, die Haller ihm öffnet. Für den BVB ist es entscheidend, dass le Fee und Bensebaini für die Breite und für die Tiefe sorgen können. Auf der rechten Seite gilt für Fresneda und Brandt dasselbe. So bleibt das Spiel mit Ball unausrechenbar und flexibel. In der Restverteidigung kannst du immer minimum auf eine 2+2 Struktur zurückgreifen. Je nachdem, ob Fresneda oder Bensebaini aus dem Halbfeld vorschieben. Man ist automatischer kompakter gegen Konter und kann diese besser verteidigen.

4-1-4-1 im Ballbesitz
4-1-4-1 im Ballbesitz

Der BVB sollte aber zur neuen Saison auch in der Grundformation nach Alternativen suchen. Mit Hummels, Süle und Schlotterbeck hast du drei Innenverteidiger, die für eine 3er Kette prädestiniert sind. Mit Bella-Kotchap, der dazustoßen könnte, und Emre Can dazu zwei vernünftige Alternativen. Vor allem der Gegner und seine Pressingstruktur sollte eine ausschlaggebender Grund sein, mit welcher Grundformation man aufläuft. Folgend meine Idee für ein 3-5-2.

3-5-2 Grundformation BVB
3-5-2 Grundformation

Im Ballbesitz würde man in ein 3-4-3 übergehen. Ähnlich, wie es Arsenal in der aktuellen Saison praktiziert. Fresneda würde auf die 6 einrücken und gemeinsam mit Alvarez in einer 3+2 Struktur vor der Innenverteidigung aufbauen. Eine 3er Kette bietet den Vorteil, dass Nico Schlotterbeck deutlich progressiver spielen könnte, wenn sich die Innenverteidigung breiter positioniert. Im Zentrum bildet sich wieder eine Box mit Bensebaini und le Fee im Halbfeld. Adeyemi und Brandt sorgen in der ersten Phase für die Breite in der letzten Kette. Wieder alles sehr flexibel. Brandt, Bensebaini und le Fee können auch hier sowohl für die Breite und die Tiefe im Spiel sorgen. Adeyemi im letzten Drittel als hängende Spitze agieren. Vor allem gegen stärkere oder gleichwertige Teams kann der BVB auf eine 3+2 Struktur zurückgreifen und den Gegner bei Kontern nach außen lenken, um dann kompakt zu fallen und aus der Ordnung zu agieren.

3-5-2 im Ballbesitz BVB
3-5-2 im Ballbesitz

Der BVB muss zur neuen Saison unbedingt schwerer auszurechnen sein. Egal ob mit oder gegen den Ball. Aktuell greift der BVB immer wieder auf die selben Muster zurück, die auf Strecke einfach auszurechnen sind. Sie sollten die 3er und die 4er Kette ohne Probleme spielen können. Generell im Zentrum viel flexibler im Ballbesitz werden. Keine Statik mehr in den Räumen. Sie sollten dynamischer besetzt werden. In jeder Phase des Spiels. Den Schritt muss Terzic zur neuen Saison zwangsläufig gehen. Findet diese Entwicklung nicht statt, wird es der BVB schwer haben und immer wieder unkonstant auftreten. Es bleibt spannend, was sich das Trainerteam zur neuen Saison einfallen lässt.

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