Borussia hat sich endlich den ersten Saisonsieg geholt und in Bochum mit 3:1 gewonnen. Florian (@borussiabarca) präsentiert euch drei Gründe für die drei Punkte.
Grund 1: Einfacher Fußball
Wenn Bochum eins kann, dann ist es aggressiv und hoch anzulaufen. Wie Thomas Letsch nach dem Spiel betonte, ist es Teil des Selbstverständnisses dabei auch bewusst Risiko zu gehen. Nicht erst beim 0:7 in München, sondern auch schon in der Vorsaison (beispielsweise beim Spiel im Borussia-Park) hat sich allerdings gezeigt, dass der Raum hinter den ersten beiden Pressinglinien immer wieder riesig groß werden kann.
Borussia hat sich darauf konzentriert diese Schwäche auszunutzen. Im eigenen Aufbau wurde konsequent größeres Risiko vermieden, um Bochum nicht durch Ballgewinne ins Spiel kommen zu lassen.
Wie schon bei Twitter und Co festgestellt, waren Borussias Mittelfeldspieler Weigl, Reitz und Neuhaus wenig ins Aufbauspiel eingebunden.
Das war so gewollt: Borussia baute mit einer flachen Viererkette auf, bei der Elvedi auf die Rechtsverteidigerposition rückte, während Honorat hochschob. Die tiefe Positionierung von Elvedi und Netz sollte Bochum dazu bringen, mit den eigenen Wingbacks (Passlack bzw. Wittek) hochzuschieben und Räume hinter sich zu öffnen. Besetzt wurden diese Räume dann von Plea und Jordan, die von Wöber und Itakura meistens direkt mit tiefen Bällen gesucht wurden.
Grund 2: Plea und Jordan in Topform
Du gewinnst das Spiel in Bochum mit diesem Matchplan nicht ohne individuelle Topleistungen. Gerade wenn du das Mittelfeld direkt überbrücken und deine Stürmer früh als Ankerpunkte suchen willst, bist du darauf angewiesen, dass diese ihre Zweikämpfe gewinnen und zudem einen ruhigen Fuß beim Einsetzen der Mitspieler haben. Beides traf an diesem Tag zu. Ist Borussia also von der Laune seiner Angreifer abhängig und hat einfach nur Glück gehabt?
Wenn wir uns das Spiel angucken, stellen wir Muster fest, die für Trainer Gerardo Seoanes Spiel charakteristisch sind: Er lässt selten alle Spieler gleichermaßen gegen den Ball arbeiten, sondern legt eine klare Arbeitsteilung auf dem Platz fest.
In Bochum kann man deshalb feststellen, dass Borussia häufig nur mit 8 Feldspielern kompakt verteidigte – Plea und Jordan standen meist in größerem Abstand und fast unbeteiligt rund um den Mittelkreis.
Seoane geht damit bewusst Risiko ein: Er muss abwägen, ob die Vorteile der hohen Positionierung die Nachteile (das Fehlen in der Defensive) aufwiegen oder nicht. Was aber sind die Vorteile?
Zum Einen binden Plea und Jordan stets 2-3 Gegenspieler, die ihrer Mannschaft im Offensivspiel fehlen.
Zum Anderen – und das sollte man nicht unterschätzen – sparen sie durch ihre Schonung bei der Abwehrarbeit Kräfte. Sie sind frischer, wenn sie tief angespielt werden, können sich auf das offensive Umschalten konzentrieren. Über 90 Minuten kann so eine Arbeitsteilung entscheidende Vorteile bringen.
Es ist also nicht bloß eine Frage der Tagesform, dass Plea und Jordan so stark performt haben. Sie konnten sich auf ihr Ding konzentrieren und im Rampenlicht stehen, weil andere für sie gelaufen sind.
Grund 3: Gutes Timing gegen den Ball
Es gibt verschiedene Signale dafür, dass eine Mannschaft besser zu sich findet. Ein wichtiges ist das Timing in den eigenen Aktionen. Borussias Team hat in Bochum nicht zuletzt gegen den Ball gezeigt, dass man Schritte geht.
Im hohen Anlaufen ging man konsequent mannorientiert vor. Plea und Jordan beteiligten sich hier, indem sie den Aufbau der Bochumer auf eine Seite (häufig auf die rechte) lenkten. Netz schob ebenso hoch wie Neuhaus und Reitz.
Bochum blieb oft nur der lange Schlag oder ein riskanter Ball ins Zentrum auf Zielspieler Hofmann. Wurde letztere Option gewählt, rückte mit z. B. Wöber ein Innenverteidiger hoch raus, um den Ballgewinn zu provozieren oder wenigstens das Spiel zu unterbrechen. Durch die enge Staffelung Borussias war Bochums Stürmer dabei meist im numerischen und positionellen Nachteil.
Mannschaftstaktik und Individualtaktik griffen bei Borussia in Bochum so ineinander: Gelegenheiten für Ballgewinne wurden gemeinschaftlich provoziert und von einzelnen Spielern effizient genutzt. Gut sieht man das am Beispiel von Luca Netz vor dem 1:0.
Neuhaus stresst Masovic, der so zum naheliegenden Ball auf den vermeintlich freien Passlack greift und die vielversprechendere Option im Zentrum übersieht.
Netz steht wiederum genau richtig: Er hält zwei Meter Abstand, bleibt aber auf dem Sprung und aktiv. Er ist weit genug weg, damit sein Gegenspieler noch angespielt wird, aber auch nah genug, um mit einem kurzen Sprint zu intervenieren. Sein Ballgewinn führt zum ersten Tor.
Mit diesen vielen kleinen, richtigen Entscheidungen zog Borussia das Spiel auf ihre Seite. Ermöglicht wurden sie durch eine Struktur, die es den Spielern ermöglicht, sich auf das zu konzentrieren, was sie können.