StartAnalysenBo Svensson - Spielanalyse FSV Mainz 22/23

Bo Svensson – Spielanalyse FSV Mainz 22/23

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Trotz der Niederlage im vergangenen Auswärtsspiel in Wolfsburg befindet sich der FSV unter Trainer Bo Svensson auf einem positiven Weg. Besonders die Rückrunde – beginnend ab Ende Januar – und die Phase vom 20. bis zum 29. Spieltag, in der Mainz zehn Spiele ungeschlagen blieb und dabei 22 Punkte einfahren konnte, beeindruckten sehr.

Der FSV Mainz 05 steht unter dem 43-Jährigen für eine klare Spielphilosophie:
Umschaltfußball, der auf das Gegenpressing fußt.
Intensität, Laufumfang und Kompaktheit sind im Spiel gegen den Ball die Basis.
Deniz hat sich die Spielprinzipien im Defensiv-, sowie Offensivspiel von Bo Svensson angeschaut und erklärt, wie der FSV diese mit Leben füllt. 

Angriffspressing

Bo Svensson und seine Elf laufen bei gegnerischen Abstößen hoch an. Die Intensität dabei ist die Basis.
Jegliche Gegenspieler haben einen direkte Zuteilung. Dabei werden besonders die Sechser mannorientiert zugestellt. Die beiden gegnerischen Innenverteidiger sind zwar zugeteilt, zunächst aber offen gelassen, um auf ein Anspiel dieser das Pressing auszulösen. 

Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Entscheidet sich der Gegner für eine Seite, rückt der ballnahe Flügelverteidiger hoch auf den gegnerischen Außenverteidiger, während die ballnahen Sechser bzw. Zehner mannorientiert zugestellt werden. Der ballferne gegnerische Sechser wird dabei nicht beachtet, sodass sich Barreiro von seiner Mannorientierung löst, und darauf bedacht ist, den eigenen Sechser-Raum abzusichern (Zweikämpfe gehen verloren, oder der Gegner schlägt einen Befreiungsschlag). Durch die Raumverknappung, die Mainz dem Gegner aufdrückt, fehlen sämtliche Optionen: selbst der “einfache” lange Ball sichert die Elf von Svensson ab.

Pressingstruktur Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Zudem doppeln sie den ballnahen Sechser ständig: Ingvartsen schließt mit dem Deckungsschatten Kampl, der gleichzeitig von Ajorque manngedeckt wird. So kann der Gegner zwar den Rückpass auf den freien Innenverteidiger spielen, aber sichern damit ein mögliches Zuspiel auf den Sechser unter Druck ab, der sich z. B. nicht über ein “klatschen-und-gehen” befreien kann.
So auch im weiteren Verlauf:
Stach und Barreiro doppeln nun Laimer, locken gleichzeitig auf den anderen Flügel und packen dort erneut zu.

Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Der Gegner wird so lange auf die Flügel hin und her gelenkt, bis dieser die Geduld verliert und sich für Befreiungsschläge entscheidet, die Mainz wie bereits erwähnt absichert.
Barreiro ist als einer der beiden Sechser vorgerückt, sodass Kohr als Partner im Zentrum absichert. Im unten skizzierten Beispiel schlug Leipzigs Halstenberg einen Ball ins Zentrum, den weder Kampl, noch Ajorque gewinnen konnten. Dieser konnte dann von Kohr eingesammelt werden.

Struktur im Angriffspressing Mainz 05
Quelle: Eigenfertigung. Beispielszene aus dem Auswärtsspiel in Leipzig (0:3)

Angriffspressing im „open play“

Die Mainzer sind aus dem Spiel heraus gewillt aus einer Kompaktheit heraus, im “richtigen” Moment in ihr Angriffspressing überzugehen.
Dabei sichern sie zunächst immer den für den Gegner “raumgewinnenden” Pass ab. Onisiwo steht im 5-2-3 diagonal abgekippt zum vordersten Mitspieler Ajorque, um mit seinem Deckungsschatten den Halbraum für den Gegner zu schließen.
Dabei provoziert er zudem, dass der Gegner auf den Mitspieler auf dem Flügel spielt. Eine Zone, die Mainz und generell viele Pressingteams gerne haben, um dort die Raumverknappung für den Gegner erzwingen zu können.

