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Borussia wird von Leverkusen dominiert – Fehlerquellen

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Am 2. Spieltag der Saison 2023/2024 verliert die Borussia mit 0:3 zuhause gegen Bayer 04 Leverkusen. Diese Niederlage schmerzt nicht nur aufgrund der Höhe, sondern vor allem in der Art und Weise, wie diese zustande kommt. @marc hat die Partie für euch analysiert und erklärt, was die Fehlerquellen sind und was die Borussia besser machen muss, um für Punkte in Frage zu kommen.

Die Grundausrichtung: Gladbach spiegelt Leverkusen

Die Fohlen agieren nicht wie in Augsburg in der Vorwoche im 4-2-3-1, sondern passen ihr System an den Gegner an und beginnen im 3-4-2-1. Dabei rückt Marvin Friedrich für Luca Netz in der Startelf, Honorat übernimmt den rechten Flügelverteidiger und Joe Scally ersetzt links den verletzten Luca Netz.

Leverkusen scheint darauf vorbereitet – Sie haben die Lösung parat

Quelle: FohlenTV

Die Werkself reagiert bereits in den ersten Sekunden auf die Gladbacher Grundordnung und hat die Lösung in der Abwehrreihe parat. Da die Borussia mit den Halbraumzehnern und Cvancara im direkten 1:1 anlaufen könnte, kippt Palacios immer wieder in die erste Reihe der Gäste ab, um Überzahl im Aufbau zu erzeugen und den freien Fuß zu finden. Wie im oberen Bild gut zu erkennen, hat die Borussia dann immer wieder Probleme dort Zugriff zu bekommen, da auch in Leverkusens zweite Linie mit invertierendem Grimaldo flexibel agiert und die Borussia im Anlaufen verunsichert. Neuhaus findet zudem selten eine gute Positionierung, geschweige denn einen direkten Gegenspieler.

Leverkusener Variabilität im Zentrum ist zu viel für Gladbach

Leverkusen findet immer wieder Lösungen, indem sie die Gladbacher lenken und ihnen Probleme mitgeben. Im unteren Beispiel ist eine dieser zahlreichen Situationen zu erkennen, als Bayer im Zentrum mit dem überragenden Xhaka und Palacios, aber auch dem einrückenden Hofmann, das Zentrum überlädt und Borussias Doppelsechs Neuhaus und Weigl vor Probleme stellen. In diesem Moment bleibt Grimaldo dann flach, um das diametrale Abkippen von Palacios(s. vorheriger Abschnitt) darzustellen und Überzahl in erster Linie zu schaffen.
Die Fohlen reagieren darauf, indem sie Honorat hochschieben auf Grimaldo, wodurch Wirtz aber am oberen Bildrand Marvin Friedrich weit binden kann.
Das große Problem der Fohlen entsteht dann im rechten Halbraum, wo Wöber in die Bredouille gerät, auf Hofmann vorwärts verteidigen zu wollen und gleichzeitig Boniface im Rücken gegen Itakura im 1:1 zu lassen. Somit kann Leverkusen im Zentrum immer den freien Fuß finden und sich aus dem leichten Pressing der Fohlen lösen.

Quelle: FohlenTV

Das größte Problem der Borussia: Passivität im Zentrum

Die Fohlen hatten ihre Probleme im Anlaufen, jedoch endete dies nicht permanent in akuter Torgefahr, anders beim nun Folgenden.
Im unteren Bild lässt sich das größte Problem der Fohlen erkennen, die Passivität. Obwohl zwischen letztem Verteidiger (Itakura) und ersten Verteidiger (Ngoumou) maximal 25 Meter Abstand sind, hat die Borussia in diesen gleich 2 tiefe Passoptionen der Leverkusen trotz nummerischer Überzahl nicht geschlossen.
Dieses Problem hat mehrere Fehlerquellen: Zum einen ist hier Florian Neuhaus zu erwähnen, der auf Palacios schieben kann und ihn als direkte Anspielstation aus dem Spiel nehmen kann. So kann sich Leverkusen aus dem minimalen „Mittelfeldpressing“ seitens Ngoumou lösen und unbedrängt aufdrehen, da Neuhaus nicht am Mann ist.
Das nahezu größere Problem, was alarmierend auffällt, ist Marvin Friedrichs Positionierung. Es wirkt hier so, als wolle er den Schiedsrichter decken oder den Rücken von Weigl absichern. Stattdessen müsste er aber, wie eingezeichnet, Ko Itakura im Zentrum gegen Boniface unterstützen. Dies wiederum hätte zur Folge, dass Maxi Wöber auf Hofmann rausverteidigen könnte und die Fohlen die tiefen Optionen der Leverkusener vorerst geschlossen hätten. Dadurch, dass Friedrich in der Positionierung fehlt, kann Wöber nicht raus, da er Itakura nicht im 1:1 gegen den Stürmer der Leverkusener lassen sollte.

