StartAnalysenBorussia trennt sich Unentschieden von Mainz- spieltaktische Analyse

Borussia trennt sich Unentschieden von Mainz- spieltaktische Analyse

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Am vergangenen Freitag gastierte der Tabellenletzte aus Mainz im Borussia Park. Am Ende stand ein 2:2 Unentschieden, mit dem vor allem die Borussia nicht zufrieden sein kann. Hatte man zwischenzeitlich da Spiel gut im Griff, wurde es vor allem in der zweiten Hälfte sehr wild und ging hin und her. Was die Borussia dennoch gut machte und woran es ihr noch fehlte, erklärt euch @marc in der Analyse.

Die Grundordnung und Ideen beider Teams

Die Fohlen begannen mit derselben Startelf, die in der Vorwoche in Bochum gewann, jedoch mit einer ganz anderen Herangehensweise, dazu unten mehr. Die Mainzer entgegneten dem 5-3-2 der Fohlen ein 5-2-2-1, welches sie jedoch situativ anpassten, auch dazu gleich mehr.

Während die Fohlen gegen Bochum das hohe Anlaufen des Gegners regelmäßig überspielten, fanden sie die Mainzer in einem tieferen Block vor. Wie unten zu sehen, agierte man dabei im 3-1-4-2, mit Weigl vor der Kette und beiden Wingbacks Netz und Honorat in letzter Linie, um die Mainzer Verteidiger zu binden. Mainz hingegen wollte Jordan permanent doppeln, da dieser ausgemachter Zielspieler von langen Bällen der Fohlen in der Vergangenheit war. Dadurch befand sich Caci regelmäßig in der Bredouille, ob er Honorat im Rücken stellt oder auf Neuhaus rausschiebt. Die Fohlen fanden jedoch zu selten die Lösung inmitten des Mittelfeldblocks der Gäste und standen mit Reitz und Neuhaus so breit, dass sie diesen Block nur umspielen konnten.

Ein klares Muster der Fohlen führt zum Erfolg

Wenn Mainz einmal hoch anlief, nutzten die Fohlen die Nachlässigkeit der Mainzer in deren Anlaufen im Zentrum. So verpasst es, Barreiro Martins Neuhaus zu stellen, welcher den Doppelpass mit Honorat spielen kann, um diesen im Rücken von Lee in die Aktion zu bekommen. Die Spielfortsetzung der Fohlen war klar vorgegeben, über das Zentrum die ballentfernte Seite zu finden, was in der Anfangsphase auch gut gelang. Wie unten zu sehen, gab es regelmäßig die Gelegenheit, über Rocco Reitz auf Netz und/oder Plea zu verlagern oder, sofern über links angelockt, über Neuhaus auf Honorat zu verlagern.

Die fehlende Tiefe der Fohlen

Wie oben zu sehen, fand dieses Muster des Öfteren in der Anfangsphase Anwendung. Nachdem die Fohlen verlagerten, fehlte ihnen dann zu häufig die Tiefe am Flügel und die Boxbesetzung. Jordan und Reitz sind zu spät in der Aktion und die Borussia kann nicht gefährlich zur Grundlinie durchbrechen. Zudem reagierte Bo Svensson nach gut 25 Minuten auf dieses Muster der Fohlen, änderte die Grundordnung der Gäste im Anlaufen auf ein 5-3-2, wodurch die Borussia keinen freien Fuß im Zentrum mehr finden und folglich nicht über Selbiges verlagern konnte. Somit waren die Fohlen gezwungen, mehr Flanken aus dem Halbfeld zu spielen, da sich die fehlende Tiefe am Flügel fortsetzte, wodurch man nie zur Grundlinie durchbrechen konnte.