5-2-3 Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Der ballnahe gegn. Sechser wird von Barreiro oder Kohr mannorientiert zugestellt, je nachdem, wer in Gegnernähe ist, während der andere im Raum absichert. Entsteht eine neue Situation, in einer anderen Zone, geht auch der eigentlich im Raum absichernde Sechser in die Mannorientierung über.
Dabei können sich je nach Situation diagonale Passfenster, zwischen Kohr und Barreiro, öffnen, die der Gegner im Halbraum bespielt. Um den Halbraum zu kontrollieren, rückt dort einer der drei Innenverteidigern mannorientiert auf den Gegenspieler raus und diese werden daran gehindert, aufzudrehen, oder daran eine Verlagerung auf die ballferne Seite spielen zu können.

5-2-3 Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

So auch in der gegnerischen Verlagerung, wenn beide Sechser ballfern isoliert wurden:

5-2-3 Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout
5-2-3 Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Fällt bei dem Gegner einer der Sechser in einen 3er-Aufbau, so reagiert die erste Pressinglinie von Svensson flach. Bei Zuspiel auf die Außen, presst Mainz´ Flügelzehner im äußeren Bogen auf den starken – i.d.F. rechten – Fuß des Gegners, der ihm verschiedene Passwinkel nimmt.

Struktur erste Linie im Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Dahinter agiert der Flügelverteidiger, sowie Mainz´ ballnaher Sechser mannorientiert.
Zudem rückt Ajorque nicht auf den zentralen Innenverteidiger raus, sondern bleibt in seiner horizontalen Linie, um im Rücken den gegnerischen Sechser-Raum zu schließen.

Würde sich der Gegner in der Theorie dennoch trauen, in den Druck hinter Ajorque zu spielen, könnte Barreiro aus seiner raumorientierten Absicherung in das Vorwärtspressing übergehen.

Struktur im zweiten Block im Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

So nimmt Mainz dem Gegner sämtliche progressive Passmöglichkeiten, drängt diesen zurück, um dort pro-aktiv wieder auf die Flügel zu lenken.

Mannorientierungen im Angriffspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout
Durchpressen der Mainzer auf den Flügeln
Bildquelle: Wyscout

So auch gegen einen flachen 4er-Aufbau, mit “nur” zwei Innenverteidigern. Ajorque geht in die Manndeckung des ballnahen gegn. Sechsers über, während die beiden Flügelzehner – in Kombination der beiden eigenen Sechser eine Art “Würfel-5” bilden. Dabei pressen die Flügelzehner frontal, schließen mit ihrem Deckungsschatten Halbräume. Auf den Flügel pressen dann die Flügelverteidiger auf die flachen gegn. Außenverteidiger. Durch die fleißige Defensivarbeit der Stürmer, können Barreiro und Kohr im Raum dahinter entweder doppeln, oder zumindest in absichernder Funktion tätig sein.

Würfel-5 bei Mainz´ Pressingstruktur
Bildquelle: Wyscout
Vortwärtspressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Mittelfeldpressing

Mainz´ Herzstück ist die Kompaktheit in ihrer defensiven Grundformation. Im Mittelfeldpressing agieren sie in ihrer 5-3-2 Struktur in einer Mischung aus Mann- und Raumorientierung. Dabei agieren die Achter aus der Raum- in eine Mannorientierung, wenn der Gegner in die Halbräume in zweiter Linie spielt. Das Pressing soll den Gegner immer auf die Flügel lenken und möglichst selten die Innenbahn öffnen.

5-3-2 Mittelfeldpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Dort pressen die Flügelverteidiger aus der 5er-Kette heraus auf die gegnerischen Flügelspieler raus, während die Innenverteidiger stets im Raum positioniert sind, und nur im absoluten Notfall aus der Kette rausschießen.

5-3-2 Mittelfeldpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Gegen gegnerische 4er-Ketten entstehen durch diese Prinzipien asymmetrische 4-2-3-1 Formationen: Ajorque und der ballferne Flügelzehner fallen, um die gegnerischen Sechser zu schließen, während die Flügelverteidiger auf die flachen Außenverteidiger rausrücken. Verschieben die Mainzer auf die Flügel, dann schieben auch die seitlichen Halbverteidiger, die dann nominell die Außenverteidiger der 4er-Kette werden, mit auf die Ballseite und agieren in einer Mischform zwischen Raum- und Mannorientierung.