Passt man jedoch diese beiden Details an, so hat die Borussia in dieser Szene tatsächlich eine sehr realistische Chance auf den Ballgewinn und das potenzielle Umschalten.

Quelle: FohlenTV

Dank der Passivität Lücken offenbart

Im unteren Beispiel lässt sich nun gut das Problem dieser Passivität gepaart mit katastrophalem Positionsspiel erkennen. Leverkusen kann auf einen erneut furchtbar positionierten Neuhaus andribbeln, Plea bzw. Wöber können Hofmann nicht stellen und Palacios schafft das, was Leverkusen in diesem Spiel des Öfteren sehr stark schafft, unter den Ball zu kommen mit der direkten Ein-Kontakt-Spielfortsetzung. Diese Lücke zwischen Wöber und Itakura geht auf, da ersterer vorwärts verteidigen will, allerdings dafür zu spät ist und dann, wie im Bild gut zu erkennen, zu seitlich zum Laufweg von Flo Wirtz steht.

Quelle: FohlenTV

Die Folge der Passivität: Die Führung für Bayer

Der Führungstreffer ist in 3 Akte zu unterteilen. Akt 1 beginnt mit der Ballbesitzphase der Gäste, in der sie immer wieder auf ihrer rechten (Borussia´s linken) Seite anlocken. Trotz nummerischer ballnaher Überzahl bekommt die Borussia zu keiner Zeit Zugriff, Grund hierfür sind die bereits beschriebenen Fehlermuster. Leverkusen macht es dabei sehr clever, wartet lange, spielt 2 mal aus dem „Druck“ raus und wieder rein, ehe es dann zu Akt 2 kommt.

Quelle: FohlenTV

Akt 2 beschreibt ein Muster, welches die Fohlen in dieser Partie immer wieder vor Probleme stellte, Chipbälle von Granit Xhaka. Dass der Schweizer eine enorme Qualität hat, sollte man in Gladbach wissen, warum man ihm dann aber immer wieder so viel Zeit und Platz gewährte, bleibt ein Geheimnis der 11 Borussen auf dem Feld. Im unten stehenden Screenshot sieht man, was daraus entsteht, wenn der Gegner passiv ist und kaum aus der Bewegung verteidigt und andersherum, Leverkusen mit klugen, gegenläufigen Bewegungen (dazu mehr in Akt 3) arbeitet. Resultat ist der Chipball auf die ballentfernte Seite auf Grimaldo. Honorat sieht bei diesem Ball, der er unterläuft, zudem alles andere als souverän aus, ist er eben doch kein gelernter Verteidiger, sondern Offensivspieler.

Quelle: FohlenTV

Akt 3 mit den Hauptakteuren Victor Boniface und (mal wieder) Marvin Friedrich ist dann der Grundstein, warum ersterer nahezu unbedrängt vor Keeper Jonas Omlin auftaucht und einköpfen kann. Boniface kommt im Ballbesitz von Xhaka zwei, drei Meter entgegen (Bild 1) und fintiert, dass er den Ball erhalten soll, woraufhin er jedoch überspielt wird. Marvin Friedrich reagiert jedoch zu spät, denn er reagiert auf Boniface Bewegung erst, als Xhaka den Chipball spielt. Diesen Vorsprung kann Boniface dann nutzen, um den Weg in die Box zurück vor Friedrich anzutreten und schließlich fast 2 meter Vorsprung (Bild 2) vor dem Gladbacher Abwehrspieler zu erhalten und die Führung markieren zu können.

