Die Art, wie Borussia Mönchengladbach gegen Freiburg gespielt hat, ist wie Pyro zünden in der Südkurve: Schnörkellos, unbekümmert, aber am Ende leider mit zu wenig Ertrag. Marc erklärt Euch in dieser Analyse, auf welche Weise Borussias neuer Pragmatismus zu dem stabilen Unentschieden geführt hat.
Gladbachs 4-4-2 gegen Freiburgs 3-1-5-1
Freiburg agierte im 3-1-5-1 mit den hohen Flügeln Kübler und Günter, um im Halbraum Eggestein und vor Allem Grifo offen zu finden, was ihnen selten gelang.
Grund dafür war das kompakte 4-4-2 der Fohlen mit geringen Abständen zwischen den Ketten. Siuativ wurde daraus sogar fast ein 5-Raute-1, wenn Hofmann den überlaufenden Günter aufnahm und Stindl dafür im Zentrum unterstützte. (vgl. Bild unten)
Freiburg reagierte auf das kompakte 4-4-2 der Fohlen..
..mit diagonalen Flugbällen in der Spieleröffnung. Dieses Stilmittel kam den Fohlen entgegen, da sie so wenig Kompaktheit verloren, indem sie verschoben. Gladbach provozierte dies, da sie die Freiburger oft auf deren rechte Seite lockten, wo sie in Person von Scally und Hofmann zupacken wollten. So blieb der lange Aufbau für Freiburg, den Gladbach gut handeln konnte. Wichtig war dann auch in diesen Phasen den Ballbesitz zu sichern, wie im untenstehenden Video zu erkennen.
Auch im Ballbesitz überzeugte die Borussia erneut durch gute Strukturen
Die Mannschaft von Daniel Farke arbeitete im Aufbau immer wieder mit Assymmetrien. So wechselten die Fohlen während der Partie immer wieder zwischen einem 3-2 Aufbau mit flachem Bensebaini, hohem Scally und einrückendem Hofmann und einem 3-1-3 mit abkippendem Koné, eingerücktem Bensebaini im Halbraum und flachem Scally auf der Gegenseite. So schafften sie es immer wieder, die Breisgauer aus ihrem 3-5-2 gegen den Ball ins Mittelfeldpressing zu locken.
Die Halbräume attackiert und Freiburg gelockt
Wie im oberen Video zu sehen, wartete die Borussia darauf, dass Freiburg zu gierig gegen Kramer oder Koné im Vorwärtsverteidigen wurde. Die Szene ist bewusst so lange geschnitten, um zu zeigen, wie der starke Scally den Ballbesitz erobert, BMG ihn sichert und er dann schließlich die Situation erkennt und tief spielt.
Das Herausschießen von Höfler öffnet den Halbraum, Stindl kann Lienhart locken und Freiburg steht in letzter Linie in direkten 1vs1 Duellen. Die Vorbereitung dieser Situation ist gut, aber dass Stindl, Scally, Kramer und auch Pléa und Thuram diese Szene erkennen, zeigt, dass Farkes Muster greifen und dies klare Vorgaben sind, gute Arbeit des gesamten Teams.
Dieses Video zeigt, was Gladbach in dieser Saison gelernt hat und wie sie es immer mehr auf den Platz bekommen.
Stindl mehrfach, Thuram, Koné locken mehrfach die Freiburger durch das Entgegenkommen, tief gehen und erneut Entgegenkommen. Als Koné erkennt, dass sein Gegenspieler Eggestein 2 Meter zu spät kommt, öffnet er vorab, gibt Winkel und spielt im ersten Kontakt tief. Der direkte Anschluss lässt, ähnlich wie im vorherigen Video, den Schluss zu, dass diese Muster gewollt sind.
Die Konsequenz von Koné wird leider nicht belohnt, auch wenn es nach der Geduld und dem Vorbereiten der Fohlen verdient gewesen wäre.
Den Gegner ins Zweifeln gebracht
Nicht nur strukturell wechselten die Fohlen immer wieder den Aufbau, sondern auch in der Heransgehensweise. Sofern Freiburg mutiger wurde und im direkten 1vs1 auf dem Sprung die Fohlen locken wollte, kurz aufzubauen, erkannte Tobias Sippel dies und eröffnete (meist) erfolgreich mit dem gechipten Ball auf Thuram, um die ersten beiden Ketten der Gäste zu überspielen. Ein seit dieser Saison beliebtes Stilmittel der Borussen, um hoch anlaufende Gegner ins Zweifeln zu bringen.
Die nötige Spannung gegen den Ball als Schlüssel für den Ballbesitz
Die Borussia war bereit, der Forderung der Fans „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ nachzukommen, sowohl nach Ballverlust (s.oben), als auch in der generellen Struktur gegen den Ball. So verschoben sie nicht nur in Minute 5 komplett auf die ballnahe Seite und stellten ein 10vs6 her,..
..sondern zeigten diese Prinzipien nach 30 Minuten und behielten auch..
..die Grundstruktur mit engen Ketten im 4-4-2 über die gesamte Spielzeit bei.
Die besten Chancen des Spiels- die Borussia behält die Oberhand
In Halbzeit 1 haben die Fohlen das klare Chancenübergewicht gehabt. 2 Halbchancen der Freiburger hatte die Borussia mit Thuram(7.), Bensebaini (36.), Elvedi (42.) und die im Video unten zu sehende Großchance von Pléa, bei der die Fohlen dank einem guten Gegenpressing den Ballbesitz erobern und Pléa zum freien Abschluss bekommen, Einiges entgegenzusetzen. Zugegeben ein herausragend gutes 1vs1 wie auch Sascha in seiner Keeperanalyse auf Twitter schreibt.
Mit etwas Glück in der Entscheidungsfindung gewinnt die Borussia, weil..
.. die Fohlen sich gute Situationen erarbeiten aber am Ende Pech im letzten Ball oder im Abschluss haben.
Ein sicherer Rückhalt und eine geschlossene Mannschaftsleistung sichern den Punkt
Nachdem der zugegeben nicht immer souveräne Schiedsrichter Stindl blockt, wird Tobi Sippel zur Flugparade gezwungen, welche er abwehren kann und die Fohlen im Spiel hält.
Nach dem Platzverweise von Ramy Bensebaini in Minute 88 mussten die 9 verbliebenen Feldspieler der Borussia leiden und füreinander kämpfen. Während Pléa vorne das Glück verwehrt blieb, half er hinten mit, das Unentschieden zu sichern.
Fazit: Den Sieg verpasst und dennoch den Punkt erkämpft
Während man vorne Pech hatte im Abschluss, verteidigte man gegen den Ball sehr diszipliniert und aus guter Struktur und hatte über weite Strecken alles im Griff.
Die Fans forderten: „Wir wollen euch kämpfen sehen“ und die Mannschaft lieferte und verdiente sich diesen Punkt.
Eine Analyse von Marc (@ZonalMarc).