Das Zentrum ist in personeller Besetzung und Überzahl aufgebaut. Das Zentrum soll dabei stets verdichtet sein und keine Räume bieten, die der Gegner zum Beispiel für Verlagerungen nutzen kann. Will der Gegner verlagern, müssen sie den mühevollen Weg über die Innenverteidiger nutzen, von Station zu Station. Die Zeit nutzt der FSV, um wieder auf die Ballseite zu verschieben.

4-2-3-1 Mittelfeldpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Defensivpressing

Svensson ist darauf bedacht, selten in Momente zu gelangen, in denen sie 20m vor dem Tor verteidigen müssen. Situativ und auch in Spielen, wie zum Beispiel gegen den FC Bayern München, ist seine Elf jedoch durchaus darauf geprüft, eine gewisse Resilienz mitzubringen und diese Situationen auszuhalten. Dabei agieren sie auch hier in ihren Prinzipien. 

Die beiden Flügelzehner sind aus der Defensivarbeit nicht rausgenommen, sodass diese aus einem 5-2-3 Angriffspressing, in ein 5-4-1 Abwehrpressing übergehen.
Dabei positionieren sich besonders die beiden Sechser, in Kombination der drei zentralen Innenverteidiger, stets kompakt im Zentrum und bilden eine Art “Spinnennetz”, in das der Gegner immer wieder rein spielt.

5-4-1 Defensivpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Durch die einfach-besetzten Flügel, muss situativ einer der beiden Sechser seitlich rausschieben, was u. a. Halbräume vor der Kette öffnet. Die offenen Räume kompensiert Svensson mit Intensität in den Sprints gegen den Ball. Mit Lee, Onisiwo und den beiden Sechsern hat der FSV eine Vielzahl von Spielern, die dieses Pensum gehen und konstanten Balldruck rund um den Gegenspieler erzeugen können.

5-4-1 Mittelfeldpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout
5-4-1 Mittelfeldpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Zudem ist es wichtig, die Profile der jeweiligen Abwehrspieler zu analysieren, um zu verstehen, wieso Svensson auf eine bestimmte Art der Defensivarbeit setzt.
Mit Innenverteidigern, wie Bell, Hack und Fernandes hat man drei Spieler, die jeweils mindestens 1,90m lang sind, und zudem mit Verteidigern, wie Hanche-Olsen und Leitsch ein physisches Gesamtpaket bedienen. 

Die Boxverteidigung ist unter dem 43-Jährigen ein Merkmal für die defensive Stabilität. Zwar kassierte Mainz im Monat April tatsächlich drei Gegentore nach Flankenhereingaben (Wolfsburg, Bayern und Bremen), jedoch war der FSV in dieser Kategorie zuletzt im Oktober geschlagen worden (Hinspiel in München) und bis dato im Ranking liga-führend gewesen.

So hat der FSV in statischen Situationen stets eine Vielzahl an Personal unmittelbar vor Keeper Zentner, aber auch im Rückraum konstant einen Sechser, der sich absetzt. Dadurch sind die gefährlichsten Zonen in Überzahl besetzt.

Strafraumverteidigung Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Auch, wenn der FSV z. B. in der gegnerischen Hälfte nach Ballverlust ausgekontert wird und gegebenenfalls Unordnung in der Zuteilung herrscht, ist der FSV immer mit mind. drei Innenverteidigern und einem Sechser im Rückraum vor dem Gehäuse besetzt.

Strafraumverteidigung Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Bo Svensson steht für Disziplin, Ordnung und klare, sowie festgelegte Abläufe. Diese fordert er auch stets ein.
Für Mainz 05 sind diese Tugenden die Basis für ihr Spiel und dafür, um die Erfolgswahrscheinlichkeiten zu erhöhen.
Trotzdem gibt es auch unter Svensson ein paar Muster und Abläufe im Ballbesitzspiel, welche nun vorgestellt werden.

Mainz in der Spieleröffnung

Die Mainzer agieren unter Trainer Bo Svensson im Ballbesitz in einer 3er-Kette. In der Eröffnung über den Keeper splittet sich die nominelle 3er- in eine 4er-Kette, sodass meist der rechte Halbverteidiger breit auffächert. 

Im “open play” agiert der FSV in einer 3-2 Struktur. Meist ist es der zentrale Innenverteidiger, der die Rolle als ersten Spiel-Eröffner ausführt. Ein Spielübergang, über das mittlere Spieldrittel als solches, gibt es höchstens nur für ein paar Kontakte, um mit Tempo und Speed ins letzte Drittel zu gelangen.