Quelle: FohlenTV
Quelle: FohlenTV

Das folgende Bild vom vermeintlichen 0:2 von Granit Xhaka lasse ich mit dem Stichwort Passivität einfach mal so stehen und ihr könnt es auf euch wirken lassen..

Quelle: FohlenTV

Das mutige Vorwärtsverteidigen

An den folgenden beiden Situationen lässt sich sehr gut erkennen, warum die beiden Teams nahezu Lichtjahre auseinander lagen in ihrer Art zu verteidigen. Boniface wird im ersten Beispiel mit Rücken zum Gladbacher Tor angespielt und die Borussia ist in deutlicher, personeller Überzahl. Itakura jedoch entscheidet sich dazu, Boniface nicht aktiv zu stellen, sondern lässt ihn drehen und gewährt ihm die Möglichkeit den Steckpass zu spielen. Borussia fehlte gegen Bayer 04 so oft der Mut, in diesen Situationen mutig gegen den Mann zu verteidigen und den Gegenspieler nicht auf die Kette drehen zu lassen und ihn stattdessen zu zwingen, abzubrechen. Die Borussia schafft es im ersten Durchgang im Schnitt erst nach knapp 20 Pässen in eine Defensivaktion zukommen.(Quelle: Wyscout)

Quelle: FohlenTV

Leverkusen hingegen lässt in der ersten Halbzeit nur knapp 8 Pässe zu, bis sie zur Defensivaktion kommen. (Quelle: WyScout) Dies zeigt sich dann auch in der vergleichbaren Situation unten, wo Cvancara mit dem Rücken zum gegnerischen Tor angespielt wird, wohlgemerkt in der eigenen Hälfte, und Tapsoba stellt ihn sofort aktiv. Die einzige Lösung für die Borussia wäre es gewesen, im markierten Raum einen Spieler zu haben, um im Anschluss für Cvancara unter dem Ball zu sein und die Spielfortsetzung zu ermöglichen. Dass Leverkusen besonders im Gegenpressing stark ist, ist bekannt. Jedoch wäre es grade in solchen Situationen eminent wichtig gewesen, sie in der ein oder anderen Szene ins Zweifeln zu bekommen.

Quelle: FohlenTV

Borussia´s „Chancen“ der ersten Halbzeit

Das Wort Chancen steht bewusst in Anführungszeichen, denn so wirklich klare Gelegenheit kann sich das Team von Trainer Gerardo Seoane nicht erspielen. Ein einziges Mal kommen sie zum Abschluss im Strafraum, als Marvin Friedrich (s. Bild unten) einen Angriff in die Tiefe über Chip Bal von Honorat nutzt. Der Abschluss landet jedoch in Block 16A.

Quelle: FohlenTV

Die nächste Szene wäre dann der Lucky Punch gewesen, der als einer der unverdientesten der Geschichte eingegangen wäre. Plea löst sich im Gegenangriff gut von Tah mit einer Finte und Borussia schafft es zum ersten (und einzigen) Mal den Tempovorteil von Franck Honorat gegenüber Grimaldo auszuspielen. Honorat macht dann alles richtig und spielt im richtigen Moment einen wohl temperierten Pass auf Cvancara, der jedoch letztlich den Ball nicht trifft.(s. Bild 2 unten)

Quelle: FohlenTV
Quelle: FohlenTV

Die Änderung zur Pause

Auch wenn die Borussia im Verlauf der ersten Hälfte bereits verstand, das Grimaldo nur selten ins Offensivspiel eingebunden und Honorat somit in tiefer Position nur selten benötigt wurde, reagierte man im zweiten Durchgang dann klar mit der Systemumstellung auf das aus Augsburg bekannte 4-2-3-1. Der Treffer zum 0:2 kurz vor der Pause von Tah, der ganz nebenbei erwähnt aus einer nahezu perfekten Standardvariante entstand, sorgte wohl auch beim Team der Fohlen für die Erkenntnis, dass es für etwas Zählbares in dieser Partie mehr Mut erfordert.

