Am 13. Spieltag der Bundesliga schlägt Borussia Mönchenglabach die TSG Hoffenheim mit 2:1 nach Toren von Pléa und Ngoumou. Nachfolgend hat @marc (@ZonalMarc) das Spiel für euch analysiert und zeigt auf, warum der Sieg glücklich war und warum die Fohlen nicht immer so viel Kontrolle im Spiel hatten.
Die Grundordnung
Die Fohlen mussten nach den Ausfällen von Jordan, Cvancara, Weigl und Wöber mächtig umbauen. Ngoumou, Friedrich und Neuhaus rückten ins Team und aus dem gewohnten 5-1-2-2 wurde eine Würfel-Fünf mit Neuhaus auf der 10. Hoffenheim hingegen agierte ohne Kramaric ebenfalls mit einer Würfel-Fünf, welche situativ aber auch zum 5-1-2-2 wurde.
Gladbachs Probleme gegen den Ball
Die Fohlen liefen selten höher an gegen das Team von Pellegrino Materazzo. Wenn, dann passte kaum ein Winkel im Anlaufen. Hoffenheim hatte so besonders im Zentrum immer wieder die Möglichkeit einen Sechser frei zu spielen, der dann in Spielrichtung drehen konnte. Die Idee, einen Dreier Aufbau der Hoffenheimer mit Neuhaus in hochgerückter Position anzulaufen, funktioniert nur dann, wenn man die daraus resultierende zahlenmäßige Unterzahl im Zentrum (Koné/Reitz – Becker/Tohumcu/Stach) durch einen rausverteidigenden Innenverteidiger auffängt. Dies schafften die Fohlen nicht und Hoffenheim konnte sich aus dem Druck lösen.
Die Boxverteidigung
Flanken aus dem Halbfeld zwischen die Innenverteidiger (siehe Bild oben) und Flanken von der Grundlinie auf den zweiten Pfosten (siehe Bild unten) stellten die Fohlen besonders im ersten Durchgang vor massive Probleme. Während bei Ersterem die Abstimmung zwischen Friedrich und Scally nicht passte, resultierte Letzteres aus individuellen Fehlern, die zu Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung führten, wodruch Honorat in der Fünferkette fehlte, Scally rausschieben und Friedrich, Elvedi und Netz durchschieben mussten, wodurch Kaderábek am zweiten Pfosten blank stand. In beiden Fällen verpasste Beier um einen Schritt die potenzielle Führung der Gäste. Die Fohlen hatten enormes Glück, bei diesen Nachlässigkeiten Ihrerseits nicht in Rückstand zu gehen.
Die fehlende Variabilität mit dem Ball
Die Borussia zeichnet sich in dieser Saison extrem durch ihr vertikales Spiel mit direktem Steil-Klatsch-Steil aus. Gegen die TSG jedoch fand man kaum in diese Muster. Im Aufbau war Joe Scally die treibende Kraft, was jedoch zugegeben nicht seine Kernkompetenz ist. Deswegen übernahm auch zunehmend Marvin Friedrich diese Aufgabe und versuchte vor allem Honorat oder Pléa in der Position zu finden. Verwunderlich, dass Hoffenheim den Fohlen dies immer wieder gewährte und die Borussia nicht im Aufbau auf deren linker Seite mit Nico Elvedi zu pressen, da dieser aufgrund seiner fehlenden Qualität im Aufbau mit links als gelernter Rechtsfuß limitiert war.
Durch das Fehlen von Jordan und Cvancara fiel ein weiteres Kernelement der Fohlen mit tiefem Wandspieler raus aus dem Portfolio und die Fohlen kamen nur selten in gut vorgetragene Angriffe aus dem Positionsspiel. Wenn man Honorat in der vertikalen Position fand, fehlte zu häufig die Anbindung, wie sich im unteren Bild gut erkennen lässt. Reitz und Scally sind keine wirklichen Optionen unter dem Ball, da zu spät in der Position. So konnte Hoffenheim immer wieder Honorat pressen und den hohen Ballgewinn provozieren.
Das fehlende Verbindungsspiel
Wie eben bereits thematisiert, ging dem Gladbacher Spiel die Option des tiefen Anspiels auf einen Wandspieler eine wesentliche Option verloren. Dies gepaart mit der Tatsache, dass Neuhaus als nomineller Zehner immer wieder in zweite oder gar erste Linie abkippte, sorgte dafür, dass die Fohlen kaum eine Möglichkeit für eine Verbindung zwischen Aufbau und letzter eigener Linie hatten. Im unteren Bild lässt sich gut erkennen, wo Neuhaus sich absetzt und wo dadurch der Raum unbesetzt ist, den Gladbach so dringend bräuchte. Pléa positionierte sich immer wieder in genau diesem und hätte in der Kombination mit Neuhaus so dafür sorgen können, dass die letzte Linie der Fohlen, bestehend aus Ngoumou und den Wingbacks Netz und Honorat, in Szene hätte gesetzt werden können.
Wenn die Fohlen in dieser Postionierung mal standen, ermöglichte dies Neuhaus und Pléa in direkte Duelle gegen Stach und Tohumcu zu kommen. Besonders Alassane Pléa, der aktuell in überragender Form ist, zeigte immer wieder, was dann möglich war. Durch clevere Fintierbewegungen vor seinem ersten Kontakt, konnte er in den freien Raum im Rücken seines Gegenspielers aufdrehen und auf die Hoffenheimer Kette zudribbeln.