Dennoch gelingt die Führung

Dass die Mainzer in dieser Spielzeit noch nicht besonders erfolgreich waren, liegt vor allem am nachlässigen Verteidigen der eigenen Box. Beim Führungstreffer der Fohlen kann Itakura mit einem Chipball nach einer Ecke Honorat am Flügel in die Aktion bringen. Dieser profitiert vom Stellungsfehler von Caci, der Honorat erneut in seinem Rücken vergisst und Honorat die Außenbahn öffnet. Dadurch muss Fernandes auf Honorat rausschieben und Plea kann Bell binden. Im Zentrum entsteht dadurch die eben beschriebene Nachlässigkeit der Mainzer, die im 2vs3 gegen Jordan, Netz und Neuhaus stehen. Letzterer kann dann die perfekte Hereingabe von Honorat zum Führungstreffer der Fohlen ausnutzen. Zentner sieht bei dem Tor nicht gut aus, da er wie immer in den Abschluss reinspringt und so einen schlechten Abdruck hat, wie auch Sascha in seiner Keeperanalyse auf Twitter findet. Hierzu habe ich euch seinen entsprechenden Tweet unten bei dem dazugehörigen Bild verlinkt.

Hier kommt ihr direkt zu Saschas Beitrag zu Zentner.

Das Problem gegen den Ball

Die Fohlen finden in dieser Saison bislang nur selten die richtige Entscheidung im Anlaufen des Gegners. Die Gäste veränderten im Spiel mit Ball jedoch ihr 5-2-2-1, wie anfangs bereits erwähnt, in eine asymmetrische Würfel-Fünf. Im Zentrum fiel Lee in den Zehnerraum ab, Gruda schob neben Ajorque in letzte Linie und die Fohlen trugen 2 Probleme mit sich. Zum einen wurde Netz von da Costa gebunden, wodurch die Fohlen in letzter Linie auch nicht höher schieben konnten. Desweiteren jedoch fanden sie auch im Anlaufen zu wenig gute Winkel, wodurch Mainz immer wieder im Zentrum via Krauß, Barreiro oder eben Lee drehen konnten. In der Szene unten passt Wöber dann gegen Gruda gut auf und setzt Jordan tief in Szene, aber insgesamt gaben die Fohlen so zu viel auf. Krauß kippte situativ aus dem dann 4-2-1-3 ab, und nutze den Halbraum vor Netz, was Borussia, vor allem in Person von Reitz zu selten schließen konnte. Die Mischung aus mutigem Anlaufen und dem „Kompakt Stehen“ ist nur schwer machbar, da die Abstände so immer größer werden, wenn man nur den Raum im Rücken von Weigl und Reitz betrachtet zum Beispiel. Das muss die Borussia dringend anpassen, mutiger sein, im Stellen und auch aus der kompakten Ordnung anlaufen und nicht versuchen aus dem Anlaufen in eine kompakte Ordnung zu gelangen, denn dies ist in der Dynamik des Spiels meist schwierig.

Zudem muss es ein gewisses Umdenken in der Boxverteidigung bei gegnerischen Standards geben. Beim zwischenzeitlichen Ausgleich der Mainzer durch Gruda hat Honorat selbst nach Grudas erstem Kontakt und kurz vor dessen Abschluss noch knappe 4 Meter Distanz(siehe Bild unten) zum Schützen. Dass dieser den Ball dann perfekt trifft und den Ausgleich markiert, passt ins Bild. Aber die Mannschaft von Gerardo Seoane muss entschlossener sein in der Verteidigung der eigenen Box und des eigenen Tores.

In der zweiten Halbzeit wird es wild


Das obere Bild könnte man vermutlich auch für sich stehen lassen. Diese Szene entsteht nicht etwa, wie es das Bild vermuten lassen könnte, aus einem Konter der Gäste, sondern aus einem Einwurf Höhe der Mittellinie. Dass die Borussia natürlich in der zweiten Halbzeit alles versuchen möchte, das Spiel für sich zu entscheiden, ist klar. Aber dabei die defensive Struktur so leichtfertig über den Haufen zu werfen und Barkok alleine vor Nicolas auftauchen zu lassen, ist nicht nur leichtsinnig, sondern kostet am Ende sehr wichtige Punkte.
Die Balance zwischen Offensivbemühung und gleichzeitiger Restverteidigung, aber vor allem Konsequenz in der Arbeit gegen den Ball muss zwingend hergestellt werden. Denn man hat nicht immer das Glück, dass Barkok so einen liegen lässt.