Quelle: FohlenTV

Und genau das zeigt direkt Wirkung. Die Fohlen spielen im Aufbau nun mutiger entgegen des Anlaufens von Bayer 04 auf den Flügel mit dem linienbrechenden Pass ins Zentrum auf in diesem Fall Florian Neuhaus. Kleiner Spoiler vorweg: dies gelang genau 2 mal zu Beginn des zweiten Durchgangs und danach erneut nicht, da Leverkusen im Zentrum mit dem Anlaufen durch Wirtz und Hofmann darauf reagierte und die Fohlen wieder aktiver auf den Flügel lenkt, wo diese wenig bis gar keine Ideen hatten. Leider spielten die Fohlen in diesen beiden Situationen zu fehlerbehaftet und konnten aus den potenziell vielversprechenden Situationen kein Kapital schlagen.

Quelle: FohlenTV

Die Änderung im Anlaufen

Quelle: FohlenTV

Nicht nur im Aufbau, sondern auch im Spiel gegen den Ball wurden die Fohlen mutiger. Im direkten 1:1 Anlaufen wollte man nun dafür sorgen, dass Leverkusen eben nicht mehr so einfach, wie in Halbzeit 1, mit offenem Fuß in Spielrichtung kommt. Wöber als linker Innenverteidiger lässt sich somit von Hofmann (rechter Halbraum Zehner) in den linken Sechserraum der Gäste und damit aus der Kette der Fohlen ziehen. All dies wäre nicht weiter tragisch gewesen, wenn man die Luftduelle gegen Boniface gewonnen hätte, was nicht der Fall war. Somit konnte Leverkusen über zweite Bälle immer wieder in die eigenen Situationen kommen.

Das 0:3 als Vorentscheidung

Quelle: FohlenTV

Das mutigere Herangehen der Fohlen fand in der 53. Minute bereits sein Ende, als Weigl auf Xhaka unter dem Ball von Wirtz vorverteidigen will, ohne zu sehen, dass dieser sich bereits offen positioniert hat, um vertikal weg zu gehen. (Bild oben) Es wird jedoch noch schlimmer, als Neuhaus Wirtz die Option nimmt nach außen zu öffnen und ihm somit aber gleichzeitig den direkten Weg zum Gladbacher Tor offenbart. (Bild unten)

Quelle: FohlenTV

Boniface, eben noch in breiter Position, startet dann gegen den designierten Rechtsverteidiger der Fohlen, Marvin Friedrich, in die Tiefe hinter die Kette der Borussia. Friedrich nimmt den Laufweg zu spät auf und Wirtz spielt den perfekten Pass zum 0:3, welches Boniface frei vor Omlin markieren kann.

Quelle: FohlenTV

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Borussia in der Folge wieder zur Passivität gegen den Ball geriet und Glück hatte, dass Boniface in Minute 56 nicht auf 0:4 stellt, als die Gladbacher Hintermannschaft ihn schlicht weg aus den Augen lässt im Rückraum.

Quelle: FohlenTV

Fazit: Verdiente Heimniederlage für die Fohlen

Das Fazit fällt sehr ernüchternd aus. Hatte man in den ersten 45 Minuten gar keinen Zugriff, so verlor man das Spiel nach eigentlich guten ersten Minuten im zweiten Durchgang bereits nach 53 Minuten. Im Anschluss stand dann lediglich eine Kopfballgelegenheit von Itakura nach Eckball und 2 Halbchancen von Friedrich und Cvancara. So blieb es am Ende beim 0:3, da die Gäste zum Glück der Fohlen nach dem 0:3 das Tempo rausnahmen und Kräfte sparten, während die Borussia über 90 Minuten überfordert, gar hilflos wirkte. Von der Spieleröffnung der ersten Hälfte ausschließlich über lange Bälle von Omlin auf Cvancara, habe ich bewusst nichts erwähnt, weil ich es euch nicht noch unerträglicher machen wollte. In diesem Sinne: Auf zum Heimsieg gegen Bayern!

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