Die Fohlen kommen dank einer Änderung zur Pause besser ins Spiel
Zwei wesentliche Faktoren sorgten dafür, dass die Fohlen zu Beginn der zweiten Hälfte besser im Spiel waren. Zum Einen agierte man nur in gewohnter 3-1-2-1-3 Struktur mit Koné in der Weigl-Rolle und Reitz, Neuhaus und Pléa im Verbindungsspiel. Ein weiterer wichtiger Faktor war die Hereinnahme von Chiarodia für den angeschlagenen Nico Elvedi. Somit hatten die Fohlen einen Linksfuß im Aufbau auf der halblinken Innenverteidigerposition und konnten nun beidseitig ins Zentrum und vertikal eröffnen. Hoffenheim erlangte somit weniger Zugriff.
Die Führung für die Borussia kam dann dennoch etwas überraschend. Sie profitierten von einer guten Positierung von Pléa im Zwischenraum und einem Geschenk von Kabak, der den Franzosen der Borussia foulte, obwohl dieser vom Tor weg dribbelte. Dass ausgerechnet Pléa erneut im Mittelpunkt dieser Aktion stand ist kein Wunder, bedenkt man nur, wie wichtig er aktuell für das Team von Gerardo Seoane ist. Den fälligen Elfmeter verwandelt er gegen Baumann sicher, der zuletzt 3 Elfmeter in Folge parieren konnte.
Die Führung hält wieder nicht lange
Wie schon zuletzt in Dortmund musste die Borussia auf den Führungstreffer einen erneut schnellen Wirkungstreffer einstecken. Die Hoffenheimer schaffen es mit dem eingewechselten Bülter Reitz und Honorat am Flügel zu isolieren und Tohumcu und deren Rücken freizuspielen, der dann unbedrängt flanken darf. Weghorst positioniert sich in der Mitte clever zwischen Chiarodia und Netz und kann den Kopfball im Tor unterbringen. Ärgerlich für Moritz Nicolas, dass er am Abschluss des Niederländers noch dran ist und ihn fast sensationell abwehren kann.
Die Einwechslung von Kramaric stellt Gladbach vor Probleme
Hoffenheim schaffte es mit der Hereinnahme von Kramaric immer wieder zwischen den Gladbacher Ketten einen freien Fuß zu finden. Die Fohlen waren in dieser Phase sehr bemüht die direkten Passwege der Halbverteidiger der Gäste ins Zentrum zu schließen, verloren dabei jedoch zunehmend die vertikalen Halbräume, in denen sich Kramaric gut bewegte aus den Augen. Daraus resultierten zunehmend gute Gelegenheiten für die Gäste und die Borussia muss sich bei ihrem glänzend aufgelegten Schlussmann Nicolas bedanken, der zwei, drei mal herausragend reagiert, bedanken, dass sie nicht in Rückstand gerät. In dieser passiven Phase lässt die Borussia durchschnittlich 34 Pässe zu, bis es zu einer Defensivaktion kam(Quelle: WyScout). Dies gepaart mit der sehr tiefen Aufstellungslinie von 34 Meter (Quelle: WyScout), in der restlichen Partie waren es 40+, sorgte dafür, dass Hoffenheim die Fohlen teilweise am eigenen Strafraum einschnüren konnte.
Den Spielverlauf auf den Kopf gestellt
Dass die Borussia mitten in diese schlechte Phase in Führung geht, ist vielleicht so ein wenig die ausgleichende Gerechtigkeit für das Gastspiel zuletzt im Signal Iduna Park, als es genau andersherum lief. Die Fohlen gehen in Minute 80 in Führung, da Pléa auf die Kette andribbelt, Netz gut hinterläuft, Pléa beim Abspiel das richtige Timing wählt und Hoffenheim Ngoumou aus den Augen verliert und dieser frei im Fünfmeterraum zum Tor abschließen darf. Eine schmeichelhafte Führung, wenngleich dieser Spielzug sehr gut raus kombiniert war.
Fazit: Nicht gut gespielt, aber reif runtergespielt
Das untere Bild beschreibt die letzten Minuten im Borussia Park sehr gut. Die Fohlen schaffen es immer wieder, Zeit von der Uhr zu nehmen an der gegnerischen Eckfahne. Besonders die eingewechselten Kramer und Hack haben absolut positiven Anteil an diesem Erfolg. Erwähnenswert sind jedoch auch die zudem eingewechselten Herrmann und Ranos, da Seoane es schafft, den gesamten Kader mit Einsatzzeit bei Laune zu halten. Auch in knappen Phasen des Spiels schenkt er den potenziellen Ergänzungsspielern volles Vertrauen und wird belohnt. In vielen Statistiken liegt die Borussia gegen Hoffenheim hinten, aber 57% zu 41% gewonnener Zweikampfquote (Quelle: WyScout) erarbeitet sich die Mannschaft diesen Erfolg regelrecht und überzeugt zwar spielerisch nicht auf ganzer Linie, aber fährt enorm ersatzgeschwächt die wichtigen 3 Punkte daheim ein.