3-4-3 Struktur im Ballbesitz Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Aus dem Zentrum heraus hat der FSV zwei Kernprinzipien, wie sie ins letzte Drittel kommen.
In erster Linie fächern die seitlichen Verteidiger der 3er-Kette in die Breite auf. Besonders der ballnahe Verteidiger zieht in die maximale Breite.
Zudem fallen die beiden Flügelverteidiger und verändern ihre Positionshöhe, sodass sie durch ihre Gegnerbindung Gegenspieler frühzeitig raus- und die Abwehrkette des Gegners breitziehen.
Die doppelte Flügelbesetzung, die entsteht, reißen Halbräume auf.

Aus der 3-2 Struktur ziehen sich zudem die beiden Sechser eng zusammen. Die Halbräume, die sich öffnen, bespielt der FSV stets vertikal und direkt in die letzte Linie.

3-2-5 Struktur im Ballbesitz Mainz 05
Bildquelle: Eigenfertigung. Beispielszene aus dem Heimspiel gegen FC Augsburg.

Ziehen sich die beiden Sechser nicht zusammen, so splitten diese sich. In der gleichen Eröffnungsstruktur reißen die beiden Sechser das Zentrum auf, welches die Verteidiger vertikal bespielen.

3-4-3 Struktur im Ballbesitz mit flachen Wingbacks Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Ajorque lässt sich in diesen Momenten fallen, um für die Verbindung zu sorgen. Auffällig ist das Anschlussverhalten der beiden Sechser:
Diese lassen sich, nachdem sie erst das Zentrum öffneten, wieder fallen und lösen sich von der Mannorientierung des Gegners, um Ajorque “Klatsch”-Optionen zu ermöglichen.
Währenddessen attackieren die beiden Halbraum-Zehner die Tiefe, indem sie die Innenbahn und den im Rücken von Ajorque frei werdenden Raum belaufen. 

3-4-3 Struktur im Ballbesitz. Zentrum öffnen Mainz 05
Bildquelle: Eigenfertigung. Beispielszene aus dem Heimspiel gegen FC Augsburg.
3-4-3 Struktur im Ballbesitz. Zentrum bespielen, Tiefgang Mainz 05
Bildquelle: Eigenfertigung. Beispielszene aus dem Heimspiel gegen FC Augsburg.

Langer Ball – Gegenpressing Barreiro

Ihr häufigstes Mittel, um mit Tempo und Dynamik ins letzte Drittel zu kommen, ist ihre Vorbereitung auf das Gegenpressing – nach einem lang-gespielten Ball.
Dabei agieren sie stets in identischen Mustern. Schlägt der Keeper oder der Verteidiger einen langen Ball zum Zielspieler Ajorque (1,96m), attackieren die Sechser, besonders Barreiro – die Zwischenräume.

Gegenpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Dabei locken die Mainzer ihre Gegenspieler durch ihre hohe personelle Anzahl in flachen Positionen heraus und binden gleichzeitig in letzter Linie hoch und auch breit, um Zwischenräume größtmöglich aufzuziehen. So versuchen sie mehrere Linien gleichzeitig zu überspielen und mit Dynamik auf die letzte gegnerische Kette zu laufen. 

Gegenpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Gelingt dies nicht, so entwickeln sie durch ihr Positionsspiel Präsenz rund um den zweiten Ball und können direkt ins Gegenpressing, wenn der Ball nicht festgemacht werden kann.

Langer Ball Gegenpressing Mainz 05
Bildquelle: Wyscout
Gegenpressing Barreiro Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Nach Ballgewinn auf die Flügel – Flankenspiel und Boxbesetzung

Durch die aufkommende Dynamik im Moment des Ballgewinns im Gegenpressing und der Unordnung beim Gegner entstehen gewisse Räume, die der FSV direkt und vertikal meist über die Flügel nutzen möchte.
Der erste Ball des Sechsers geht auf die Flügel, von dort aus wird der erste vertikale Ball gesucht. Dabei splitten sich die Halbraumzehner auf und kippen auf die Flügel ab.

Flügelspiel vertikal Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Suchen diese die Innenbahn, nutzen sie ihre Flügelverteidiger auf der ballfernen Seite, die hochschieben. Ajorque zieht mit seinem Tiefenlauf den gegnerischen Außenverteidiger mit, was den Raum für den Schienenspieler öffnet. 