Und so geht Mainz in Führung..

Die Stichworte der Nachlässigkeit und fehlender Konsequenz sollen hier noch einmal verdeutlicht werden. Mainz eröffnet mit einem einfachen Steil-Klatsch-Steil und Gladbach kommt erst mit Reitz gegen Barkok zu spät, während Honorat im Anlaufen gar keinen Winkel hat.(siehe Bild oben) Anschließend dann findet Elvedi die wohlmöglich schlechteste Position, um diesen Ball von El Ghazi auf Barkok zu verteidigen. Entweder muss er Barkok aktiv aufnehmen oder aber auf El Ghazi vorschieben, stattdessen steht er in gebückter Position ohne jegliche Chance auf ein Laufduell. Dass Barkok im Gladbacher Strafraum von Rocco Reitz und nicht Nico Elvedi bearbeitet wird schlussendlich, ist die Folge dieses Fehlers. So führt Mainz nach 75 Minuten.

Doch soweit hätte es nicht kommen müssen..

In Minute 68 schickt Nicolas nach einem Mainzer Standard Honorat auf die Reise. Mit den eingewechselten Ngoumou und Cvancara hat Borussia nun Tiefgang und kommt direkt in die Tiefe. Jedoch wäre es hier sinnvoller gewesen, Cvancara frei zu spielen, anstatt Ngoumou zu schicken, welcher obendrein einen schlechten ersten Kontakt hat. Diese Situation sind so essentiell im Gladbacher Spiel inzwischen, dass man einfach mehr Kapital daraus schlagen muss.

Der Weg zurück ins Spiel führt (endlich) über die Grundlinie

Kurz nach dem Treffer von Barkok nutzen die Fohlen in Person von Ngoumou und Honorat endlich mal die Tiefe am Flügel und brechen durch bis zur Grundlinie. Die bereits angesprochene Schwäche der Mainzer in der Boxverteidigung zeigt sich erneut, jedoch hat Zentner dem Kopfball von Cvancara eine Monsterparade entgegenzusetzen, wodurch Gladbach nicht den Ausgleich markieren kann.

Doch als in Minute 89 Joe Scally mit dem Weitschuss den Gladbacher Ausgleich markiert, war das Muster ein ähnliches. Die Fohlen hatten inzwischen durch ihre Wechsel auf ein 4-2-3-1 umgestellt und bekamen erneut über den designierten Linksverteidiger Wöber und den linken Flügel Ngoumou Tiefe in ihr Spiel und drängten Mainz zurück an die eigene Box. Dass der Ball am Ende bei Scally landet und wie dieser abschließt, ist natürlich Glück, aber die Fohlen erarbeiten sich genau dieses Glück auch durch ihren Einsatz Richtung Grundlinie in diesen Szenen.

Fazit: Glück im Unvermögen

Die Borussia schlägt sich irgendwie gefühlt selbst ein wenig an diesem Spieltag. Beide Mainzer Tore fallen durch individuelle Aussetzer und dennoch hätten die Fohlen dieses Spiel vermutlich ohne Grudas Traumtor und den teilweise unmenschlichen Paraden von Robin Zentner gewonnen, da sie Alles in Allem die bessere Spielanlage hatten. Die Devise muss dennoch sein, im Anlaufen eine gefestigtere Struktur zu finden und dann darüber im Positionsspiel auch noch mutiger in die Zonen zu kommen, wo man dem Gegner wirklich weh tun kann. Ausschließlich Flanken zu schlagen kann auf Dauer nicht das Mittel der Wahl sein.

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