Diagonale Verlagerung Flügelspiel Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Die Boxbesetzung ist unter Svensson defensiv, wie offensiv ein Thema. Dabei laufen meist die genannten Offensivspieler ein, während der ballferne Flügelverteidiger den zweiten Pfosten anläuft. Beide Sechser rücken raum- und mannorientiert vor und finden dementsprechend ihre Positionen unmittelbar vor der Box. Die restlichen drei Verteidiger sichern ab.

Strafraumbesetzung Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Durch die hohe personelle Anzahl innerhalb der Box und der aggressiven Absicherung der Sechser, sind diese für “Rebounds” gut positioniert und erzeugen in der zweiten Welle für Gefahr. Im Heimspiel gegen den FC Augsburg konnte Barreiro einen Klärungsversuch von Keeper Gikiewicz an den langen Pfosten weiterleiten, bei dem Onisiwo das Tor erzielen konnte.

Boxbesetzung Mainz 05 - Rückraumbesetzung
Bildquelle: Wyscout

Gewinnen die Mainzer in ihrem Angriffspressing den Ball und erwischen den Gegner offen in ihrer letzten Verteidigungslinie, entstehen größere Räume, die sie belaufen. Im Zentrum finden typische Kreuzbewegungen statt, um a) Schnittstellen zu öffnen und b) die Aufmerksamkeit der Verteidiger auf sich zu ziehen, die für andere von Vorteil sein können. Gegen Borussia Mönchengladbach konnte Lee so im Rückraum gefunden werden, der zum Führungstreffer per Kopf traf. 

Strafraumbesetzung Mainz 05
Bildquelle: Wyscout

Schlussfrage:
Bo Svensson steht für Intensität & Vertikalität – Reicht das für ein Top-Team in Zukunft?

Bo Svensson ist in Mainz einen goldenen Schritt für seine Trainerkarriere gegangen.
Nicht nur, dass er den Klub in seiner ersten Saison – als er mittendrin übernahm – phänomenal vor dem Abstieg rettete, sondern auch deshalb, weil sich der damals noch relativ unerfahrene Trainer in Ruhe entwickeln konnte.
So hat der 43-Jährige aktuell 83 Pflichtspiele für den FSV Mainz als Cheftrainer begleitet und dabei einen Punkteschnitt von 1,49 nachzuweisen (Stand: 04.05.23).
Eine starke Bilanz!

Bo Svensson steht in seinem Spiel für Geradlinigkeit, für glasklare Abläufe mit und vor allem gegen den Ball.
Aus Intensität, Laufbereitschaft und klaren Prinzipien, wie sie verteidigen, pressen und fallen wollen, hat der Däne ein Gesamtpaket, welches sich sehen lässt.

Das Spiel im Ballbesitz ist ein Mittel, welches Svensson für sich und seine Mannschaft sehr direkt interpretiert. Er versteckt sich nicht vor dem Ball, möchte mit diesem so schnell wie möglich – dabei auch in Kauf nehmend viele Ballverluste zu produzieren – in gegnerische Tornähe kommen.
Mit durchschnittlich 43,5% ist Mainz 05 in dieser Saison die Mannschaft mit dem viert-geringsten Ballbesitzanteil (Platz 18 Hertha BSC 42,8%) der ersten Bundesliga.
Wenn Svensson in Zukunft den Schritt zu einem größeren Klub machen möchte, muss sich dieser im Spiel mit dem Ball dahingehend weiterentwickeln, dass gewisse Ruhephasen eingestreut werden müssen. Die Intensität, die seine Mannschaft fahren muss, ist enorm. Auch das Spielübergang, den Svensson beinahe missachtet, wird ein Entwicklungsfeld werden.

Schlussendlich ist festzuhalten:
Bo Svensson ist ein Trainer, der weiß, wie kurz- und mittelfristig Erfolg etabliert werden kann. Ein relativ junger Trainer, der viele interessante Ansätze – vor allem im Angriffs- und Mittelfeldpressing – mitbringt und noch Luft für Entwicklungsstufen in seinem ganzheitlichen Spiel hat.
Bo Svensson sollte man dementprechend im Auge behalten.

Eine Analyse von Deniz. Scheut euch nicht, mich bei offenen Fragen anzusprechen.

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